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Philipp #Amthor ist in Sachen politischer Ikonographie gerade eine hochspannende Figur. Wenn Ihr Lust habt, schauen wir uns gemeinsam ein paar seiner Instagram-Bilder an.

Es geht um die Inszenierung politischer Macht, und nebenbei lernen wir was übers Fotografieren. 😉 1/20
Doch erinnern wir uns zunächst kurz an den 12.6.2020, als der "Spiegel" fragte „Ist Philipp Amthor käuflich?“ und Amthor mit der denkwürdigen Instagram-Bildtafel reagierte: "Es war ein Fehler"

(Die Analyse dazu gibt es hier: bit.ly/3l2yPDz)

2/20
Nach einem Monat Funkstille meldete Amthor sich mit einem weiteren Insta-Post zurück. Den Text habe ich unter bit.ly/3gkWZW7 analysiert, die Bildanalyse von @RaykAnders gibt es hier bit.ly/3hlFZR4.

3/20
Das Schutzschild seiner Politiker-Uniform aus Anzug und Krawatte war legerer Freizeitkleidung gewichen. Unrasiert und mit zerzaustem Haar vor grüner Naturkulisse lächelte er uns von unten an. Eine Demutsgeste, die auf Mitleid und Beißhemmung abzielte.

4/20
Amthor hatte seine Tätigkeit bei Augustus mittlerweile aufgegeben und seine Kandidatur für den CDU-Landesvorsitz zurückgezogen. Und für einen kurzen Moment wusste man nicht, ob die Affäre das Ende seiner politischen Karriere bedeuten würde...

5/20
Doch alles fügte sich glücklich für ihn, und spätestens, nachdem die Bundestagsverwaltung das Prüfverfahren eingestellt hatte, war sie wieder da: die alte Amthor-Hybris.

Lasst uns dazu eine Bilderserie ansehen, die ihn bei einem Bundeswehrtermin in Torgelow zeigt.

6/20
Es sind inszenierte Bilder mit suggestiver Wirkung. Nicht vom Fotografen der Regionalzeitung geknipst, sondern vom erfolgreichen Star-Fotograf, der auch schon erfolgreiche VIPs vor der Linse hatte.

7/20
Hintergrund: Bei einem Jägerbataillon erfolgte eine Kommandoübergabe von einem Oberstleutnant zum anderen und man muss schon genau den Begleittext lesen, um zu kapieren, dass Amthor damit bis aufs Redenschwingen eigentlich herzlich wenig bis gar nichts zu tun hatte.

8/20
Ich habe über die Bilder ein Gitternetz gelegt. Die Fotos folgen kompositorisch nämlich oft dem Konzept der Bilddrittelung. (Beim ersten Bild fängt es direkt an: Zwei Drittel Feld, ein Drittel Wald.)

9/20
Amthor von hinten, unscharf, aber aufrecht und mit voller Körperspannung. Das Kalkül: Er entspricht der Konvention und Tradition und provoziert gleichzeitig - wie auch im Begleittext - das Missverständnis, er könne auch der "Machthaber" sein, der eine Truppenparade abnimmt. 10/20
Das Porträt als Ganzfigur wurde hier vor allem gewählt, um die Insignien der Macht zu zeigen: Die Flagge, das Bundeswappen und den Adler als Hoheitszeichen. Bildbotschaft: Amthor ist zu Höherem berufen, "kann Minister!"

11/20
Amthor inszeniert sich als jemand, der von den Soldaten ernst genommen wird, auf Augenhöhe kommuniziert, egal ob man ihm freundlich gegenüber steht oder skeptisch: Alle nehmen ihn als geachteten, ernstzunehmenden Gesprächspartner wahr (hier die freundliche Version). 12/20
Hier die eher skeptische Version: Andreas Durst ist ein Brigadegeneral, der auch schon als Referatsleiter im Verteidigungsministerium arbeitete. Der nach links geneigte Kopf samt Gesichtsausdruck verrät Zweifel. Gleichzeitig verschließt er sich frontal mit den Händen.

13/20
(Und ja, ich habe gesehen, dass er „Durst“ heißt und ein Trinkpäckchen dabei hat, Ihr albernes Volk.)

14/20
Hoppla, auf einmal erscheint Amthor als der kleine Pennäler, der sich dem altgedienten Oberstleutnant der Reserve unterordnet. In der Wählerzielgruppe im Altersbereich Ü60 ist die CDU besonders erfolgreich, natürlich möchte Amthor hier punkten.

15/20
Obwohl der Soldat einigen Bildraum einnimmt, bleibt er ein gesichtsloser unscharfer Funktionsträger. Amthor lächelt, aber die Blickrichtung erfolgt im Gefälle von oben nach unten. Das blaue Störelement links unten unterstreicht die scheinbare Zufälligkeit des Moments.

16/20
Fazit: Amthor versucht mit seinen Postings von den negativen Punkten in der Fremdwahrnehmung abzulenken. Deshalb nenne ich sie hier nochmal: Es geht um den Vorwurf, käuflich und unehrlich zu sein. 17/20
Er betreibt dabei hohen Aufwand und gönnt sich als einfacher Bundestagsabgeordneter zur künstlerischen Inszenierung einen absoluten Profi. Und der liefert Meisterwerke der Editorialfotografie. 18/20
Über einstudierte Gesten, Rituale und Bilder kontrolliert Amthor das öffentliche Bild von sich. Man muss die inszenierte Selbstdarstellung nicht mögen, aber sie ist durchdacht und kann verfangen. Sebastian Kurz ist auf diese Weise österreichischer Bundeskanzler geworden...

19/20
Deshalb: Aufgepasst bei allen Formen von politischer Inszenierung. Sie wird weiterhin an Bedeutung gewinnen - auch durch Social Media.
Und noch was: 😀 Schaut Euch Foto-Tricks wie die Drittel-Regel bei Amthors Hoffotograf für Eure privaten Bilder ab - der hat's nämlich drauf. 😉
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