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Mar 31, 2020 12 tweets 4 min read Read on X
In Sachsen-Anhalt wird über ein "Notparlament" diskutiert, konkrete Vorschläge wie die Arbeitsfähigkeit des #ltlsa erhalten werden soll, sind jedoch kaum öffentlich. Dabei gerät offenbar das Rechtsstaatsprinzip in der Debatte unter die Räder, es gibt keine "Rufweite" der 1/
Verfassung. Art. 20 III GG bindet die Gesetzgebung an die verfassungsmäßige Ordnung, das ist keine freundliche Empfehlung, sondern gilt auch in einer Epidemie. Die Landesverfassung von Sachsen-Anhalt kennt kein "Notparlament" (wie Sachsen) oder die Bestätigung von 2/
"Notverordnungen" (wie Niedersachsen), wo es diese Regelungen gibt sind derzeit ihre Voraussetzungen nicht erfüllt (u.a. Parlament müsste gehindert sein sich zu versammeln). Der #ltlsa ist gemäß Art. 51 II Landesverfassung nur beschlussfähig, wenn mehr als die Hälfte seiner 3/
Mitglieder anwesend ist. Das erlaubt die Anwesenheit von Abgeordneten auf Basis einer freiwilligen Übereinkunft von 87 auf zB 45 zu reduzieren unter Wahrung der Mehrheitsverhältnisse (Pairing). Erzwingen lässt sich das nicht (Eingriff in das freie Mandat). Jedoch sind ohnehin 4/
erstmal alle technischen Lösungen auszuschöpfen. So könnte der #ltlsa (wie Bremen) unter Wahrung der Abstandsregeln an einem anderen Ort (zB Messehalle) seine Sitzungen abhalten. Gleichzeitig braucht es dringend Lösungen um die Arbeitsfähigkeit der Ausschüsse wieder her- 5/
zustellen. Hierzu könnte man die Geschäftsordnung des Landtags so ändern, dass Ausschüsse per Video- oder Audiokonferenz ihre Sitzungen abhalten können. Wollte man auch die Sitzungen des Landtags "digitalisieren" bedürfte es wohl einer Verfassungsänderung (vgl. dazu das 6/
Gutachten aus Brandenburg parlamentsdokumentation.brandenburg.de/starweb/LBB/EL…). Dass die Landesregierung in bisher unbekanntem Maß in Grundrechte eingreift während der Landtag kaum über ein Minimum arbeitsfähig ist, stellt einen demokratietheoretisch und verfassungsrechtlich sehr bedenklichen Zustand 7/
dar der schnell beseitigt werden muss (siehe auch Möllers in @Verfassungsblog verfassungsblog.de/ueber-den-schu…). Wer eine Diskussion über ein Notparlament demokratisch führen will, muss konkrete Vorschläge vorlegen, die öffentlich diskutiert werden können. Gleichzeitig muss alles im 8/
Rahmen der Verfassung mögliche getan werden, damit der Landtag – mehr noch als in "normalen" Zeiten – seiner Rolle gerecht wird. Parl. Demokratie vollzieht sich in Verfahren, die sich aus der Verfassung ergeben, nicht in deren "Rufweite". 9/9
Klarstellend ist aber wichtig @StriegSe zielt mit seinem Vorschlag auf eine Lösung für den in der Verfassung nicht geregelten Zustand ab wenn der #ltlsa faktisch nicht mehr beschlussfähig ist (weil zu viele MdLs in Quarantäne) und will diesen Fall regeln. Das ist 10/
das Argument, dass eine Regelungslücke (der Verfassung) dem Parlament die Möglichkeit (und die Notwendigkeit) eröffnet, in diesem Zustand dennoch handlungsfähig zu bleiben (ohne die Verfassung zu ändern). Dem lässt sich entgegnen, dass wenn das Problem jetzt schon absehbar 11/
ist, der verfassungsgebende Gesetzgeber auch jetzt gefordert ist eine Lösung in der Verfassung zu normieren, statt sich im Eintreten des Falls in einem ungeregelten Zustand wiederzufinden. Arg. dagegen: Keine Verfassungsänderungen in der Krise. 12/12

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Oct 18
In Sachsen-Anhalt regiert eine Koalition aus CDU, SPD und FDP. Doch im Ältestenrat des #ltlsa entschied gestern eine Mehrheit aus CDU und AfD.
Die Entscheidung: Der Landtag wird eine geplante Ehrung Ehrenamtlicher absagen. 1/
n-tv.de/regionales/sac…
Die Stimmenmehrheit einer regierungstragenden Fraktion (CDU) mit der extremen Rechten (AfD) wurde laut Medienberichten möglich durch Enthaltungen aus den regierungstragenden Fraktionen SPD und FDP.
Die Oppositionsfraktionen Die Linke und GRÜNE stimmten gegen die Absage. 2/
Die Regierungskoalition – die die Regierung von Ministerpräsident Haseloff trägt – hat damit möglich gemacht, dass extrem Rechte tatsächlichen Einfluss darauf erhalten, wie das Verfassungsorgan Landtag den Ehrenamtlichen im Bundesland begegnet. Nämlich mit Missachtung. 3/
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Jul 13
#Antisemitismus bei der #Jahresausstellung24 der Kunsthochschule @burghalle.

Bereits in den letzten Wochen wurden Plakate mit Zitaten von Überlebenden des Anschlags vom 9. Oktober 2019 mit Pro-Palästina-Stickern beklebt. [Thread]1/
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Ebenfalls wurden Plakate zu einem Rundgang im KZ Außenlager der Siebel-Werke mit Pro-Palästina-Stickern beklebt. Andere Plakate, die nicht a die Shoah erinnern oder Jüdinnen:juden zu Wort kommen lassen, waren nicht betroffen. 2/
Während am gesamten Neuwerk-Campus antisemitische Botschaften hängen, die bisher weder Lehrende noch Studierende abgehängt haben, hat sich die @burghalle an anderer Stelle richtig Arbeit gemacht.

Die Botschaft “Antisemiten runter vom Campus” am Eingang hat die Uni verhängt. 3/ Image
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Jun 7
"Scheiss Juden"-Rufe, Wolfsgrüße, "From the River to the Sea, Palestine will be free" – eine antisemitische Demo in Halle, ein Landesvorstandsmitglied von @dielinkelsa als Ordnerin, linker #Antisemitismus bei @dieLinke und Kritik jüdischer Organisation – ein Thread 1/ Image
Am 30.05.24 fand in Halle erneut eine antisemitische Demonstration statt, zu der "Students for Palestine Halle" aufgerufen hatte. Als Ordnerin dabei: Stefanie Mackies, @dielinkelsa-Vorstandsmitglied. Rückschau auf die Demo davor im angehängten Thread. /2
@dielinkelsa Im Vorfeld der Demonstration tauchten am Versammlungsort (Riebeckplatz) Graffiti auf, die "Freiheit für Gaza" und – tlw. in Formulierungen des Nazirappers MaKss Damage – die Ermordung israelsolidarischer Linker forderten. 3/
Read 17 tweets
Jun 6
#Antisemitismus, Israelhass: Heute sollen sowohl an der @UniHalle (Hs. Z [MEL]) als auch an der @burghalle (Villa) Veranstaltungen mit der "Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost" gestreamt werden, ausgerichtet von "Students for Palestine Leipzig". 1/
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"Der Verein ‚Jüdische Stimme‘ irrlichtert zwischen Israelhass und Terrorismusverharmlosung.", sagt Schuster @ZentralratJuden. Petra Pau (Die Linke) spricht von Holocaustrelativierung. @JSUDeutschland spricht von einem enormen Schaden für die jüd. Gemeinschaft durch d Gruppe. 2/
@ZentralratJuden @JSUDeutschland "Schaut man auf ihre Demonstrationen, ihre Statements und ihre Social-Media-Auftritte, zeigt sich ein anderes Bild. Es finden sich zahlreiche Belege, dass dieser Verein insbesondere den israelischen Staat dämonisiert und delegitimiert." schreibt IIBSA. 3/
Read 5 tweets
May 6
Rufe nach der Vernichtung Israels, die Gleichsetzung von Zionisten mit Faschisten, Hamas-Propaganda und mit dabei ein Landesvorstandsmitglied von @dielinkelsa.

Ein Thread zu linkem #Antisemitismus in Halle. 1/
@Report_Antisem Image
Am Vorabend des 1. Mai fand in Halle eine pro-palästinensische Demo statt, organisiert vom "Solidaritätsnetzwerk Halle". Es wird „From the River to the Sea, Palestine will be free“ skandiert, "Scheiss Juden" gerufen und Zionisten werden als Faschisten bezeichnet. 2/
An der Demo beteiligt sich Stefanie Mackies, Mitglied im Landesvorstand @dielinkelsa und Stadträtin im #StadtratHalle. Fotos zeigen sie an einem Transparent. Ebenfalls dabei, Frederic C., bis vor einiger Zeit Mitglied im Stadtvorstand @DieLinkeHalle. 3/
Read 12 tweets
Jan 30
"Bullenspitzel raus aus dem Stadtrat" – das "Antirepressions-Bündnis Halle" berichtet von der Kooperation linker Aktivist*innen in Halle mit der Polizei. Selbst bei Dating-Seiten spitzelten Linke andere Linke aus, gaben Bilder an Cops. Ein 🧵 1/

Artikel: de.indymedia.org/node/336670
Offenbar liegen dem Bündnis polizeiliche Akten vor. Es berichtet, wie Linke den Cops
- Infos über zig Personen der linken Szene gaben,
- sie identifizierten,
- Strukturen zuordneten,
- Wohnorte angaben,
- tatsächliche / vermutete Zusammenarbeit linker Strukturen offenlegten 2/
Es wurden auch Personen der linken Szene
- als Teilnehmende linker Demos identifiziert,
- dazu Angaben zu persönlichem & beruflichem Umfeld gemacht,
- sich auf interne Kommunikation in der linken Szene ggü. den Cops bezogen,
- Szene-Tratsch weitergetragen.
/3
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