Ich habe meinen Thread gelöscht, da ein falsches Beispiel gewählt habe. Ich poste hier noch einmal den Thread in überarbeiteter Form.
Warum werden Frauen immer ganz besonders gehasst, verachtet und gejagt?
Auffällig ist zum Beispiel, dass die (Mord-)Drohungen von NSU 2.0 die vor allem an Frauen versendet werden. Interessant auch hier, dass staatliche Organe (die Daten wurden von Polizeirechnern abgerufen) involviert sind.
Im kleinen Rahmen sehe ich hier immer wieder Diskussionen bei denen Frauen darauf hinweisen, dass etwas beleidigend und/oder sexistisch und/oder rassistisch ist und die Antwort eine beleidigende Diskussionsverweigerung ist.
Es wird immer wieder deutlich: Bedürfnisse von Frauen werden nicht ernst genommen. Kritik von Frauen wird nicht ernst genommen. Hinweise von Frauen werden nicht ernst genommen. Empörung und Wut von Frauen wird nicht ernst genommen.
Wenn Kritik, Empörung und Wut allerdings so laut und öffentlich werden, dass sie nicht mehr ignoriert oder klein geredet werden können, zündet die nächste Rakete zur Erhaltung patriarchischer Grundstrukturen: die Einschüchterung.
Es wird mit Gewalt gedroht, gegen die Frauen selbst aber gern auch gegen ihre Familien.
Interessant ist dabei, dass Gewalt in diesem Zusammenhang oft sexualisiert wird und dass der Körper der Frau kommentiert bzw. beschimpft wird. Werden heterosexuelle Männer bedroht, kommt das nach meiner Kenntnis nicht vor. Sie werden maximal als weiblich „verunglimpft“.
Die Tatsache, dass Weiblichkeit als Beleidigung für Männer funktioniert, fasziniert mich immer wieder. Vor nichts scheint ein cis-het-Mann so viel Angst zu haben, wie vor Weiblichkeit. Unsere Gesellschaft hasst Weiblichkeit.
Zurück zum Aspekt der sexuellen Gewalt. Um die Person, die von ihren Kritikern (und einigen Kritiker*innen) als weiblich gelesen wird, zu bedrohen werden ihr brutale Vergewaltigungsszenarien geschrieben.
Damit wird ganz klar vermittelt: dein Körper gehört dir nicht. Wir können in ihn eindringen, wir können dich schwanger machen und wir können dir die Abtreibung verweigern. Du hast keine Entscheidungsfreiheit über deinen Körper.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Optik der bedrohten Frauen angesprochen beziehungsweise beleidigt wird. Damit wird sie wieder auf ihren Körper reduziert und es wird klar, dass dieser nur einer cis-het-normativen fuckabilty gerecht werden soll.
Wir haben also noch lange nicht patriarchale Strukturen überwunden. Es gibt zwar eine offizielle Gleichberechtigung aber die Jahrtausende alten Ideen arbeiten natürlich noch weiter.
Wir sind fest verankert in einer binären Welt in der ganz klar das Männliche herrscht und das Weibliche dient. Immerhin können wir diese Strukturen nun benennen und konkret gegen sie arbeiten.
Aber der Verlust der Deutungshoheit ist natürlich immer auch mit Widerstand verbunden. Diesen Widerstand merken die lauten und wütenden Frauen am stärksten.
Letztendlich gibt es nur einen Weg voran. Frauen müssen weiter laut und wütend sein, ihre Plätze erkämpfen gegen Drohungen und Gewalt. Dafür benötigen sie Anerkennung, Geld und laute Unterstützung und Solidarität.
Und nicht weniger wichtig: Männer müssen sich ändern. Echt jetzt, ihr seid ein Problem. Reißt euch zusammen, ihr habt die letzten Jahrtausende genug Mist gemacht, jetzt ist mal gut.
