Thread by @Krstorevic

Ein paar Worte zu dieser Grafik, die heute wieder geteilt wird.

1. Sie ist falsch. Der Nordirlandkonflikt dauerte zwischen 1969 und 1998 - die meiste Zeit davon, seit 1973, war Großbritannien Mitglied der EU.

#Europatag

https://twitter.com/danielmack/status/1259017563121606657

2. Es wird viel ausgeblendet, weil nur ein kleiner Teil Europas zu den Vorgängerorganisationen der EU gehörte. Zur Montanunion gehörten lediglich sechs Staaten. Das die es geschafft haben, keinen Krieg gegeneinander zu führen, ist erfreulich aber halt kein starkes Argument.

3. Auch, wenn sie keine Kriege gegeneinander geführt haben, waren sie nicht friedlich. Frankreich hat beispielsweise Kriege in Indochina und Algerien geführt und dort Kriegsverbrechen an der dortigen Bevölkerung begangen.

4. Jene Staaten, die heute zur EU gehören, haben sehr viele Kriege nach dem Ende des zweiten Weltkriegs erlebt. Mitunter den griechischen Bürgerkrieg, den Zypernkrieg, die Jugoslawienkriege oder den baskischen Bürgerkrieg. Das sollte man nicht ausblenden.

Das Argument, die EU sei als "Friedensprojekt" nötig, zieht nicht mehr. Auch wenn die EU morgen zusammenbricht, würden die europäischen Staaten wahrscheinlich keine Kriege gegeneinander beginnen. Es braucht also ein anderes Narrativ, um die Notwendigkeit der EU zu begründen.

Zum Beispiel eines, in dem die Europäische Union als sicherer Hafen für Menschenrechte, Demokratie, und auch geflüchtete Menschen gilt. Leider leben wir in einer Situation, in der das Mittelmeer die tödlichste Grenze der Welt ist.

In der Polen die Rechtsstaatlichkeit und Ungarn die Demokratie aushöhlt. Griechische Grenzbeamte mit scharfer Munition auf Flüchtlinge schießen und Malta sie ertrinken lässt. Und sich in Italien viele Menschen in der Coronakrise von der EU im Stich gelassen fühlen und abwenden.

Deswegen fällt es mir schwer die pathetischen Reden zum #Europatag ernst zu nehmen. Wichtiger wäre es, dass wir die europäische Realität ändern.