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Wie bekommen wir das falsche Bild über Italien, das auch Politiker, Ökonomen und die Medien seit Jahren bedienen, wieder aus den Köpfen vieler Menschen? Niki Kowall und ich schreiben über sieben ("überraschende") Fakten zu Italiens Wirtschaft. Ein Thread:

kontrast.at/italien-wirtsc…
1. Italien lebt nicht über seinen Verhältnissen: Italien weist seit 2012 höhere Exporte von Gütern und Dienstleistungen auf als Importe. Das Land verbraucht weniger als es produziert.
2. Die private Verschuldung ist in Italien relativ gering. Das Thema Verschuldung ist kein Problem der gesamten italienischen Volkswirtschaft.
3. Die Staatsverschuldung ist wegen Altschuldenlasten hoch, die Jahrzehnte zurückliegen. Rechnet man die Belastung durch die Zinsen weg, so war das italienische Budget seit 1992 sogar immer im Plus („Primärüberschüsse“).
4. Italiens Wirtschaft hat in der €zone gelitten: Vor 20 Jahren, also im Jahr 2000, lagen Italiens Pro-Kopf-Einkommen mit jenen Deutschlands faktisch gleich auf (98,6% der deutschen Kaufkraft). Doch ab der Einführung des Euro 1999 verlor das Land kontinuierlich den Anschluss.
5. Italien hat viele marktliberale Reformen vollzogen. Eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes brachte einen starken Anstieg befristeter Arbeitsverträge und Rückgang der Reallöhne. Diese Strukturreformen haben jedoch Italiens Produktivitätsentwicklung gehemmt.
6. Italien ist das zweitwichtigste Industrieland der EU. Italien verzeichnet die zweithöchste Industrieproduktion nach Deutschland, führt deutlich mehr industrielle Güter aus als es einführt und verzeichnet die dritthöchsten Güterexporte knapp hinter Frankreich.
7. Die Italiener sind nicht reicher als Deutsche oder Österreicher: Der mittlere italienische Haushalt hat tatsächlich mehr Privatvermögen als der deutsche oder österreichische Haushalt. Doch der durchschnittliche Haushalt ist in Deutschland und Österreich klar wohlhabender.
Auch das oft gehörte Argument, die Italiener hätten viel mehr Privatvermögen als Österreicher und Deutsche, und sollten sich ihre Investitionen daher selbst bezahlen, führt damit in die Irre.
Wenn Sparpolitik und marktliberale Strukturreformen Italien nicht vorangebracht haben, dann ist es doch naheliegend, es mit einer Investitionsstrategie zu versuchen, und Italiens Industrie mit einer modernen europäischen Industriestrategie wieder zu beflügeln.
Es wird Politikern deutschsprachiger Ökonomenszene viel Kraft kosten, die Bevölkerung (Nord)Europas davon zu überzeugen. Dazu muss man nämlich das falsche Bild, dem man sich über Jahre hinweg aus taktischen Gründen bedient hat, wieder aus den Köpfen der Menschen bekommen. /end
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