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Sep 25, 2020 11 tweets 3 min read Read on X
Dies ist eine wichtige Debatte, die @AnkeHassel @CKemfert ua hier anstoßen über Diskriminierung und Netzwerke im Diskurs der Medien mit Wissenschaftler*innen. Das FAZ Ranking (obwohl es zahlreiche Schwächen & Verzerrungen enthält) zeigt, wo das Hauptproblem liegt:
#Gender #Medien
In den Top-100 des FAZ Ranking sind 15 Frauen und 85 Männer.
Es setzt sich aus vier Komponenten zusammen: klassische Medien, soziale Medien, Politikberatung, Wissenschaft.
Nicht nur beim Punktdurchschnitt bei den klass. Medien schneiden Ökonominnen schlechter ab, sondern vor allem wenn man den Median und die männlichen Nachbarn im Ranking nimmt (was sinnvoll ist, weil es die Verzerrung durch Ausreißer eliminiert):
FAZ Ranking (Median):

klass. Medien soz. Medien Politik Wissenschaft

Frauen: 34 6,0 2,0 322
Männer: 42 0 0 490
FAZ Ranking (D.schnitt Nachbarn):

klass. Medien soz. Medien Politik Wissenschaft

Frauen: 34 6,0 2,0 322
Männer: 42 0,5 0,5 364
Fazit zum #Gender #Bias bei Wissenstransfer und Wissenschaft in der Ökonomie:

1.Der Hauptgrund für das relativ schlechtere Abschneiden von Frauen im FAZ-Ranking liegt in der Berichterstattung einiger Medien.
2.Ökonominnen kommunizieren mehr über die sozialen Medien als männliche Kollegen, aber in den klassischen Medien kommen sie viel weniger zu Wort.
3.Die Stimme von Ökonominnen kommt bei der Politik genauso gut an & erhält die gleiche Aufmerksamkeit, wie vergleichbare Ökonomen.
4.Ökonominnen haben zwar weniger Forschungszitate als Ökonomen, dies ist per se jedoch keine Begründung für ein geringeres Gehör bei den klassischen Medien (zumal es auch bei den Männern kaum eine Korrelation zwischen wiss. Zitaten und klass. Medienzitaten gibt).
5.Dies legt die Interpretation nahe, dass NICHT die Ökonominnen in den klassischen Medien nicht gehört werden WOLLEN, sondern dass diese Medien ihnen nicht das gleiche Gehör wie Männern schenken.
6.Diese ist offensichtlich kein wissenschaftlicher Beleg, sollte uns aber zu denken geben und eine offenere Debatte anstoßen — bei uns als Wissenschaftler*innen und vor allem bei den klassischen Medien selbst.
7.Viele offene Fragen bleiben, so zum Beispiel: gibt es Unterschiede bei den klass. Medien — bei welchen Zeitungen finden Ökonominnen besonders wenig Gehör?
END.

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Apr 24
Ein #Mindestlohn von 15 € ist realistisch und gesamtwirtschaftlich sinnvoll, allerdings gibt es auch Verlierer.

Ein Thread 🧵 mit Argumenten dafür und dagegen.

1/n

faz.net/aktuell/wirtsc…
Die Argumente FÜR einen Mindestlohn von 15 €:
- Er wird vielen Menschen im Niedriglohnbereich ein höheres Einkommen ermöglichen und die zum Teil heftigen Kaufkraftverluste durch die hohe #Inflation der Jahre 2022 und 2023 kompensieren helfen.
- Er bedeutet eine stärkere Konsumnachfrage und damit auch ein stärkeres Wirtschaftswachstum.
- Er entlastet den #Sozialstaat, denn wir haben zB noch immer fast 800.000 Aufstocker, die von ihrer Arbeit nicht leben können und staatliche Leistungen benötigen.
Read 9 tweets
Apr 8
Der #Crash an den Aktienmärkten ist kein Grund zur Panik: er ist klein im Vergleich zum #Boom der vergangenen Jahre. Selbst die Korrektur jetzt bedeutet, dass die meisten noch dicke Gewinne über die letzten Jahre gemacht haben. (Siehe Grafiken)

🧵 1/n Image
Image
Der Crash an den Börsen ist in erster Linie ein Misstrauensvotum über die wirtschaftliche Zukunft. Er hat unmittelbar (!) wenig Einfluss auf die Realwirtschaft, solange er die Finanzstabilität nicht gefährdet und die Finanzierungsbedingungen nicht verschlechtert.
Der Crash an den Aktienmärkten kann sich negativ auf den privaten Konsum auswirken, weil Aktien Vermögenswerte darstellen, die zum Teil für den privaten Konsum genutzt werden.
Read 4 tweets
Apr 5
In kaum einem Industrieland sind die #Bildungschancen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Der Schlüssel für diese #Ungleichheit liegt in der frühkindlichen Bildung — ein Plädoyer für eine Kehrtwende.

Meine Kolumne mit J. Dräger:

zeit.de/wirtschaft/202…
Trotz eines größtenteils öffentlichen Bildungs- und Betreuungssystems hängen die Bildungschancen in Deutschland stärker von der sozialen Herkunft – insbesondere der Bildung und dem Einkommen der Eltern – ab als in vielen anderen Ländern.
Deutschland hat ein doppeltes Problem: Zum einen nehmen Kompetenzen ab; zum anderen ist die Ungleichheit im Bildungsniveau groß – so die Pisa-Studien der OECD. Der Schaden auch für Wirtschaft und Gesellschaft ist enorm.
Read 7 tweets
Apr 2
Mein Statement zum US #Handelskonflikt von #Trump: #LiberationDay #TaxDay

Donald Trump hat mit seinen Strafzöllen gegen die Welt einen schweren und möglicherweise fatalen Fehler gemacht. Trump überschätzt sich selbst und die globale Macht der US-Wirtschaft.

🧵 1/n
Er kann einen Handelskonflikt gegen die gesamte Welt nicht gewinnen, solange Europa, China, Mexiko und Kanada koordiniert agieren. Dieser Konflikt ist die Chance für die #EU das Heft des Handels zurückzugewinnen und wichtige Fehler zu korrigieren.
Gleichzeitig bedeuten Trumps Handelskonflikt ein endgültiges Ende für die multilaterale #Weltordnung in Bezug auf Wirtschaft und Handel. Trump hat die zentralen Versprechen und Abkommen aufgekündigt, die dem #Welthandel und der Welthandelsorganisation #WTO zugrunde lagen.
Read 14 tweets
Mar 21
Die Bezeichnung vom #Finanzpaket, mit der Änderung des Grundgesetzes, als #Schuldenpaket ist unsinnig und geht am wirklichen Punkt vorbei:

1/n
1. Ohne Schulden gibt es keine (finanziellen) Ersparnisse: der Staat „verbrennt“ mit seiner Kreditaufnahme für Infrastruktur und Verteidigung kein Geld, sondern schafft im gleichen Maße finanzielle Forderungen und Vermögenswerte.
2. Auch die Aussage, künftige Generationen hätten per se finanzielle Nachteile, ist falsch, denn künftige Generationen werden diese Forderungen halten und dafür Zinsen erhalten. (Das Problem ist eher die Verteilung dieser Vermögen/finanz. Forderungen, nicht dass es sie gibt.)
Read 11 tweets
Mar 12
#Das Sondervermögen für Infrastruktur und die Ausnahme der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben wären eine verpasste Chance und Etikettenschwindel –- wenn Union und SPD an ihren Plänen aus der Sondierung festhalten.

🧵

Mein Kommentar:

t-online.de/nachrichten/de…
64 Milliarden € im Jahr primär an Steuersenkungen für Besserverdiener und höhere Sozialausgaben im Bundeshaushalt wurden von Union und SPD in den Sondierungen angekündigt. Fakt ist, dass diese riesigen Versprechen nur durch eine Verschiebung öffentlicher Investitionen und …
Ausgaben für Verteidigung in das Sondervermögen und die Ausnahme von der Schuldenbremse zu finanzieren wären. Somit wären Sondervermögen und Ausnahme von der Schuldenbremse lediglich ein Trick, um primär konsumtive Ausgaben des Staates zu erhöhen.
Read 9 tweets

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