Lange vom #Arbeitsministerium versteckt, jetzt endlich zur Veröffentlichung freigegeben: Die fiskalische Analyse der #Aktion20000 von @IHS_Vienna. Was steht drinnen? Nach dem ersten Drüberlesen eine Analyse als Thread: 1/15
Zuerst: Warum ist das wichtig? Weil sich das Arbeitsmarktproblem durch den Privatsektor alleine während Corona nicht lösen wird. Ohne staatliche Programme für #Langzeitarbeitslose wird die Zahl der Langzeitarbeitslosen bald neue Rekordhöhen erreichen. 2/15
Zunächst einmal ein schockierendes Bild. In rot, das passiert mit #langzeitarbeitslosen Menschen, die man sich selbst überlässt. Unternehmen stellen sie nicht ein, nur jedeR Zehnte findet etwas (gelb). Deswegen flüchtet sich ein Viertel in die Pension (hellblau). 3/15
Das gleiche Bild mit Aktion 20.000. Zuerst arbeitslos, danach in der Aktion beschäftigt. Nach Auslaufen des Programms geht es für jeden 3. in Beschäftigung weiter, obwohl die öffentliche Finanzierung komplett wegfällt. 3x soviele wie in der Vergleichsgruppe ohne Aktion! 4/15
Natürlich kostet es aus budgetärer Sicht etwas, Jobs für einen Zeitraum komplett zu finanzieren. Circa doppelt soviel, als #Arbeitslose alleine mit #Notstandshilfe versumpern zu lassen. Das ist altbekannt. 5/15
Spannend aber: Nach Ende der Aktion dreht sich das Verhältnis komplett um. Die TeilnehmerInnen der Aktion 20.000 kosten nur halb so viel. Warum? Weil viel mehr von ihnen Arbeit haben als die langzeitarbeitslos Gebliebenen ohne Aktion. 6/15
Die Studie konnte lediglich für sechs Monate nach der Aktion 20.000 untersuchen, wie es mit den Teilnehmern weiterging. Das Drittel mit (ungeförderter) Weiterbeschäftigung der ehemaligen TeilnehmerInnen behält seine Jobs, das ist erfreulich. 7/15
Wenn das noch knapp 4 Jahre so weiter geht, dann hätte sich die Aktion sogar zur Gänze selbst finanziert. Tritt das auch so ein? Das wissen wir erst in 4 Jahren. 8/15
Das IHS stellt eine Rechnung an, bei der sie von einer „sehr engen fiskalischen Betrachtung sprechen“. Warum eng? Weil vieles in der Studie gar nicht erfasst wird! Die Jobs der Aktion 20.000 haben auch der Gesellschaft einen Nutzen gebracht. 9/15
Den gesellschaftlichen Nutzen der Aktion 20.000 berechnen sie gar nicht. Der besteht konkret aus Jobs wie Alltagsbegleitern, damit gebrechliche Leute länger daheim leben können. Oder administrative Schulsekretäre, damit sich Lehrer aufs Unterrichten konzentrieren können. 10/15
Aus Sicht der Teilnehmer waren die tatsächlichen Tätigkeiten gesellschaftlich sinnvoll. 91% sagen das, wie die zweite, schon veröffentlichte, Evaluierung der Aktion 20.000 belegt. prospectgmbh.at/project/evalua… 11/15
Dieser Aspekt fehlt völlig, und würde die fiskalische Bilanz viel besser für die #Aktion20000 ausfallen lassen. Ein weiterer, volkswirtschaftlicher, Aspekt fehlt auch völlig. Die Arbeitnehmer (statt Arbeitslose) erhalten mehr Einkommen und konsumieren daher auch mehr. 12/15
Mehr Konsum von ehemals Arbeitslosen bringt der Wirtschaft etwas, aber dem Staat auch Umsatzsteuereinnahmen. Auch so würde sich die budgetäre Bilanz der Aktion auch für den Staat selbst noch einmal verbessern. Das fehlt leider in der Studie. 13/15
Eine ordentliche, komplette, Kosten-Nutzen-Analyse liefert die Studie somit nicht. Die (politische?) Interpretation der Ministerin zur Studie ist daher aus wissenschaftlicher Sicht zumindest zu weitreichend und verfrüht, wenn nicht gar falsch. ots.at/presseaussendu… 14/15
Der Josef Urschitz fragt sich heute in @DiePressecom, ob WIFO und IHS das Budgetdefizit deshalb so gnädig nahe an drei Prozent prognostiziert haben, weil sie so viel Geld vom Finanzminister (damals Magnus Brunner, ÖVP) bekamen. Ein Thread. 1/10
Das glaube ich nicht, weil ich die Integrität der Mitarbeiter nicht anzweifle. Selbst wenn von der Politik Druck kommt. Aber es gibt einen anderen Grund, wieso es zu so einem Systemversagen kommt. Die zu große ideologische Nähe auf Chefebene. 2/10
Der Präsident des @WIFOat ist Harald Mahrer (ÖVP) von der Wirtschaftskammer, dementsprechend ist auch der Wifo-Chef deutlich wirtschaftsliberal eingestellt. Es ist kein Zufall, dass er etwa kein Keynesianer ist. 3/10
Arbeiten bis 67 schafft mehr Probleme, als es löst. Am Ende produzieren viele Arbeitslose und Kranke, die ihre Zeit bis zur Pension frustriert daheim absitzen. Was stattdessen tun? Ein Thread 1/13 derstandard.at/story/30000002…
Zunächst zum Finanziellen: Nach einer Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre müssten die Menschen zwei Jahre länger arbeiten. Dafür fallen zwei Jahre ihrer Pension weg und damit auch zwei Jahre Lebens-Pensionseinkommen. 2/13
Arbeiten bis 67 kostet Ärmere mehr Pension als Jüngere. Eine Führungskraft mit einem Einkommen im Fünftel der Leute mit dem höchsten Einkommen verliert nur 6 Prozent seiner gesamten Pension. Ein Mann im Niedriglohnsektor (unteres Einkommensfünftel) verliert 13 Prozent. 3/13
Ich tue mir schwer mit den Andeutungen von @GrimmVeronika und @HallaMartin dass Kinderarbeit derzeit ein notwendiges ökonomisches Übel sei, dass man nicht verbieten dürfe. Unsere Gesellschaften sind reich genug, um Kinderarbeit zu verbieten. Ein kurzer Thread 1/5
Hier eine Replik auf den als Argument vorgebrachten Artikel: Kinderarbeit zu verbieten schadet einem Land nicht. Eine Ausnahme gibt es: Wenn die Gesellschaft so ungleich ist, dass alles Vermögen und das Einkommen daraus in der Hand einiger weniger ist. 2/5
Damit ist Kinderarbeit aber ein reines Verteilungsproblem. Das (fiktive) Land ist ausreichend gut entwickelt, könnte die Kinderarbeit ohne Nachteile verbieten. Sie existiert, weil viele nichts besitzen außer ihrer Arbeitskraft, die sie verkaufen müssen - auch die der Kinder. 3/5
Der Steuerplan des Bundeskanzlers ist Harakiri für das Budget. Der Fiskalrat sagt: Es fehlen jährlich 9-13 Milliarden Euro. Der Finanzminister rückt zur Verteidigung aus: „Wir holen 3,5 Milliarden durch Kürzung bei Förderungen herein.“ Nur wo? Ein Thread 1/18
Zu Förderungen muss man wissen: Es gibt 13,5 Milliarden direkte und 24,4 Milliarden indirekte Förderungen (Stand 2022). Indirekte Förderungen sind hauptsächlich Steuervergünstigungen. Direkte Förderungen sind echte Ausgaben. Doch zuvor zu den Sondereffekten. 2/18
Das Förderbudget ist tatsächlich noch immer sehr groß, weil während Corona und der Teuerung hohe Förderungen ausbezahlt wurden – und teils immer noch werden. Die fallen in den nächsten Jahren komplett weg. Dennoch ist nicht mehr Geld da. 3/18
Bei den Lohnnebenkosten erzählen wirtschaftsliberale Ökonomen ein Märchen: Eine Senkung der Unternehmer(!)-Abgaben gehe an Arbeitnehmer (sic!). Die neueste Forschung sagt jedoch: Das Geld bleibt den Unternehmen. Arbeitnehmer schauen durch die Finger. Ein Thread 1/22
Zunächst. Es widerspricht schon dem Hausverstand. Wieso sollten sich Unternehmervertretungen und Wirtschaftsparteien für eine Senkung der Dienstgeber-Abgaben stark machen, wenn sie damit rechnen, dass sie als Gegenleistung eins zu eins die Löhne erhöhen müssen? 2/22
Rhetorisch erinnert das Argument an Trickle-Down-Economics von Ronald Reagan – Steuersenkungen für die Reichen kämen bei den Armen an. Die österreichische Version davon: „Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut.“ 3/22
"Verdoppelung der Zinszahlungen" im Budget 2023. "4,3 Milliarden mehr Zinsen nächstes Jahr." Das schreiben heute manche Medien in Österreich. Stimmt das so? Nein, da werden ein paar Zahlen verdreht. Ein 🧵1/20
Von 4,3 auf 8,7 Milliarden Euro für Zinszahlungen? Das wäre ein Anstieg um rund 1% der jährlichen Wirtschaftsleistung. Das wäre tatsächlich dramatisch, wenn das in nur einem Jahr passiert. Dem ist aber nicht so. /2
Es ist unplausibel hoch, denn die aktuell steigenden Zinsen werden immer nur auf einen kleinen Teil der Staatsverschuldung fällig. Das meiste ist fix verzinst für mehrere Jahre. /3