Diese Frage ist ein gutes Beispiel, wie wir Journalist:innen die Gefahren & Ausmaße der Klimakrise oft (unabsichtlich) dramatisch runterspielen. Schon die Fragestellung ist biased. ‚Oder der Klimaschutz, der die Lebensgrundlagen für Milliarden von Menschen retten würde?‘, ...
Ich denke, das liegt vor allem daran, dass vielen Kolleg:innen noch immer nicht klar ist, wie akut die aktuelle Situation ist & wie weitreichend die Auswirkungen auf unser Leben sein werden - schon in den nächsten 10, 20, 30 Jahren.
Jede:r Journalist:in muss wissen:
- Was ist das CO2-Budget & wie viel haben wir noch?
- Was sind Kipppunkte & was lösen sie aus?
- Was bedeuten 1,5, 2, 3 oder 4 Grad globale Erwärmung für die Lebensbedingungen von uns Menschen? Oder sogar 6 oder 8, weil sich die Entwicklung evtl
selbst verstärkt? Zur Relation: Wie viel kälter war das Klima etwa in der letzten Eiszeit?
Zudem reduziert die Frage von @WDRinvestigativ das Thema grundsätzliche auf die Dichotomie: Brauchen wir Klimaschutz oder nicht? Diese Frage ist seit 30 Jahren wissenschaftlich geklärt.
Dass wir das journalistisch im Jahr 2020 noch immer diskutieren, ist wesentlicher Teil des Problems. Es sollte seit (mindestens) 20 Jahren stattdessen um die Frage gehen: Wie können wir Klimaschutz sozial verträglich umsetzen?
Und: Auch ‘die Wirtschaft’ wird in den kommenden Jahren massiv unter der globalen Erwärmung leiden, Land- & Forstwirt:innen etwa tun es jetzt schon. Stürme & Starkregen werden unsere Infrastruktur immer öfter massiv beschädigen & neue Krankheiten potenziell erneut Lieferketten
lahmlegen wie Covid-19 (dessen Ursprung eng mit der Klimakrise verknüpft ist) jetzt schon.
Eine gute Einführung, @WDRinvestigativ, liefert zB. dieser Vortrag (knapp 50 Minuten) vom Klimaforscher Will Steffen:
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Die Jury des @mediummagazin hat mich unter die Journalist*innen des Jahres 2022 im Bereich Wissenschaft gewählt.
Das ist eine schöne Anerkennung meiner Arbeit, aber um ehrlich zu sein: Es fällt mir schwer, mich darüber zu freuen 🧵 #jdj2022
Ich mache das hier jetzt seit zweieinhalb Jahren, und obwohl ich sehe, dass sich etwas bewegt – dass Kolleg*innen etwas bewegen –, ist das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderung nicht ansatzweise da, wo wir es bräuchten.
Mir ist schon klar, dass zweieinhalb Jahre nicht besonders lang sind, wenn man versucht, etwas grundlegend zu verändern; mir ist auch klar, dass viele andere schon sehr viel länger daran arbeiten.
Heute Abend wird mit dem #Reporterpreis einer der renommiertesten Preise der Journalismus-Branche verliehen, viele großartige Kolleg*innen sind nominiert, darunter einige wirklich gute klimajournalistische Beiträge.
Das freut mich, aber das reicht nicht 🧵
Eigentlich wollte ich einen langen und elaborierten Thread dazu schreiben, aber ich habe keine Energie dafür, und ich habe das alles hundertfach erzählt.
Falls es interessiert, hier ein paar Beiträge von mir, die nichts an Aktualität verloren haben:
{Vorab ein paar andere Tipps: Gutes Sammelwerk mit Beiträgen von tollen Kolleg*innen gibt es hier. @uebermedien scheint zuletzt auch aufgewacht. @wblau folgen lohnt sich sowieso, der twittert mit einer Kraft und Ausdauer, die ich gerade nicht habe 😅} oekom.de/buch/medien-in…
Mehr Faktenchecks würden den Meinungsbeiträgen @tagesschau wirklich gut tun. Ich finde Meinungspluralismus wichtig, und natürlich kann man die Proteste der Letzten Generation kritisieren.
Aber in dem Beitrag gibt es zwei grundlegende Logikfehler – die sind keine Meinung:
1. Nur weil man schon mal dachte, es gäb keine Zukunft, ist das heute nicht falsch.
Politische Proteste haben dafür gesorgt, dass damals u.a. die Ursachen des Waldsterbens gestoppt wurden. Genau das versuchen die aktuellen Proteste: Die Ursachen der Klimakatastrophe zu stoppen.
Die Bedrohung eines Atomkrieges war damals eine - extrem reale - Gefahr. Auch sie wurde u.a. aufgrund des politischen Drucks aus der Öffentlichkeit eingehegt.
Die Ängste davor waren nicht unsinnig, die Proteste dagegen nicht übertrieben. (Kurze Google-Suche: Präventionsparadox)
Als ich den Text veröffentlichte, war mir noch nicht lange klar, wie akut unsere Lage eigentlich ist. Das war mir erst 8 Wochen vorher bewusst geworden, und es hatte mich damals wie ein Schlag erwisch, denn schließlich war ich zu dem Zeitpunkt seit 10 Jahren Journalistin.
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Wie konnte es sein, dass ich nicht wusste, was die Klimakrise mit meinem Leben zu tun hat? Und das nachdem @FridayForFuture das Thema seit 2 Jahren in dem Mittelpunkt gerückt und ich fast täglich dazu gelesen hatte?
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Hallo #Klimatwitter, hallo #AcademicTwitter, bevor sich alle in den hart verdienten Urlaub zurückziehen: Ich brauche eure Hilfe.
Ich habe etwas geschrieben, was langes, und bevor das veröffentlich wird, würde ich mich freuen, wenn ein paar Expert:innen entsprechende Stellen ...
gegenchecken könnten. Ich würde dann sehr viel besser schlafen in den kommenden Wochen. Und der Sache wäre es auch zuträglich, wenn ich keine vermeidbaren Fehler, veralteten Daten oder unzulässigen Zuspitzungen drin habe. Mal geht es um 2 Absätze, mal um 10, mal um 1 Kapitel.
Alles in diesem Text ist richtig (soweit ich das beurteilen kann) & natürlich kann es nicht unsere Aufgabe sein, klimapolitische Maßnahmen immer zu bejubeln. So jedoch werden sie vor allem zerredet, das Verständnis für die (erwiesenermaßen) notwendigen Maßnahmen wird geschmälert.
Hier fehlen zwei wichtige Dimensionen:
1. Das Ziel ist nicht "Klimaneutralität bis 2050, weil die EU das will", sondern das Ziel ist es, unser aller Lebensgrundlagen zu schützen. Gebäude zu dämmen ist ein unsexy aber extrem notwendiger Teil davon.