Sind VeganerInnen anfälliger für esoterischen Schwurbelkram und Verschwörungstheorien? Zu der Frage bilden sich viele eine Meinung, wenn prominente Veganer sich gerade öffentlich lächerlich machen. Der Gedanke "die sind ja alle verrückt" liegt nahe. Ein Erklärungsversuch:
Ein Faktor für diese Wahrnehmung ist, dass man vom Standard abweichende Eigenschaften viel stärker in den Fokus rückt. Wenn Detlef D. Soost Nonsens in sein Handy redet, denken ja die Wenigsten "Wow, die Fleischesser sind ja übergeschnappt", das funktioniert nur bei Minderheiten.
Der Status Quo des Fleischessens ist so gefestigt, dass man ihn nicht aktiv wahrnimmt. Man nimmt auch weniger wahr, wenn der Zug pünktlich ist oder man an der schnellen Supermarktschlange ansteht - im Gedächtnis bleibt eher, wenn der Zug ausfällt und die Schlange langsam ist.
Aber ja, es gibt unter den Pflanzenköstlern durchaus eine entsprechende Menge, die immer auf der Suche nach der einen großen Wahrheit ist. Ich erkläre mir das so, dass viele den Moment ihrer Entscheidung gegen das Verspeisen von Tierprodukten als eine Art Offenbarung erleben.
In Deutschland wächst man in der Regel mit der Idee auf, dass Fleisch gut, gesund und natürlich ist. Erst durch konsequentes Hinterfragen zerfallen diese Axiome der deutschen Nachkriegsgesellschaft in ihre Einzelteile, wodurch sich viele VeganerInnen im Nachhinein belogen fühlen.
Der Vergleich von Fleisch- und Milchverpackungen mit der Realität der Tierfabriken hat etwas von Neo, wenn er zum ersten mal die Wahrheit der Matrix erkennt. Ich kenne mehrere VeganerInnen, die für diese Diskrepanz unabhängig voneinander den Vergleich zum Film gezogen haben.
Es gab sogar mal ein entsprechendes Youtube-Video, "The Meatrix", in dem das aufgegriffen wurde. Es kann dann der Gedanke hängenbleiben, dass einen alle belogen haben. Die Gesellschaft, Eltern, Lehrer usw. und dass das mit anderen Dingen ja auch so sein könnte.
Vor 20 Jahren gab es zur Primetime auch noch nicht sonderlich viele Dokumentationen aus der Massentierhaltung und wenn man im Restaurant nach was Veganem gefragt hat, bekam man Tintenfisch auf links oder so was. Zu der Zeit waren antiwissenschaftliche Positionen in der Szene...
...gefühlt deutlich verbreiteter, was habe ich absurde Unterhaltungen mit anderen Veganern geführt. Es gab Verfechter von Lichtnahrung, Empfehlungen, sich ohne Sonnencreme lange in die Sonne zu legen (Veganer bekommen keinen Sonnenbrand) und all so was.
Ich wurde aus mehreren FB-Gruppen geworfen, weil ich auf die Einnahme von Vitamin B12 gepocht habe (ist aber total unnatürlich) und geriet in Streit mit dem Vorsitzenden der Veganen Gesellschaft Deutschlands, der sich mitunter wie Doro Schreier von den Netzfrauen aufführt.
Ich verbrachte mal mehr Zeit mit den Diskussionen innerhalb der veganen Szene als mit Diskussionen zu Fleisch - bis hin zum Austausch mit einer selbsternannten Druidin, die dazu rat, anstatt Toilettenpapier zu benutzen nackt über feuchte Wiesen zu rutschen. Mit Bildern.
Das ist jetzt glücklicherweise vorbei, die (subjektiv empfunden) einflussreichsten deutschen Orgas ProVeg, Albert Schweitzer Stiftung und Animal Equality sind klar wissenschaftsorientiert unterwegs. Die esoterischen Positionen kenne ich eher von der älteren veganen Generation.
Also ja, vielleicht kann man da eine Korrelation beobachten, aber ihr wisst ja, was man über Korrelationen sagt ;)
Ich werde da nochmal näher drauf eingehen, wenn ich endlich meine Artikel zum Impfen fertig habe. Ich bin jetzt schon auf die Reaktionen gespannt :)
Ich werde da nochmal näher drauf eingehen, wenn ich endlich meine Artikel zum Impfen fertig habe. Ich bin jetzt schon auf die Reaktionen gespannt :)
PS: Ich dachte, mein Twitter-Name sei da eindeutig, aber noch mal zur Klarstellung: Ich lebe selbst seit über 10 Jahren vegan und folge mit tiefer Überzeugung @gwup, @ScienceBlogs_de usw., weil ich das wissenschaftliche Prinzip für die größte Hoffnung unserer Spezies halte.
Da bin ich auch nicht der einzige, die YouTuber @DerArtgenosse und vegan ist ungesund sind anti-schwurbel, Bär Läsker schreibt sich seit Tagen gegen "Coronaskeptiker" die Finger wund und selbst in der Vegan World werden heutzutage Natürlichkeitsfehlschlüsse hinterfragt.
