Thread by @pape_lapapp

BÄM! Der französische #Bürgerrat fordert ein #Ökozid-Gesetz und es ist der denkbar cleverste Move des Gremiums. Der Begriff ist euch neu? Dann lest diesen Thread 👇
france24.com/en/20200621-fr…

Ökozid bezeichnet die massenhafte oder schwere Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen. Wenn von einem #Ökozidgesetz die Rede ist, ist damit die Kriminalisierung von Handlungen und Prozessen gemeint, die zur Zerstörung von natürlichen Lebensgrundlagen führen.

Wenn heute, sagen wir, #Siemens' Signalanlagen in der @StopAdani Kohlemine dazu beitragen, dass das #GreatBarrierReef zerstört wird, ist das ein Kollateralschaden, für den niemand verantwortlich ist. stopecocide.earth/what-is-ecocide

Das Ökozidgesetz würde diesen Zusammenhang in den Bereich der Strafgerichtsbarkeit bringen. Das würde bedeuten, dass Anwohner:innen den Fall zur Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bringen könnten ecocidelaw.com/the-law/what-i…

Als Ergänzung des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs wäre Ökozid ein Straftatbestand neben Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen.

Es würde untersucht werden, wieviel Wissen über das Ausmaß der Zerstörung den Projektverantwortlichen vorlag und welche Personen an den Entscheidungen beteiligt waren, die dazu führten, dass die entsprechende Zerstörung stattfinden konnte.

Wo bisher höchstens minimale Entschädigungszahlungen für Umweltzerstörung juristisch eingefochten werden können, würden "Chemieunfälle", Grundwasserverseuchung usw. unter dem Ökozidgesetz eine persönliche Haftstrafe der Verantwortlichen nach sich ziehen.

Das Gesetz würde auf der ganzen Welt Menschen schützen, die von ihren lokalen Ökosystemen abhängen. Bspw. indigene Gruppen, Fischer:innen & Landwirt:innen. Betroffen wären davon in erster Linie Unternehmen, die im großen Stil Ressourcen extrahieren & Biosphäre zerstören

Das Beste an dem Gesetz ist: Wenn es verabschiedet ist, ist es ein starker Anreiz für Unternehmen, ihre Produktion so umzustellen, dass sie regenerativ stattfinden kann. Es wirkt also nicht nur rückwirkend in Einzelfällen, sondern langfristig umfassend transformativ.

Das Risiko einer verschmutzenden und zerstörenden Produktionsweise liegt dann nicht mehr ausschließlich bei der lokalen betroffenen Bevölkerung, sondern bei der verursachenden Entität. Es ist also ein systemischer Anreiz, hin zu mehr ökologischer Gerechtigkeit.

Eine Aufwertung der Bedürfnisse von Menschen, eine Anerkennung der Irreversibilität ökologischer Zerstörung und die Schaffung einer juristischen Verantwortlichkeit für das, was #Ökozid ist: ein krimineller Akt.

So weit ich weiß, fordet der frz. Bürgerrat das Ökozidgesetz zunächst auf nationaler Ebene. Wie es von dort auf die globale Ebene und ins Römische Statut wandert, erklärte die Urheberin des Ecocide-Law Polly Higgins in diesem Interview:
derstandard.at/story/13637108…