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May 7, 2020 12 tweets 3 min read Read on X
Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren? Die Fehler der Vergangenheit sollten bei der #Staatshilfe für #AUA bzw. #Lufthansa nicht wiederholt werden. Das trifft auch auf weitere staatliche Hilfen für alle großen Unternehmen oder Banken zu. Ein Thread: 1/12
Das schlechte Beispiel: Österreich in der letzten Bankenkrise ab 2009. Weil der damalige Finanzminister unter heftigem Lobbying der Banken auf eine ordentliche Aktien-Beteiligung verzichtet hat, sind ihm ca. 3,6 Milliarden Euro Einnahmen von Erste und Raiffeisen entgangen. 2/12
Ein Viertel der enorm teuren Bankenrettung hätte sich die Republik so später zurückholen können. Details dazu in einer Recherche von meinem Kollegen @MichaelGinovino: momentum-institut.at/news/staatsbet… 3/12
Die AUA fordert nun 90 Mio. als Zuschuss und 267 Millionen als Beteiligung am Eigenkapital, möglichst ohne Rechte der neuen staatlichen Aktionäre. Bei der Beteiligung kommt es aber auf die Details an. 4/12
Macht man es wieder wie Österreich 2009, verzichtet man auf den potentiellen Gewinn, wenn der Aktienkurs nach der Krise wieder steigt und die Republik mit hohem Gewinn verkaufen könnte. 5/12
Ein besseres Beispiel ist die Schweiz. Sie stieg zu einem sehr niedrigen Kurs bei UBS und CreditSuisse ein und verkaufte nach der Krise mit 30% Gewinn. 6/12
Ein ähnliches Modell, angewandt auf die AUA würde einen Einstieg Österreichs bei der Konzernmutter Lufthansa bedeuten. Eine Kapitalerhöhung zum aktuellen Aktienkurs ist vergleichsweise günstig, weil die Aktienkurse aller Luftfahrtunternehmen am Boden sind. 7/12
Bei einem späteren Verkauf könnte die Republik mit 166 Millionen Euro Gewinn aussteigen – ohne Dividende. Annahme: Die Luftfahrt erholt sich und der Verkauf erfolgt bei zumindest 2/3 des durchschnittlichen Aktienkurses der Lufthansa seit Beginn des Börsen-Listings. 8/12
Die Krise müssen Staat und Privatwirtschaft gemeinsam bewältigen. Österreich sollte auf diese potenziellen Einnahmen zur Begleichung der Krisenkosten aber nicht verzichten. 9/12
Beim Notfallfonds für mittelgroße Unternehmen ging es bisher um Kredite, Garantien und Zuschüsse, aber nicht um Beteiligungen am Eigenkapital mittels Aktien oder Anteilen. Bei allen größeren Unternehmen muss es aber definitiv darum gehen! 10/12
Dazu braucht es die Neugründung der von Schwarz-Blau 1 abgeschafften „Pleiteholding“ GBI. Die hat mit exzellenten Sanierern strategisch wichtige Unternehmen auf neue Beine gestellt. Weder in der ÖBAG noch im Notfallfonds ist die notwendige Expertise dafür aktuell vorhanden. 11/12
Das argumentiert der ehemalige Nationalbank-Ökonom Franz Nauschnigg in einem Gastbeitrag zum Thema AUA auf @mom_inst: momentum-institut.at/news/aua-rettu… 12/12

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Feb 8
Ich tue mir schwer mit den Andeutungen von @GrimmVeronika und @HallaMartin dass Kinderarbeit derzeit ein notwendiges ökonomisches Übel sei, dass man nicht verbieten dürfe. Unsere Gesellschaften sind reich genug, um Kinderarbeit zu verbieten. Ein kurzer Thread 1/5
Hier eine Replik auf den als Argument vorgebrachten Artikel: Kinderarbeit zu verbieten schadet einem Land nicht. Eine Ausnahme gibt es: Wenn die Gesellschaft so ungleich ist, dass alles Vermögen und das Einkommen daraus in der Hand einiger weniger ist. 2/5 Image
Damit ist Kinderarbeit aber ein reines Verteilungsproblem. Das (fiktive) Land ist ausreichend gut entwickelt, könnte die Kinderarbeit ohne Nachteile verbieten. Sie existiert, weil viele nichts besitzen außer ihrer Arbeitskraft, die sie verkaufen müssen - auch die der Kinder. 3/5
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Jan 31
Der Steuerplan des Bundeskanzlers ist Harakiri für das Budget. Der Fiskalrat sagt: Es fehlen jährlich 9-13 Milliarden Euro. Der Finanzminister rückt zur Verteidigung aus: „Wir holen 3,5 Milliarden durch Kürzung bei Förderungen herein.“ Nur wo? Ein Thread 1/18 Image
Zu Förderungen muss man wissen: Es gibt 13,5 Milliarden direkte und 24,4 Milliarden indirekte Förderungen (Stand 2022). Indirekte Förderungen sind hauptsächlich Steuervergünstigungen. Direkte Förderungen sind echte Ausgaben. Doch zuvor zu den Sondereffekten. 2/18
Das Förderbudget ist tatsächlich noch immer sehr groß, weil während Corona und der Teuerung hohe Förderungen ausbezahlt wurden – und teils immer noch werden. Die fallen in den nächsten Jahren komplett weg. Dennoch ist nicht mehr Geld da. 3/18
Read 19 tweets
Jan 29
Bei den Lohnnebenkosten erzählen wirtschaftsliberale Ökonomen ein Märchen: Eine Senkung der Unternehmer(!)-Abgaben gehe an Arbeitnehmer (sic!). Die neueste Forschung sagt jedoch: Das Geld bleibt den Unternehmen. Arbeitnehmer schauen durch die Finger. Ein Thread 1/22 Image
Zunächst. Es widerspricht schon dem Hausverstand. Wieso sollten sich Unternehmervertretungen und Wirtschaftsparteien für eine Senkung der Dienstgeber-Abgaben stark machen, wenn sie damit rechnen, dass sie als Gegenleistung eins zu eins die Löhne erhöhen müssen? 2/22
Rhetorisch erinnert das Argument an Trickle-Down-Economics von Ronald Reagan – Steuersenkungen für die Reichen kämen bei den Armen an. Die österreichische Version davon: „Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut.“ 3/22 Image
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Oct 12, 2022
"Verdoppelung der Zinszahlungen" im Budget 2023. "4,3 Milliarden mehr Zinsen nächstes Jahr." Das schreiben heute manche Medien in Österreich. Stimmt das so? Nein, da werden ein paar Zahlen verdreht. Ein 🧵1/20 ImageImage
Von 4,3 auf 8,7 Milliarden Euro für Zinszahlungen? Das wäre ein Anstieg um rund 1% der jährlichen Wirtschaftsleistung. Das wäre tatsächlich dramatisch, wenn das in nur einem Jahr passiert. Dem ist aber nicht so. /2
Es ist unplausibel hoch, denn die aktuell steigenden Zinsen werden immer nur auf einen kleinen Teil der Staatsverschuldung fällig. Das meiste ist fix verzinst für mehrere Jahre. /3
Read 20 tweets
May 25, 2022
Die Gutschrift-Aktion des Verbund ersetzt eine Steuer auf seine Übergewinne nicht. Sie macht nur rund ein Fünfzigstel (2%-2,7%) des erwarteten diesjährigen Gewinns des Verbund von 1,5-2 Milliarden aus. Thread 1/7
2 Monate Gratis Strom + 30 Euro Gutschrift für seine wenigen Haushaltskunden kosten den Verbund 40 Millionen Euro.
Ein Verbund Durchschnittskunde bekommt gerade einmal die Hälfte (120 Euro) der Preiserhöhung vom Mai zurück (240 Euro aufs Jahr gerechnet). 2/7
Nur für Haushalte mit ganz wenig Einkommen dürfte es sich ausgehen, dass die Gutschriften die vorherige Preiserhöhung im Mai aufs Jahr gerechnet fast ausgleicht (30 Euro fehlen). 3/7
Read 7 tweets
Oct 3, 2021
Die Bundesregierung will weniger Steuern von den Gewinnen österreichischer Konzerne. Die Verteilungswirkung dieser Körperschaftsteuer-Senkung ist bedenklich. Die Schere zwischen Arm und Reich geht dadurch auf. Ein Verteilungsanalyse-Thread 1/10 #zib2 #imzentrum #Steuerreform
Es gibt kaum etwas in Österreich, das ungleicher verteilt ist, als der Besitz von Unternehmen. Ganz wenige Personen besitzen extrem viel dieses Vermögenstyps. Die große Mehrheit der Menschen besitzt ganz wenig oder nichts. 2/10
Dementsprechend sieht eine Auszahlung der Unternehmensgewinne an die Eigentümer aus. Nimmt man an, dass die Unternehmen die Steuersenkung an ihre Eigentümer weitergeben, dann gehen pro 10 Euro Ausschüttung 8,60 Euro an das reichste Zehntel der Haushalte im Land. 3/10
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