Ein paar (nicht allzu originelle) Gedanken zu den aktuellen Denkmalstürzen:
1. Es sollte nicht darum gehen, die Erinnerung an die nicht mehr verehrten Personen/Ereignisse "loszuswerden". Wir sind nicht "besser dran ohne sie", wie es heute über Bristol und Colston hieß. es .../2
1. Es sollte nicht darum gehen, die Erinnerung an die nicht mehr verehrten Personen/Ereignisse "loszuswerden". Wir sind nicht "besser dran ohne sie", wie es heute über Bristol und Colston hieß. es .../2
1/... muss eher darum gehen, aus "Heldenverehrung" Reflexion von Ambivalenz werden zu lassen. Liegen lassen, auf den Kopf stellen, und (auch symbolisch) "gegendenkmalen" ist sicher ein wichtiger Weg dabei. Das muss aber seinerseits Platz lassen für Pluralität und Kontroverse. /3
1/
2. "Ambivalenz" ist dabei selbst nicht einfach die dritte Lösung zwischen ja/nein, sondern muss abgestuft udn qualifiziert werden. Auch darüber muss man diskutieren und debattieren. Öffentliche Erinnerungskultur muss das ermöglichen und Räume dafür schaffen -- auch .../4
2. "Ambivalenz" ist dabei selbst nicht einfach die dritte Lösung zwischen ja/nein, sondern muss abgestuft udn qualifiziert werden. Auch darüber muss man diskutieren und debattieren. Öffentliche Erinnerungskultur muss das ermöglichen und Räume dafür schaffen -- auch .../4
3/... Freiräume für Dissenz und Streit. Die meisten Denkmäler sind eben eher Teil des hochgradig politisierten sozialen als des kulturellen Gedächtnisses. Erinnerungs- und Gedenkkultur fordert oft Bekenntnis, wo Augenblicke des Nachdenkens und Abwägens und der Diskussion .../5
4/... gebraucht werden. Das ist nicht einfach.
3. In vielen Fällen muss die Ambivalenz auch explizit anerkannt werden. Man kann wünschen, dass das nun umgewertete Verhalten, die Verbrechen, aber auch das nur unbedachte oder nachlässige und unbedarfte Mittung, das in der .../6
3. In vielen Fällen muss die Ambivalenz auch explizit anerkannt werden. Man kann wünschen, dass das nun umgewertete Verhalten, die Verbrechen, aber auch das nur unbedachte oder nachlässige und unbedarfte Mittung, das in der .../6
5/... Retrospektive als solches erkannt wird, gar nicht statttgefunden hätte -- aber hilft das?
Zum einen wird man auf Erfindungen nicht immer einfach verzichten wollen und können, selbst wenn sie von Menschen gewonnen wurden, die auch Verbrechen begangen haben, oder auch .../7
Zum einen wird man auf Erfindungen nicht immer einfach verzichten wollen und können, selbst wenn sie von Menschen gewonnen wurden, die auch Verbrechen begangen haben, oder auch .../7
6/... dann, wenn sie aus problematischen Handlungen entspringen? Wollte man etwa medizinische Einsichten vergessen? Die Amerikas für Europäer*innen wieder unbekannt machen? Nein. Die beiden Beispiele sind bewusst polemisch gewählt, die (unbequeme) Einsicht gilt aber auch .../8
7/... für viele andere, kleinere Dinge.
Das aber darf gerade kein Argument sein, die Verbrechen und moralisch fragwürdigen Herkünfte zu verdrängen, auszublenden. Gerade hier kommt es darauf, an diese Herkünfte vieler Aspekte unserer Kultur bewusst zu machen und zu halten. Es.../9
Das aber darf gerade kein Argument sein, die Verbrechen und moralisch fragwürdigen Herkünfte zu verdrängen, auszublenden. Gerade hier kommt es darauf, an diese Herkünfte vieler Aspekte unserer Kultur bewusst zu machen und zu halten. Es.../9
8/... geht gerade hier um die Ambiguität, die inhärente Problematik, das Aufzeigen, dass das alles eben icht einfach "unser" ist, kostenfrei.
4. Auch darum kann es eben nicht darum gehen, die Erinnerung loszuwerden, sondern sie komplex zu machen, uneindeutig. Es geht bei .../10
4. Auch darum kann es eben nicht darum gehen, die Erinnerung loszuwerden, sondern sie komplex zu machen, uneindeutig. Es geht bei .../10
9/... kritischem Historischem Denken und Erinnerungskultur ja nicht darum, sich in eine Vergangenheit zurück zu phantasieren, die das alles nicht erlebt hätte, sondern sie rück_blickend_ neu zu bewerten.
