Nochmal als Überlegung aus meinem gestrigen Thread: was wäre, wenn die Produktion von Frontalkursen massiv ausgebaut würde. Gäbe es Bestrebungen weniger Dozent*innen zu beschäftigen? Bestimmt. Aber es wäre grundfalsch. Was sich ändert, ist das Tätigkeitsprofil nicht die workload.
Folgendes Szenario: Das Land Niedersachsen entschließt sich an allen Universitäten Online-BWL-Kurse anzubieten. Der Kurs "Mikroökonomik I" wird 15x produziert. Nun kommt das Bildungsministerium auf die Idee, dass hier vieles doppelt ist und 5 Produktionen auch genügen.
Wenn man die Umsetzung mal außen vor lässt, stellt sich die Frage, wie man sinnvoll mit der Frage der Redundanz umgeht - denn auch wenn sich die Kurse in Duktus und Inhalt unterscheiden gibt es natürlich Redundanz.
Es ist ähnlich der Frage, ob es notwendig ist, dass es X Einführungen in die Mikroökonomik Publikationen gibt. Die Frage betrifft die Unabhängigkeit der Wissenschaft. Natürlich müssen die Universitäten das Recht behalten, Content unabhängig voneinander zu produzieren.
Was aber, wenn Publikationen, die im Rahmen der univ Tätigkeit entstanden sind, grundsätzlich unter ein bestimmtes Lizenzmodell gestellt werden? Was wäre, wenn alle Einführungen in die Mikroökonomik als Creative Commons BY-NC-SA erschienen?
Ich glaube nicht, dass dadurch weniger publiziert würde - aber es würde sehr wahrscheinlich mehr geremixt - nämlich dort, wo es Redundanzen gibt. Die Zeit, in der diese Redundanzen nicht mehr produziert werden müssen, wird frei für den eigenen Duktus.
In der Forschung ist das ja genau das Grundprinzip: Ergebnisse anderer rezipieren, evaluieren, referenzieren & in die eigene Forschung einbauen. Lehrmaterial wird aber nicht in dieser Form nicht publiziert. Warum eigentlich nicht?
Irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass es etwas mit der historischen Reputation von Forschung gegenüber Lehre hat. Forschung ist die hohe Kunst, Lehren läuft dann schon irgendwie.
Dann ergibt es auch Sinn, warum die "Einführung in die Mikroökonomik" bei einem Verlag produziert und veröffentlicht wird, die PPTx zur gleichnamigen Veranstaltung, aber nicht.
Bei der "Aufzeichnung" von Veranstaltungen geht mE viel zu häufig die Idee um, hier würde man die Kamera anschalten, 90 Min laufen lassen und das Ding wäre im Kasten - natürlich nicht.
Es gibt ja bekannterweise einige begnadete Dozent*innen, die auf diesem Wege Top-Vorträge abliefern, aber es spricht überhaupt nichts dagegen, dass Dozent*innen, die nicht auf ewig sichtbar im Netz sein wollen, das Script schreiben und eine Agentur den Rest produziert.
Zurück zu den produzierten "Einführungen in die Mikroökonomik" - was spräche dagegen, dass Dozent*innen unterschiedlicher Universitäten die Inhalte gemeinsam entwickeln / ständig aktualisieren?
Sollte dieses Potenzial seitens des Landes gesehen werden, fände ich es falsch zu behaupten, es wäre nicht da. Es gibt Redundanzen, ja, aber die Inhalte sind nicht statisch - sie müssen immer wieder überarbeitet werden. Aber gemeinsam ist es unter Umständen effektiver.
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. Ich lese gerade dt Curricula des GU, die ja einen guten Blick darauf geben, was es da so für Zielvorstellungen gibt. Hierzu mein Thread.
Vorweg einen kurzen Verweis auf einen Text von Andreas Körber, der mich überhaupt dazu gebracht hat mir die Curricula anzuschauen: pedocs.de/volltexte/2012…. Hier schaut er sich die Curricula von Hamburg und Niedersachsen an.
Ein kleiner Thread zu E-Mail Signaturen als Tool des #changemanagement s👇TL;DR: Wenn eine Einrichtung es nicht schafft eine E-Mail-Signatur zu entwickeln, die für alle funktioniert & auch von allen verwendet wird, kann sie auch ihr Leitbild in Ablage P legen.
E-Mail Signaturen sind auf dem ersten Blick furchtbar langweilig. Die wenigsten werden sagen, dass sie unwichtig sind, aber wenn man anfängt mit Leuten darüber zu reden, spricht man auch schnell über die ganzen anderen & wichtigeren Sachen, die noch erledigt werden müssen.
Die Entwicklung von E-Mail Signaturen eignet sich gut im Kontext allgemeiner Veränderungsprozessen - nicht als Visitenkarte, sondern als Metapher für die Ordnung, in der wir gemeinsam arbeiten (wollen) und als Reizthema in Umgebungen, in denen keine klaren Strukturen herrschen.
Nun ist ja bald/bereits Schulanfang & ich lese Texte, die aufrechnen wie viele Monate die Kinder lerntechnisch bereits hinterherhinken. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir aufhören über "die Kinder" zu sprechen und mal die Diversität der Betroffenen in den Blick nehmen. 1/x
Von der aktuellen Lage sind nicht "die Kinder" betroffen, sondern bestimmte Kinder, die unter aktuellen Bedingungen ERHEBLICH schlechter lernen können als andere: Kinder aus Familien, bei denen die Eltern lerntechnisch nicht unterstützen können und Kinder ohne Hardware für HS 2/x
Das sind in der Regel diejenigen, die ohnehin schon erhöhten Förderbedarf haben. Wenn die jetzt nicht gesondert behandelt werden, wird die Leistungsschere noch größer, also sie ohnehin bereits ist. 3/x
Der Artikel ist von Elisabeth Heinemann und @janinefunke und wirft einen sehr optimistischen Blick auf die Erfahrungen mit Corona, denn im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Unis die Digiralisierung der Lehre gewuppt haben.
Der Artikel attestiert der klassischen Hochschullehre bereits vor #COVID19 ein Auslaufmodell gewesen zu sein, wobei sich das im Artikel mE vor allem auf rein oder vornehmlich einseitige Formate bezieht.
Habe in den letzten Wochen mit Lehrenden und Personen aus dem Wissenschaftsmanagement unterschiedlicher Unis über ein weiteres #Onlinesemester gesprochen. Kein repräsentative Umfrage, aber ein paar sehr einhellige Meinungen. Thread 👇
Erstmal die schlechten Nachrichten: das #Onlinesemester hat Kapazitäten gefressen - bei Lehrenden, Studierenden und im Management. Ist für mich schwer zu sagen, wer krasser betroffen war - wir wurden unterschiedlich getroffen. Meine Tendenz ist: die Studis traf es am Heftigsten.
Das liegt vor allem an der wirtschaftlichen Lage. Für viele Studierende die jobben ist von einem Tag auf den anderen ohne Aussicht auf Perspektive die Finanzierung weggefallen. Hinzu kommt, dass Kurse teilweise stark unterschiedlich aufgebaut wurden. Flexibilität an allen Enden.
Die Aufzeichnung von Kursen wird von einigen Lehrkräften gefürchtet. Das Bedenken: Unileitungen könnten aufgezeichnete Kurse zur Kürzung von Mitteln einsetzen. Nicht ganz unberechtigt, aber rückwärts gedacht. Ein kleiner Thread #Digitalisierung
Das Horrorszenario in Kürze: die "Einführung in die spanische Sprachwissenschaft" wird 1x aufgezeichnet - danach ist das Lehrdeputat überflüssig, Stunden werden gekürzt. Möglich, dass Hochschulleitungen so denken, aber es wäre gleichzeitig auch sehr, sehr dumm. Here´s why:
Zunächst mal müssten sich Universitäten eingestehen, dass Frontalkurse schon immer redundant gewesen sind - es gibt bestimmt einige, auf die das zutrifft, aber sicher auch viele, bei denen das eben nicht der Fall ist.