Thread by @DLF

Die Empörung über die Proteste am Reichstag seien nachvollziehbar; er sei aber auch über die Naivität bezüglich der Vorgänge überrascht, sagt Rechtsextremismusforscher Matthias Quent im Dlf. In rechtsextremen Gruppen würde schon seit Monaten zum „Sturm auf Berlin“ geblasen.

Quent warnt davor in „symbolische Diskussionen“ zu verfallen. „Das eigentliche Problem ist die Alltäglichkeit dieses Denkens, nicht die symbolische Artikulation.“ Für viele Personen sei es Alltag, Verschwörungsideologien, rechtsextreme Narrative und Antisemitismus zu verbreiten.

Die Reichsflagge sei im Neonazismus das klassische Ersatzsymbol für die verbotene Hakenkreuzfahne, so @Matthias_Quent. "Es ist in der Symbolwirkung ein vordemokratisches, ein antidemokratisches Symbol - also eine klare Absage an die liberale, parlamentarische Demokratie."

Die Reichsfahne werde auch von sogenannten Reichsbürgern genutzt, "und hier ist auch ein zentrales verbindendes Element zu anderen Milieus, die dort aufgeschlagen sind“, so Quent. Dabei gehe es um den Ausstieg aus dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, sei es...

... durch einen libertären Egoismus oder durch völkisch-rückwärtsgewandte Vorstellungen, "wie sie von Rechtsextremen ganz gezielt in diese Mobilisierungen und in diese Unzufriedenheit getragen werden", so der Rechtsextremismusforscher Quent im Dlf.

Die Proteste in Berlin seien zum einen eine Gefahr für den Zusammenhalt in der "Pandemiebewältigung", so Quent. "Auf der zweiten Ebene ist es eine Gefahr für Menschen, die sich in diesem Denken verlieren können."

"Wenn sich also Verschwörungsideologien und rechtsextremes Denken durch so eine Aufmerksamkeit verbreitet, werden Mensch in zum Teil sektenähnlichen Organisationen und Zusammenhänge gezogen, womit sie sich selber auch keinen Gefallen tun", so Quent.

Das könne zu Radikalisierungen führen und auch bis zu terroristischen Vorhaben.

// Hier das Gespräch mit @Matthias_Quent als Audio: srv.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-…