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Demonstrant_innen, viele von ihnen selbst von Rassismus betroffen, haben gestern in Bristol die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston von ihrem Sockel gestürzt und anschließend im Hafenbecken versenkt. Ein Thread zu den Hintergründen. (1/10)
Allein unter der Führung von Colston verschleppte die Royal African Company 84.000 Menschen aus Westafrika, um sie zu versklaven und ihre Arbeitskraft unbezahlt anzueignen. Aufgrund der englischen "Buchführung" wissen wir auch, wie viele schon auf der Reise starben: 19.000 (2/10)
Die Geschichte von Colston verweist daher auf die Entstehungsgeschichte des Kapitalismus. Oder mit Marx gesprochen: Das Kapital kommt " aus allen Poren blut- und schmutztriefend" zur Welt. (3/10)
Was auf der einen Seite massenhafte Gewalt, Entrechtung, Mord und Demütigung bedeute, stellte sich auf seiner anderen Seite als bürgerliches Unternehmertum und Nächstenliebe dar: (4/10)
Das Kapital aus der von schwarzem Leben abgezwungenen und geraubten Arbeit investierte Colston in Fabriken, in der das in den Kolonien ausgebeutete Zuckerrohr industriell verarbeitet wurde und spendete daraus für Schulen, Krankenhäuser und Wissenschaft in England. (5/10)
Einer der größten Investoren der Royal African Company, in der Zeit als diese durch Colston als Deputy Governor (so etwas wie der Vorstandsvorsitzende) geleitet wurde, war übrigens ein gewisser John Locke, der als Vater der liberalen Staatstheorie gilt. (6/10)
All das verweist uns darauf, dass Kapitalismus und Rassismus untrennbar miteinander verbunden sind. Und zwar nicht nur geschichtlich: (7/10)
Die andauernde Aneignung von Land und Rohstoffen und die Überausbeutung der Ware Arbeitskraft in der kapitalistischen Peripherie und von entrechteten Migrant_innen im Zentrum lässt sich nur mit rassistischen Erzählungen aufrechterhalten. (8/10)
Die gegenwärtige Bewegung gegen die rassistische Ordnung der Welt ist daher eine Chance das Ganze zum Thema zu machen: Rassismus, konservative und ausbeuterische Geschlechter- Klassen- und Naturverhältnisse sind wesentliche Bedingungen für die kapitalistische Akkumulation (9/10)
Es gibt keinen Haupt- und keinen Nebenwiderspruch, sondern nur eine verkürzte Kapitalismuskritik. Lasst uns die Kämpfe verbinden.
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Wen es interessiert, hier ein Versuch das ausführlicher zu begründen: krisis.eu/dirty-capitali… (10/10)
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