Thread by @brigitte_d

1/ Wichtige Sozialkontakte durch Schule? Meine ganz persönlichen Gedanken hierzu. Ein Thread...

Durch die aktuelle Diskussion um Schulschließungen wird immer wieder angemerkt, wie wichtig die Sozialkontakte in der Schule für die Kinder sind. Dies beschäftigt mich als Mutter sehr

2/ Rückblickend kann ich sagen, dass für mich persönlich eher Kontakte zu Kindern außerhalb der Schule eine wichtige Rolle gespielt haben, auch wenn ich meine heute noch beste Freundin bei einem Schüleraustausch kennenlernen durfte. Da dies aber keine Pflichtveranstaltung war,

3/ rechne ich diese Freundschaft jetzt nicht wirklich der Klassenzwangsgemeinschaft zu. Diese würde ich für mich persönlich als neutral bewerten. Manche waren nett, manche nicht. Ich kenne aber eine sehr liebe Person, die auch durch ihre Schulgemeinschaft gebrochen wurde.

4/ Also kann man sagen, dass der Zwang in die Schulgemeinschaft nicht immer nur gut ist. Und für wen genau ist es denn gut? Mein Kind besucht seit ein paar Wochen die erste Klasse. Dort gibt es 6-jährige die selbstverständlich "Ey Alter" nutzen, um Menschen anzusprechen.

5/ Ist das also die Art von Sozialkontakt, die für meinen Sechsjährigen so wichtig ist? Ich persönlich finde nein, habe aber keinerlei Einfluss oder Wahl. Nun kann man sagen, dass Respektlosigkeit für einen Erstklässler nicht so schlimm ist. Aber aktuell für diesen Lernerfolg

6/ die Gesundheit meines Kindes riskieren zu müssen, empfinde ich als Riesenproblem. Negative Erfahrungen zu machen und an ihnen zu wachsen ist sicher auch wichtig. Aber auch dafür bietet das richtige Leben ausreichend Gelegenheit. Ich halte nichts vom Helikoptern. Aber alles

7/ braucht seine Zeit. Und eine Pandemie ist kein Zeitpunkt um eine Agenda zu verbreiten, nach der das einzig Richtige ist, die Kinder um jeden Preis wegbetreuen zu lassen, weil Eltern und Familien nicht in der Lage sind, allumfasssend für das Kindeswohl zu sorgen. Es gibt uns,

8/ Eltern, die sich tatsächlich einfach nur darum bemühen, ihre Familien gesund und die Kinder ohne Bildungseinbußen durch diese Zeit zu bekommen. Es ist befremdlich, dass die Gesellschaft uns dies nicht zutraut. Oder uns zwingt, unsere Kinder einem Umfeld preis zu geben, dass im

9/ Extremfall Menschen brechen kann. Ohne eine Wahl. Dem Staat obliegt es lediglich darüber zu wachen, dass Eltern ihre Pflicht zur Pflege und Erziehung der Kinder betätigen. Der Staat hat nicht das Recht dies zu übernehmen, solange die Eltern dies adäquat tun.

10/ Die Präsenzpflicht (die nur eine der denkbaren Arten ist, wie man "Schulpflicht" ausgestalten kann) ist nicht die einzige Möglichkeit über das Wohl der Kinder zu wachen. Andere Staaten mit deutlich höherem Bildungsstandard wie z.B. Finnland bekommen dies auch hin.

11/ Dieses ständige "Regelbetrieb um jeden Preis", weil die soziale Komponente so wichtig ist, ist für mich persönlich für Viele der Vertreter der Auffassung nur eine sehr bequeme Ausrede und Rechtfertigung nichts an dem aktuell praktizierten Schulbetrieb zu verändern.

12/ Kinder sind aber schon vor Homeschooling "verloren gegangen". Die Schuld daran, dass es mehr Kinder während der Zeit des "Lockdowns" getroffen hat, trägt für mich mehr die schlechte Vorbereitung und die mangelhafte Umsetzung von Fernunterricht, als der Heimunterricht per se.

13/ In Brennpunkten haben Schüler die Schulpflicht hinter sich gelassen, ohne Lesen oder Schreiben zu können, auch vor dem Lockdown. Die Verschärfung zeigt doch nur, dass das bestehende System überdacht werden muss. Trotzdem werden meine Kinder jetzt ohne Freistellungsmöglichkeit

14/ vor Ort an die Schule gezwungen. Und in meinem Bundesland sogar unter Androhung einer Gefängnisstrafe für mich, sollte ich sie dem Unterricht mutwillig entziehen. Es gibt viel, was diskutiert werden sollte. Es darf aber kein Tabu sein, alternative Beschulungsformen zu

15/ untersuchen und einzurichten, nur weil das Argument "Sozialisation" vorgeschoben wird. Eltern, denen die Gesundheit der Kinder so viel wert ist, dass sie die durchaus beschwerlichere Bildungsform des Homeschoolings in Erwägung ziehen, werden sich auch um die psychische

16/ Gesundheit und normale Entwicklung der Kinder kümmern und soziale Kontakte in Nachbarschaft, Verein etc. ermöglichen. Bei uns hat dies jedenfalls prima geklappt. Ständig davon auszugehen, dass der Staat dies alles besser kann als die Familie ist so frustrierend und verletzend

17/ Es legt einen Generalverdacht nahe, dass man als Familie versagt. Hauptsache man steht dem Arbeitsmarkt voll zur Verfügung. Andererseits wird nichts in die Kinder investiert. Weder Geräte für das Lernen zu Hause noch Luftreinigungsgeräte werden angeschafft. Dafür werden

18/ Letztere aber möglicherweise auf Staatskosten für die Gastronomie angeschafft, wie aus NRW zu hören war. Es ist ein furchtbares Signal an Familien. Und einem Staat, der solche Prioritäten setzt muss ich meine Kinder zwangsweise anvertrauen? Einem Staat, dem JETZT auffällt,

19/ dass es im Winter vielleicht kalt wird und man das Lüftungskonzept überdenken muss? Ein Staats der sagt: es lassen sich nicht alle Fenster öffnen, aber jeder Raum habe ja eine Tür, durch die gelüftet werden könne? Jeden Tag solche Absurditäten.

20/ So. Meine persönliche - rein persönliche - Sicht der Dinge. Jeder Standpunkt verdient die Diskussion. Aber einfach pauschal zu sagen, nur der Regelbetrieb ist richtig und wichtig würgt jede sinnvolle Diskussion ab.

#BildungAberSicher
#NotMyChild