An deutschen Unis beginnt gerade das Semester und ich habe #digitaleLehre und #TwitterCampus nachgelesen. Es fühlt sich wie ein Zeitsprung in den März an, als wir an der @univienna mit der Onlinelehre begonnen haben. Ich möchte meine Erfahrungen aus drei Kursen gerne teilen:
In Wien hat die Uni kurz vor bzw. während des Lockdowns begonnen. Die Entwicklung der Corona-Situation war in Österreich bei steigenden Infektionszahlen nicht absehbar -> große Verunsicherung. Die Politik nannte das „auf Sicht fahren“. Für uns hieß das erstmal keine Präsenzlehre
Mittlerweile wissen wir, dass es in diesem Semester keine Präsenzlehre geben wird. Bis Ende Juni unterrichten und prüfen wir online. Das ist ein erheblicher Adaptierungsaufwand. (Heute Moodle-Kurs zum Thema Onlineprüfung, yay). Aber immerhin Planungssicherheit
Zur Einordnung: ich unterrichte 3 LVs (BA+MA) mit jeweils 40-55 Teilnehmer*innen. Das sind Großgruppen mit didaktischen Herausforderungen, für die ich in der Präsenzlehre über Jahre Strategien entwickelt habe. Spoiler: sie lassen sich nicht 1:1 in die Onlinelehre übersetzen
Ich gestalte meine Moodle-Kurse so, dass sie wahlweise synchron oder asynchron absolviert werden können. Das heisst: Vorträge und Diskussion zu regulären Kurszeiten über #BigBlueButton und Aufzeichnungen der Vorträge zum flexiblen Nachhören. Dazu Arbeitspakete auf der Plattform
Die Arbeitspakete dienen der asynchronen Vor- und Nachbereitung der Einheiten. Sie bestehen (je nach Kurs) aus Lesestoff, Videos oder Rechercheaufgaben und resultieren in kurzen Papers zum Upload, die den Arbeitsfortschritt der TN* dokumentieren
Aufgrund der Gruppengrößen (40-55 TN*) bieten sich bei #BigBlueButton eher Audioeinheiten an. Fragen/Kommentare sind jederzeit per Zuschaltung oder im Chat möglich. Wenn sie im Chat kommen, sollten sie vor der Beantwortung laut vorgelesen werden, damit sie aufgezeichnet werden
Vorteil von Audio (v. a. bei Großgruppen): keine kognitive Überforderung durch dauerndes Fixieren des Bildschirms. Videokonferenzen primär für Sprechstunden
Ich setze bei der Teilnahme an den #BigBlueButton-Einheiten auf Freiwilligkeit. Das funktioniert überwiegend gut. Für manche Student*innen ist die Struktur im Tagesablauf wichtig, für andere (z. B. neben Care-Arbeit) schlicht unmöglich. Wer nicht dabei sein kann/will, hört nach
Parallel zum Vortragsstreaming können vor allem in den ersten Einheiten ein Chat oder ein Forum auf Moodle sinnvoll sein, um bei technischen Problemen den Kommunikationsfluss aufrecht zu halten. Am Anfang greifen nämlich ALLE auf die Plattformen zu. GLEICHZEITIG - and it shows
Was funktioniert unter diesen Bedingungen nicht gut? Vor allem Vernetzung und Austausch der TN*. Das ist bei Großgruppen auch in der Präsenzlehre schwierig. Sie arbeiten vielfach mit WhatsApp-Gruppen. Ob das funktional ist, kann ich noch nicht beurteilen.
Ich wünsche den Kolleg*innen und Student*innen in Deutschland jedenfalls alles Gute für dieses Semester. Onlinelehre ist eine Herausforderung für alle. Ich habe sie bislang überwiegend positiv erlebt. Nicht zu schnell zu viel wollen hat dabei sehr geholfen.
