Thread by @MunibAgha

Ein bedingungsloses Grundeinkommen (#BGE) sorgt weder für eine Humanisierung noch für eine Demokratisierung der Arbeit. Er sorgt für keine gerechte Verteilung der Erwerbs- und unbezahlten Arbeit. Ein Thread.

Das BGE reduziert Probleme die die vorherrschende Produktionsweise hervorbringt auf ein einziges. Es möchte ein armutsfreies (nicht lebensstandardsicherndes) Einkommen garantieren.

Meine Erwartung an den Sozialstaat ist es, dass dieser mich nach meinen Wünschen und meinen Talenten fördert. Meine Erwartung an den Sozialstaat ist, dass bedarfs(!)abhängige Leistungen repressionsfrei angeboten werden.

Meine Erwartung an den Sozialstaat ist es, dass der Sozialstaat aktiv auf armutsgefährdete Gruppen zugeht und bei Bedarf(!) eben auch mehr als ein pauschales BGE zahlt.

Ein BGE ist in dem Sinne nicht bedarfsabhängig, weil auch die ein BGE bekommen, die materiell darauf nicht angewiesen. (Frage der Finanzierung klammere ich in diesem Thread mal aus)

Befürworter:innen des BGE gehen ohne empirischen Beleg davon aus, dass die Erwerbsarbeit (z.B. wegen Digitalisierung) ausgeht. Das Ziel der Vollbeschäftigung haben sie fallen gelassen.

Unabhängig von der _Gesellschaft_stform (also auch im Kapitalismus) hat Arbeit nicht nur negative Seiten, sondern stiftet Identität und sozialen Zusammenhalt. Außerdem interessant was Oskar Negt zur Arbeitslosigkeit sagt.

bpb.de/apuz/33355/arb…

Das BGE wird als Möglichkeit angesehen sich den Zwängen der kapitalistischen Produktionsweise entziehen zu können und Einkommen von der Erwerbsarbeit zu entkoppeln. Diese Möglichkeit ist im Kapitalismus aber nicht gegeben. Sozialismus im Kapitalismus gibt es nicht. Wieso:

Durch Erwerbsarbeit (Arbeit zum Zweck des Gelderwerb) werden Güter produziert und Dienstleistungen angeboten, die wiederum mit Geld gekauft werden.

Das BGE ist eine Geldleistung, und selbstverständlich darauf ausgerichtet, dass man damit auch was kaufen kann. Befürworter:innen des BGE definieren das auch als zentral für gesellschaftliche Teilhabe. Damit bestätigen sie aber auch die zentrale Rolle der Erwerbsarbeit. Denn:

Wer Geld ausgibt um etwas zu kaufen, setzt Erwerbsarbeit in Bewegung. Durchs Kaufen veranlasse ich, dass andere gegen Entgelt Arbeit verrichten. Und zwar nicht unbedingt weil sie ihnen Spaß macht oder ihnen sinnvoll erscheint,

sondern weil sie das Bedürfnis derjenigen befriedigen derjenigen Befriedigen, die bezahlen.

Konkretes Beispiel. Wenn ich mir von dem Geld ein iPhone über Amazon bestelle, dann wird das iPhone sehr wohl durch Erwerbsarbeit produziert. Die Bearbeitung der Bestellung und der Versand geschehen ebenfalls über Erwerbsarbeit.

Ein BGE macht deren Arbeit nicht humaner es demokratisiert sie nicht und entlohnt sie im Zweifelsfall auch noch schlechter, weil durch das BGE dem:der Arbeitgeber:in noch ein Grund mehr gegeben wird die Löhne zu drücken.

Und selbst wenn diese mit BGE dann entscheiden diese Arbeit nicht mehr verrichten zu wollen, verschärft das nur das Problem der ungerechten Verteilung von Arbeit. Denn die die dann noch arbeiten müssen dann die Arbeit kompensieren,

damit die Produkte und Dienstleistungen weiterhin angeboten werden. Falls das nicht kompensiert wird müsst ihr mir erklären wie man bei Verknappung der Güter mit 1200 Euro kaufkraftmäßig noch dasselbe kaufen kann.

Hab oben geschrieben, dass ich nach meinen Wünschen und Talenten gefördert werde, mir ist aber durchaus bewusst, dass zwischen dem und dem Begriff „gesellschaftlich notwendige Arbeit“ ein Spannungsverhältnis besteht,

da ich nicht als Individuum bestimmen kann, was gesellschaftlich notwendige Arbeit ist. Wenn es nach mir ginge würde dies demokratisch geschehen und nicht durch vorherrschende Eigentumsverhältnisse.

Das sind ja jetzt nicht alle Argumente, auf die Finanzierung bin ich zum Beispiel null eingegangen. Die Gründe meiner Skepsis sind denke ich klar geworden.

Auch wenn ich es nicht explizit gesagt habe, sollte es klar sein, dass ich mich hier nicht auf Neoliberale Konzepte des BGE beziehe, sondern auf das von der Bundesarbeitsgemeinschaft BGE der Partei die Linken.

Tippfehler: dass ich nach meinen Wünschen und Talenten gefördert werden MÖCHTE