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Passend zu #lasttweet habe ich in den letzten Wochen immer wieder darüber nachgedacht, wie sehr mich dieser Muttermythos ankotzt.
Als ich Kinder bekam, verstand ich das erste Mal warum manche Menschen mit Gebärmutter keinen Kinderwunsch haben. Zuvor konnte ich mir das nicht vorstellen.
Ich wollte immer Kinder haben und glaubte lange, dass jede mit Gebärmutter eigentlich diesen Wunsch hatte. Ich bekam Kinder und mir war klar, wer keine Kinder möchte, sollte auch keine bekommen.
Kinder haben wird völlig verklärt. Ja sie geben einem was zurück, ja es ist schön eine Familie zu haben, ja ich liebe meine Kinder.
Aber das Eltern-Sein und insbesondere das Mutter-Sein ist in unserer Gesellschaft ein absolutes Fuck-up.
Es ist nunmal ein Fakt, dass wir in unserer Gesellschaft Geld benötigen, um leben zu können. Dieses erhält man nur durch Arbeit oder die weitere Vermehrung bereits vorhandenen Vermögens.
Kinder zu haben kostet Geld auf sehr vielen Ebenen: man muss mehr ausgeben (Miete, Essen, Kleidung etc.) und kann weniger einnehmen, weil man sich unbezahlt um die Kinder kümmern muss, anstatt einer bezahlten Arbeit nach zu gehen.
Und irgendwann hat jemand festgelegt: vor allem Mütter übernehmen die Arbeit, die kostenlos ist. Sie arbeiten und sind abhängig von einem Typen, der auch arbeitet aber dafür Geld und somit ökonomische Macht bekommt.
Und damit sich das nicht so scheiße anfühlt, wird diese kostenlose Arbeit mit einem Mythos aufgebläht.
Ich bekomme für meine Arbeit als Mutter also kein Geld und keine Rente, ich werde beruflich benachteiligt, weil ich mal ein paar Monate fehle und dann nicht von morgens bis abends im
Büro den Dienst absitze, sondern in einem Bruchteil der Zeit alles abarbeite.
Und weil ich weniger arbeite und der Mann mehr Geld nach Hause bringt und dadurch seine Tätigkeit also wichtiger ist, unterstützte ich also auch noch ihn und übernehme einfach noch mehr Arbeit zu Hause.
Während meines Berufslebens bin ich also abhängig von einem Typen, der mehr Geld nach Hause bringt. Im Büro bin ich die Teilzeitmutti, die wegen der Kinder nur langsam Karriere machen kann, da gibt man den Job lieber dem Typen, der seine Familie ernähren muss.
Und meine Rente ist auch ein Witz, weil ja nur meine Karrierearme Teilzeittätigkeit darin einfließt.
Aber einmal im Jahr bekomme ich Blumen und dann streichel ich die Köpfe meiner Kinder und gib meinem Mann ein Küsschen und sage Dankeschön dafür dass ich einen Blumenstrauß dafür bekomme, die gesellschaftliche Basisarbeit für umsonst zu machen.
Aber wenn ich mich beschwere, dann kommen die widerlichen Kröten jeden Geschlechts aus ihren Löchern und erklären mir, dass ich ja keine Kinder hätte bekommen sollen.
Oder sie werfen mir vor, dass ich böse bin, weil ich meinen Kindern das Gefühl gebe unerwünscht zu sein.
Und was soll ich sagen: das verfehlt den Punkt. Ich bin böse, weil diese Gesellschaft mir das Gefühl gibt der Fußabtreter zu sein.
Ich bin böse, weil ich nicht bekomme was mir zusteht, ich will keinen verdammten Blumenstrauß.Ich will eine Rente,ich will dass Väter endlich ihrer Familienarbeit nachkommen &nicht im Büro Kaffee trinken, statt dafür zu sorgen,dass ihre Partnerin auch im
Büro Kaffee trinken kann.
Ich will eine Familienpolitik, die die Arbeit von Eltern wertschätzt und keine Politik in der es Prämien und Hilfspakete für fahrende oder fliegende Metallboxen gibt.
Ich will Anerkennung für die 3-4 Jobs die in unserer Gesellschaft nach wie vor vor allem die Mütter machen.
Es kann nicht sein, dass wir dafür nicht entlohnt werden. Von Blumen und warmen Worten kann niemand leben.
Und ich möchte gehört werden. Ich kann es nicht mehr ertragen, dass Experten für Eltern und vor allem für Mütter reden, während diese gerade die Kinder ins Bett bringen oder die Hausaufgaben machen.
Was ich nicht mehr ertrage sind diese weißen Welten der mütterlichen Glückseligkeiten. Jedes Mal wenn ich nachgebohrt habe, fand ich eine Frau im Burnout. Es kann nicht sein, dass das unser Batch of honor ist.
Es soll natürlich „badge of honor“ heißen
Noch ein Nachtrag: aus dem Thread auf meine Beziehung zu schließen und mir zu erklären, wie ich mit meinem Mann umgehen sollte, verfehlt den Punkt.
Es geht hier nicht um persönliche Situationen, sondern um gesamtgesellschaftliche Problematiken.
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