Gestern #Deutschstunde gesehen & nach wie vor unsicher, was ich davon halten soll. Daher ein Thread. – Das Buch v. Siegfried #Lenz muss ich früh gelesen haben, beschwingt v. Gefühl, jetzt "echte" #Literatur zu lesen. In Erinnerung geblieben: Beeindruckt zu sein v. Sprache & /1
Bildlichkeit (um Bilder geht es ja auch), aber enttäuscht zu sein, weil der Roman immer wieder auf Konflikte & Höhepunkte zuzusteuern schien, die dann nicht materialisierten. Alles zerfloss i. schöner Sprache zur Konturlosigkeit – so meine Erinnerung. Vermutl. Deshalb habe ich /2
wohl im Gedächtnis den Roman d. 1950er Jahren zugeordnet & war dann erstaunt, dass er 1968 erschien. Willkürlicher Vergl.: Alfred #Andersch viel kälterer, härterer "#Efraim" kam schon 1967. Der Kinofilm jetzt hat mich nach etwas zähem Beginn (Sprachlosigkeit d. Figuren als /3
Stilmittel) schon beeindruckt, passt aber zum Roman, da sehr langsam erzählt & brachial i. d. Symbolik. Bei aller Faszination hat er mich auch unangenehm berührt, was ich aber schwer auf Begriffe bringen kann. Liegt sicher a. d. Erzählweise, dann auch am Bilderarsenal – /4
typisch f. eine älter gewordene erzählte Welt. D. Tieffliegerangriff; d. Pubertätsphantasien, wenn eine Künstlerin dem Protagonisten i. Gesicht herumstreichelt; überhaupt d. Reduktion auf ein Familiendrama, ohne dass übrigens Hauptbetroffene der Repression /5
vorkamen. (Ja, die Brutalität zeigt sich im Film sehr gut; auch, wie die Diktatur das Private zerfrisst & Familien zerstört – sehr stark hier m. E. d. Rolle d. Mutter, die übrigens kaum spricht. Andererseits ist der primäre Konflikt d. Films der um e. ein bis zwei Jahre /6
dauerndes Malverbot, die Figuren weitab v. allem - bis auf d. desertierten Bruder.) Schwierig für mich auch d. Charakter einer #Parabel, v. a. in d. Szenen aus der Zeit n. Ende d. #Dritten#Reiches. Psychologisch imho wenig überzeugend, damit es didaktisch passt. Was noch /7
bleibt: D. Frage, ob es #1933-45 eigentl. um übersteigertes Pflichtbewusstsein i. d. Sinne ging, wie d. Film suggeriert. D. diesbezügl. übrigens nicht eindeutig ist, denn der pflichtbewusste Polizist hat offenbar auch niedere Motive (Angst, verlacht zu werden) & eine eigene /8
Haltung (keine Änderung der Position m. Änderung des Pflichtenkatalogs n. d. Diktatur). tl;dr: kann man sich ansehen. Der Teufelspakt (aus Gedächtnis zitiert): "Du unterstützt mich und ich mache etwas Brauchbares aus dir." Brutalster Moment: Ein Faustschlag. Bester /9
Satz: "Du bist zu der Erkenntnis gelangt, dass Deutschaufsätze geschrieben werden müssen." Eine Erkenntnis: Es ist grausam, schwächer als der eigene Vater zu sein & es zu bleiben. //
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Die #IQB-#Bildungstrends verraten viel über den #Deutschunterricht. (1.) ein paar Worte zu einigen Ergebnissen, die in d. Öffentlichkeit tls. verkürzt repräsentiert werden; (2.) was sind Probleme des Fachs Deutsch?; (3.) Erstaunliches zur empirischen Bildungsforschung. /1
Alles nachzulesen im IQB - Bericht (1.) Die ERGEBNISSE sind schlecht und zeigen zudem e. stark negativen Trend 2015-2022, der tlws. schon 2009 einsetzte. Ich beschränke mich exemplarisch auf das Lesen, was möglich ist, da die Ergebnisse für Zuhören /2iqb.hu-berlin.de/bt/BT2022/Beri…
u. Orthographie ähnlich sind. Auch schaue ich nur bsp.haft auf Bund & NRW. Vorab sei angemerkt, dass der Negativtrend im Bereich Orthographie, die heute oft symbolisch für Leistungsschwäche steht, noch am geringsten ausfällt. Erhoben wurde unter anderem, wie viele SuS sog. /3
Die knapp 30 Seiten lange Zusammenfassung des Gutachtens „Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die #Grundschule“ der Ständigen wissenschaftlichen Kommission der #KMK ist bemerkenswerte Reaktion auf die #IQB-Ergebnisse. /1
kmk.org/de/kmk/staendi… Speziell für das Fach #Deutsch & sprachliche Kompetenzen enthält das rd. 200 S. lange eigentliche Gutachten weiterführende Angaben. Die fachlich nicht spezifische #Zusammenfassung ist aber bereits lesenswert & wahlweise entschlossenes o. verzweifeltes /2
Dokument, das an einzelnen Stellen erhebliche Sprengkraft haben dürfte. Es enthält viele interessante Details & Vorschlage. Grundsätzlich sehe ich aber in der Zusammenfassung fünf Tendenzen: (1.) Mindeststandards als neue Leitgröße; (2.) Verwissenschaftlichung im Sinne von /3
Die gestern vermeldete Studie des #ifo-Instituts zum Stand schulischen Lernens während #Corona hat einige kontroverse Rückmeldungen erzeugt. Einige Ergebnisse & Anmerkungen auch zur allgemeinen Studienlage: /1 ifo.de/publikationen/…
Ludger #Wößmann et al. ermitteln die Zeit, die Schüler_innen mit schulischen Aktivitäten vor Corona verbracht haben, mit 7,4 h/Tag (Durchschnitt) & stellen dem 4,3 h „Lernzeit“ Anfang 2021 gegenüber. Dies ist mehr als Anfang 2020 (damals 3,6 h). Von den 4,3 h entfällt ca. 1 h /2
auf schulischen Unterricht im engeren Sinne. Die Differenzen sind erheblich, 23% der SuS haben sich maximal 2 h/Tag mit Schule befasst, 58% max. 4 h. Der Vergleich zu Zahlen vor Corona ist m. E. zurecht kritisiert worden: Er droht, die Effizienz des Präsenzunterrichts /3
Passend zur Tagung „#HeinrichHauser und seine Zeiten“ am 22. & 23. September @Germanistik_RUB ist Hausers lange unzugänglicher Film „Chicago. Weltstadt in Flegeljahren“ erschienen & läuft morgen (20.04.) um 23:35 Uhr auch auf @ARTEde (65 Min.). arte-edition.de/item/3020.html /1
Die DVD stattet den Stummfilm nachträglich mit zwei Tonspuren aus: Musik von Andy #Miles oder Lesung kurzer Passagen aus Hausers Reportage #FeldwegeNachChicago von Wilfried #Reichardt und Hans-Ulrich #Werner. Beides hörenswert. Das Filmmaterial ist vglsw. kurz, überw. /2
sachlich-lakonisch, mit einem Interesse an technischen & architektonischen Formen und Abläufen & ihrer filmischen Inszenierung. Aufnahmen von Menschen kommen auch vor, von der - aus heutiger Sicht - oft ärmlichen Anmutung abgesehen bemerkenswert zeitlos. Die gelesenen Texte /3
D. A. Pacygas "#Slaughterhouse" ist e. Buch über industrielle Produktion v. #Fleisch, aber auch über die brutale Dynamik des US-Kapitalismus, bei d. Parallelen zur Gegenwart ins Auge fallen. Noch e. Thread über Fleisch & #Chicago, aber auch die dt.e Provinz & (kurz) Literatur. /1
1922 ist "meatpacking (...) the largest industry by volume in the United Staates", stärker als Stahl- o. Autoindustrie (140), & Chicago das unangefochtene Zentrum. Das hat nicht allein m. industrieller Schlachtung zu tun, die dt.e Autor_innen auf Durchreise bestaunen, sondern /2
mit Trägertechnologien, (1.) der Eisenbahn, deren Bedeutungsverlust gegenüber dem LKW-Verkehr in den 1950er & 60er Jahren innerhalb kürzester Zeit zum vollständigen Kollaps v. Chicago als Fleischzentrum führt; (2.) Kühlmöglichkeiten & -technik. Noch in den 1850er Jahren /3
Weitere Eindrücke zur industriellen #Fleisch-Produktion im Kontext eines Hauptseminars: Ein Thread zu e. "Visitor's Guide" d. Firma #Swift im Chicago d. frühen 20. Jhd.s & zu Fleisch, Advertising & Gender. - Um 1900, als dt. Besucher (u. a. Max Weber) nach #Chicago strömen /1
ist der Vieh- & Schlachthof (#UnionStockyard) eine gewaltige Attraktion: Ca. 500.000 Besucher kommen jährlich, schreibt Dominic A. #Pacyga i. #Slaughterhouse. Hier konnte man die "basic themes of modern industrialization" (ebd.) sehen. Die großen #Meatpacking-Firmen /2
produzierten Werbematerial, Andenken & boten neben wirkl. Führungen auch schriftliche Touristenführer als Souvenirs, wie das #VisitorsReferenceBook, das über das Repository d. #DukeUniversity studiert werden kann. Das angegebene Publikationsdatum 1903 /3 repository.duke.edu/dc/eaa/A0340