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Zur gestrigen Snedung von #MaybritIllner zur Grundrente. Mittlerweile bin ich ja der Überzeugung, dass die meisten neoklassischen Ökonom:innen ihre eigenen Modelle nicht verstehen.
Es gibt viele Faktoren die Einfluss auf das Rentenniveau haben und auch solche auf die man politisch Einfluss nehmen kann. Diskutiert wird nur über den Faktor über den man so gut wie keinen Einfluss hat: Die Demographie.
@KuehniKev hat viele dieser Faktoren gestern genannt, wie zum Beispiel die Lohnentwicklung oder Freiberufler:innen, Beamt:innen, die man ins selbe Rentensystem einbinden müsste.
Zurück zur Neoklassik. Auch wenn der Titel von Pikettys ersten Buch suggeriert es hätte was mit Marxismus zu tun: Piketty arbeitet vor allem mit neoklassischen Modellen. In seinem Buch sagt er, es gibt zwei Möglichkeiten Wirtschaftswachstum zu generieren.
Die eine Möglichkeit bezeichne ich jetzt mal als die „demographische Komponente“: Ich generiere mehr Wachstum in dem ich mehr Arbeiter:innen produzieren lasse.
Die andere Möglichkeit ergibt sich aus technischen Fortschritt, also Produktivitätszuwächsen. Arbeiter:innen produzieren in einer Stunde mehr als früher, weil sie zum Beispiel mit modernen Maschinen arbeiten.
Jetzt wird immer wieder behauptet die demographische Komponente ist der Grund weshalb Einschnitte in der Rente unausweichlich sind.
Wäre das aber wirklich der Fall, wäre die Rente das geringste Problem. Denn Deutschland stünde dann vor ganz anderen Problemen. Die Volkswirtschaft wäre früher oder später vor dem Ruin.
Auf was ich hinaus möchte: die „demographische Komponente“ ist für das deutsche Wirtschaftswachstum nicht die relevante Komponente, sondern die Produktivitätssteigerungen.
Arbeiter:innen produzieren heute das Vielfache von dem was Arbeiter:innen in den 50ern produziert haben.
Mit dem rein demographischen Argument hätte nämlich die Rente auch schon in den 60ern nicht mehr funktionieren können.
Das Problem ist allerdings dass seit Jahrzehnten Arbeiter:innen nicht mehr angemessen am Produktivitätsfortschritt beteiligt werden und die Löhne entsprechend niedrig sind zugunsten der Kapitalseite.
Russland ist übrigens ein Beispiel für eine Volkswirtschaft die überwiegend Wachstum aus der „demographischen Komponente“ generiert. Russland hat aufgrund seiner schlechten demographischen Entwicklung in der Tat große Probleme, weil die Produktivitätssteigerungen so gering sind.
Abschließend: Wenn man sich nicht traut die Verteilungsfrage zu stellen, bekommt man das Rentenproblem auch nicht gelöst. Zumindest nicht im Sinne einer lebensstandardsichernde, vor Armut schützende Rente.
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