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#Citybike, oder wie die @SP_Wien versucht, sich als Retter aus einem Dilemma aufzuspielen, das sie selbst verursacht hat. Aber der Reihe nach. #thread
Die Erfolgsgeschichte der Citybikes ist in den letzten Tagen bereits ein paar Mal durchgekaut worden: Wien als (weitgehend unbekanntes) Vorbild für das Vorzeige-Bikesharing-Projekt in Paris. @_barbara_laa hat da gestern schon einiges zusammengetragen.
Wobei von Anfang an ein - ähm - Designfehler eingebaut war: die SPÖ hatte den Betrieb des CBW-Netzes (die ersten 62 Stationen) an die parteinahe Gewista ausgelagert - inkl. undurchsichtigem Gegengeschäft mit den Rolling Boards (Werbestelen in ganz Wien).
falter.at/zeitung/202007…
Das ganze übrigens ohne Ausschreibung ...
stadtrechnungshof.wien.at/berichte/2012/…
... teilweise ohne Genehmigung der Finanzierung durch den zuständigen Gemeinderatsausschuss ...
stadtrechnungshof.wien.at/berichte/2012/…
... und ohne schriftlichen Vertrag, sodass sich der Stadtrechnungshof in seiner "Prüfung der Gebarung der Vienna Citybikes (KA I -28-1/13)" zur Empfehlung genötigt sah, "künftig derartige Verträge ausschließlich in schriftlicher Form abzuschließen"!
stadtrechnungshof.wien.at/berichte/2012/…
2009 entschloss sich der Gemeinderat, "die Rahmenbedingungen für die punktuelle Verdichtung des Bestandsnetzes innerhalb des Gürtels sowie die Realisierung weiterer Standorte außerhalb des derzeitigen Einsatzgebietes" zu schaffen, eine Ausweitung auf 120 Stationen - mit Vertrag.
Die Stadt Wien zahlte über den sog. Baukostenzuschuss die Errichtung neuer Stationen aus dem Zentralbudget zu 75%, die Bezirke 25%, und mietet diese dann von der Gewista, um sie den NutzerInnen zur Verfügung zu stellen.
Die inzwischen 121 Stationen und ca. 1.500 Citybikes werden gut angenommen. Seit 2015 werden jährlich über 1 Million Fahrten erreicht. Am 22. Oktober 2019 wurde die 10-millionste Fahrt gefeiert und insgesamt 33 Millionen zurückgelegte Kilometer.
citybikewien.at/de/ueber-cityb…
Doch dann kam Corona. Die Radverkehrszahlen explodierten, die Werbeeinnahmen der Gewista - inzwischen Teil von JCDecaux - sanken. Und die Gewista forderte von der Stadt Wien 1,1 Mio Euro pro Jahr, um die ursprünglichen 62 Stationen weiter zu betreiben.
derstandard.at/story/20001175…
@BirgitHebein stieg nicht drauf ein, einem privaten, immer noch spö-nahen Werbeunternehmen ohne Vertrag 1,1 Millionen zu zahlen - und brachte die Wiener Linien als möglichen Betreiber ins Spiel (allerdings Sima-Ressort).
kurier.at/chronik/wien/n…
Bekanntermaßen sperrte die Gewista dann ihre 61 Stationen zu - mit verheerenden Auswirkungen auf die Nutzerzahlen, da v.a. zentrale Stationen und Stationen bei wichtigen Verkehrsknoten wegfielen.
Foto: @tomrott
Und @BgmLudwig konnte sich als Retter der Citybikes aufspielen, indem er freihändig den Weiterbetrieb in die Hände der Wiener Linien legte (wie von den Grünen auch als Übergangslösung angedacht), einen 10-Jahresvertrag, Ausbau und Verdichtung ankündigte.
Insofern interessant, als bislang immer kolportiert worden war, dass ein Ausbau des Citybike-Netzes ausschließlich nach erfolgter Ausschreibung passieren könne.
Auch obsolet: ein Teil d Ausschreibung f neue Sharing-Systeme, die für 2021 angekündigt war.
wienerzeitung.at/nachrichten/ch…
Dass die eine Verdichtung und Ausweitung notwendig und sinnvoll ist, zeigt der Blick ins Ausland (und ins Fachkonzept Mobilität).
wien.gv.at/stadtentwicklu…
Besonders eindrucksvoll: der direkte Vergleich von Wien und Paris!
Quelle: fvv.tuwien.ac.at/fileadmin/medi…
Die Ankündigung Ludwigs, das Citybike-Stationsnetz u.a. auf Floridsdorf, Donaustadt ausweiten zu wollen, ist mit Vorsicht zu betrachten. Das steht schon seit 2010 in jedem Regierungsübereinkommen und im Fachkonzept Mobilität - ohne Umsetzung!
ots.at/presseaussendu…
Aus diesem Grund veranstaltet @platzfuerwien heute auch einen Citybike-Ride - Treffpunkt um 17:00 Uhr hinterm Rathaus. Wir geben uns nicht länger mit Ankündigungen und Absichtserklärungen zufrieden. Den Worten müssen endlich Taten folgen!
Auch die Ankündigung, die stillgelegten Citybike-Stationen so schnell wie möglich wieder zu öffnen (gemeint sind 2 Monate), ist ein schwacher Trost. Es bleibt der Eindruck, dass ein wichtiges Mobilitätsangebot als Spielfeld politischer Wadlbeißerei im Wahlkampf missbraucht wurde.
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