Thread by @Profiamateur1

Die Finanzszene stellt Fragen wegen #Wirecard an EY. Darunter werden Begriffsdefinitionen verschiedener Kontrollbegriffe abgefragt. Ich möchte dies aufgreifen & zeigen, warum sich #EY sehr angreifbar gemacht hat und ernste Konsequenzen nicht ausgeschlossen werden können (Thread)

Zunächst mein Disclaimer: ich habe früher für einen BIG 4 gearbeitet, aber nicht in der Prüfung & bin kein Prüfer. Hier nur meine persönliche Meinung. @SchreiberDohms fragt in diesem Artikel finanz-szene.de/payments/fall-…, was #EY unter beurteilen, einsehen und abgleichen versteht.

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Abgleichen ist eine Prüfungshandlung, bei der die Bankunterlagen mit „geeigneten Dokumenten“ abzugleichen ist, die im Original vorliegen müssen. Es dürfte zweifelsfrei feststehen, dass ein Selbstbeleg eines Treuhänders kein geeigneter Beleg sein kann,

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um sein Bankguthaben zu verifizieren. Dem Abgleich muss die Einsichtnahme vorausgehen, denn nur wenn ein Prüfer einen geeigneten Beleg gesehen hat, kann er es mit der Bankdokumentation abgleichen. Hierzu möchte ich auch mal auf IDW PS 261 verweisen.

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Dies ist der Prüfungsstandard 261 des Instituts der Wirtschaftsprüfer, eine für alle Prüfungsgesellschaften in D verbindliche Prüfungsvorgabe. [jetzt kommt ein längeres Zitat aus dem Prüfungsstandard]:

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„Der Abschlussprüfer muss die einzelnen Komponenten des Prüfungsrisikos kennen und analysieren. Eine solche Analyse unter ergänzender Berücksichtigung der Unternehmensrisiken ist Voraussetzung für die Entwicklung einer risikoorientierten Prüfungsstrategie und eines daraus

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abzuleitenden Prüfungsprogramms. […]
Der Abschlussprüfer hat Prüfungshandlungen durchzuführen, um die Fehlerrisiken festzustellen. Die Fehlerrisiken sind vom Abschlussprüfer anschließend zu beurteilen. […]
Auf der Grundlage der Beurteilung der Fehlerrisiken hat der

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Abschlussprüfer Prüfungsnachweise zur Funktion relevanter Teile des internen […] und zu den einzelnen Aussagen in der Rechnungslegung […] einzuholen. […]
Im Rahmen der prüffeldspezifischen Beurteilung der Fehlerrisiken sind zur Entwicklung des Prüfungsprogramms u.a.

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folgende Aspekte von Bedeutung:
[…]
-Gefahr von Verlust oder Unterschlagung bei Vermögensgegenständen
[…]
Die Mitglieder des Prüfungsteams haben die Anfälligkeit der Rechnungslegung des Unternehmens für wesentliche falsche Angaben zu erörtern.

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Ziel dieser Besprechung ist es, dass die Mitglieder des Prüfungsteams ein besseres Verständnis von der Möglichkeit wesentlicher falscher Angaben erlangen, die sich aus Verstößen oder Unrichtigkeiten in den ihnen jeweils zugeteilten Prüfungsgebieten ergeben.“

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Nach meinem persönlichen Verständnis sind schwerwiegende Verstöße von #EY gegen den Prüfungsstandard erkennbar. #EY hat nicht erkannt, welche Bedeutung die Treuhandkonten für die Firma haben. Das größte Risiko, nicht vorhandene Treuhandvermögen, wurde nicht erkannt.

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Darauf aufbauend wurden ungenügende Prüfungshandlungen (ToD) konzipiert. Insgesamt gehe ich davon aus, dass sowohl #EY als Firma wie auch die verantwortlichen WPs finanziell und standesrechtlich mit erheblichen Konsequenzen zu rechnen haben. Daher ist meine Antwort auf

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die letzte Frage von @SchreiberDohms, ob eine der besonderen Brisanz des Falls angemessene Sorgfalt an den Tag gelegt wurde: nein, m.E. wurde es unabhängig von der Brisanz keine dem Risiko angemessene Sorgfalt ausgeübt.

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Kurzer Nachtrag für Nichtprüfer: Jede Prüfung besteht grundsätzlich aus 4 verschiedenen Schritten: Risikoeinschätzung, Aufbauprüfung, Funktionsprüfung und aussagebezogenen Prüfungshandlungen. Es obliegt dem Ermessen des Prüfers auf Basis der Ergebnisse jedes

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einzelnen Schritts, wie weit in einer Prüfung gegangen wird. Bei wesentlichen Themen wären m.E. alle 4 Schritte erforderlich.

Die Risikoeinschätzung stellt die prüferische Bewertung dar, welches Risiko für das Unternehmen und den Prüfer aus dem Sachverhalt erwachsen kann.

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In diesem Fall: Verlust von 1,9 Mrd. €. In der Aufbauprüfung wird geprüft, ob die Kontrollen der Bank von der grundsätzlichen Konzeption her geeignet sind, das Kontrollziel zu erreichen. Bei #Wirecard also die Frage, ob das Bankguthaben durch Eigenbelege des Treuhänders

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mit hinreichender Sicherheit nachgewiesen werden kann (klares NEIN). In der Funktionsprüfung ist zu prüfen, ob die Prüfung so ausgeführt wurde, wie es angewiesen ist. Bei #Wirecard irrelevant, da die Kontrolle von Wirecard von der Konzeption her ungeeignet ist.

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Die aussagebezogenen Prüfungshandlungen, ob das richtige Ergebnis rausgekommen ist, wurde von #EY bei #Wirecard erstmals im Abschluss '19 vorgenommen mit dem überraschenden Ergebnis, dass das Geld nicht vorhanden ist. Die Abstufung zeigt das m.E. eklatante Versagen von #EY.

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