Ja, die Versuchung ist groß, aus Trotz gegen COVID-Verharmloser ins Gegenteil zu kippen und möglichst harte & lange Einschränkungen zu fordern. Aber das wäre natürlich auch falsch. Rational ist, Vor- und Nachteile abzuwägen. So viel Freiheit wie möglich, so viel Schutz wie nötig.
Es ist kein Geheimnis, dass ich immer sehr auf der Seite wissenschaftlicher Fakten bin. Aber die Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit ist nun einmal eine politische. Dafür gibt es keine mathematische Formel. Niemand kann rein wissenschaftlich die beste Strategie ausrechnen.
So fair müssen wir sein: Wer eine Lockerung bestimmter COVID-Vorschriften fordert, wer auf schädliche Nebenwirkungen der Restriktionen hinweist, der ist kein "Covidiot". Wir müssen zwischen Corona-Leugnern und Maßnahmen-Kritikern unterscheiden.
Für mich persönlich ist es z.B. leicht, sicherheitshalber für harte Einschränkungen zu sein: Ich habe darunter kaum zu leiden. Aber auch für Leute wie mich ist es moralisch notwendig, die Probleme von stark betroffenen Berufsgruppen oder Eltern mit Schulkindern zu sehen.
In der Anfangsphase der Pandemie waren viele Fragen recht eindeutig wissenschaftlich zu beantworten: Gibt es das Virus wirklich? Ist es gefährlicher als die Grippe? Wie wird es übertragen? Das kann man wissenschaftlich untersuchen.
Jetzt sind wir in einer neuen Phase, in der die Antworten weniger klar sind. Das heißt nicht, dass wir wissenschaftliche Fakten weniger schätzen sollen, aber wir sollen anerkennen, dass nicht alles rein naturwissenschaftlich beantwortet werden kann.
