Ich bin heute aufgewacht und musste an den Film denken, den wir uns gestern angesehen haben. "Love Sarah". Normalerweise wenn mich ein Film noch Tage anschließend beschäftigt, hat mich irgendwas daran berührt, verstört oder überwältigt.
Heute war das Gefühl beim Aufwachen:
Ich war sauer.

Richtig sauer. Ziemlich unsinnig sauer, weil ein, sagen wir, eher seichtes Filmchen, nicht diese Gefühle auslösen sollte.

Zur Seelenhygiene kippe ich hier mal rein, warum mich dieser Film sauer gemacht hat.
Sollte etwas davon genretypisch sein - und ich schau sonst eigentlich nie romantische Komödien oder romantische Dramödien an - bitte ich, mich darauf hinzuweisen.

Möglicherweise ist auch einiges meiner Kritik der Synchronisation geschuldet, aber daran glaube ich eher nicht.
Erst recht nicht, seit ich weiss, dass es eine britisch-deutsche Co-Produktion ist. Da hätte man schon bei der Konzeption drauf achten können, dass die Dialoge nicht teilweise 'so da' Dialoge sind, die keinen tieferen Sinn haben, als mehr auf der Tonspur zu haben, als Stille.
Aber seit ich das weiss, überlege ich, ob der Film ein Abschreibungsprojekt für Investoren sein könnte. Denn ich glaube eigentlich nicht, dass eine Regiseurin, der man das Geld für einen abendfüllenden Spielfilm in die Hand gibt, der wären solche grundlegenden Patzer aufgefallen.
Entweder das, oder da hat jemand, der die Hand auf dem Geldtopf hatte, Einfluß auf die Story genommen, weil er dachte, das Scheckbuch mache ihn eben mal zum Experten für Storytelling.

Mit Celia Imrie und Bill Patterson waren auch zwei durchaus bekannte Namen/Gesichter dabei.
Das ist kein Filmschulabschlußprojekt und da könnte, sollte, man eigentlich erwarten, dass das wirklich grundlegende Handwerk des Storytellings sitzt.

Ich werde hier nicht um Spoiler drumherumkommen. Wer den Film noch unvoreingenommen sehen will, mute diesen Thread JETZT.
Vorweg: mein internes Bewertungssystem, ob ich einen Film gut fand, ist sehr einfach:
Verflog die Zeit und ich tauche nach dem Film wieder im hier und jetzt auf, dann war er gut. Egal wie trashig das Thema oder die Darstellung und egal welches Thema.
Wenn ich aber das Verstreichen der Zeit bemerke, während ich den Film ansehe und mich irgendwann frage, wie lange er denn noch sein mag ... dann war er schlecht.

Gestern habe ich mich nach 60 Minuten kurz gefragt, ob ich mir was zu lesen rausholen soll.
Ich habe es dann nicht getan, weil es ja nicht zwingend um den Film ging, sondern darum, gemeinsam einen schönen Hochzeitstagabend zu verbringen.

Aber mein Kopf hat schon während des Films an den Dialogen rumanalysiert. Kein gutes Zeichen.
Aber warum hat mich der Film nun wütend gemacht?

Kurz: Ich fühle mich als Zuschauerin nicht ernst genommen. Mehr noch, ich fühle mich verarscht.
Um kurz die Handlung zu umreissen: Zwei beste Freundinnen, eine Starköchin und ihre ehemalige Mitschülerin auf der Kochschule wollen zusammen eine Bäckerei eröffnen. Sie erhoffen sich durch den Namen der Köchin die entsprechende Zugkraft.
Die Köchin stirbt, noch bevor sie den Laden überhaupt ausbauen können. Das Projekt scheitert bevor es begonnen hat.

Nun aber entscheidet sich die Tochter der Köchin alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und die Bäckerei doch noch zu eröffnen.
"Alle Beteiligten" heißt in diesem Fall: die beste Freundin und die Mutter der Köchin.

Also drei Frauen, eine Tote, die das Verbindungsglied zwischen ihnen war und die Rettung eines Traums.
Ich hab - ohne Scheiss - eine Packung Taschentücher eingesteckt, weil ich davon ausging, bei dem Setup, da brauche ich die.
In der Folge deutet der Film mehrere Konflikte an, aber hier beginnt auch direkt der Punkt, an dem ich mich verarscht fühle.
Die Konflikte scheinen, ebenso wie der Dialog, in vielen Punkten 'so da'-Konflikte zu sein.
Sie sind 'so da' weil man für einen Film Konflikte braucht, hat man zumindest mal so gehört, und der Film ansonsten nur eine Slideshow von Gebäck gewesen wäre.
Aber weder werden die Konflikte je wirklich etabliert noch wirklich gelöst.

Hier wird eine der wirklich grundlegensten Regeln des Storytellings in ein 'Cake Wreck' eingepacken: Das Versprechen an den Leser/Zuschauer.
Das Versprechen an den Leser besagt im Prinzip, dass, wenn ich ein Problem einführe, dem Zuschauer auch das Versprechen gebe, dieses Problem innerhalb der Story zu lösen.
Wenn ich nicht vorhabe, ein Problem zu lösen, dann ist das verschwendete Zeit und vor allem verschwendetes, emotionales Kapital, das der Zuschauer in die Story investiert hat.
D. h. wenn ich Emotionen auslöse oder Fragen aufstelle, dann muss ich die Fragen beantworten und für den emotionalen Bogen zumindest einen Abschluß bieten. Und zwar für jeden Bogen einzeln.
Wenn ich dem Leser also Storybögen hinwerfe, die a) nicht mal richtig einführe sondern irgendwie mal so anfange und dann auch nur einen Teil davon zum Abschluß bringe, dann sage ich dem Zuschauer oder Leser, dass ich ihn und seine emotionale Beteiligung nicht ernst nehme.
Leider hat der Film genau das gemacht und zwar nicht nur einmal, sondern quasi mit jedem einzelnen Problem, mit jedem einzelnen Bogen.
Das liegt mich Sicherheit auch daran, dass der Film alleine schon zu viele Ebenen, zu viele Bögen und Probleme aufgemacht hat, um sie in der Zeit dann auch abzuschließen. Aber, das wäre dennoch gegangen.
Wenn man nicht Zeit damit verschwendet hätte, 'so da' Dialoge zu führen, sondern jede Szene mehr als eine Funktion erfüllt hätte.
Um mal anzureissen, welche Probleme der Film aufgemacht hat:
- Die Tochter hat eine Sinnkrise nach dem Tod ihrer Mutter und wird von ihrem Freund rausgeworfen.
- Die Großmutter hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und versteckt sich auch von ihren Bekannten
- Es gab ein Zerwürfnis zwischen Großmutter & Mutter, anscheinend wegen Geld.
- Es gibt eine Vorgeschichte zwischen der Großmutter und der besten Freundin.
- Der Vater der Tochter ist nicht bekannt.
- Der Mietvertrag für das Ladengeschäft kann nicht wieder aufgehoben werden.
- nach dem Tod der Köchin mit dem großen Namen sprangen alle Investoren ab
- die beste Freundin ist mit ihrem Job unzufrieden. Oder doch nicht? Oder doch?
- ein ehemaliger Mitschüler von Mutter & beste Freundin taucht auch und glaubt der unbekannte Vater sein zu können
- ein Nachbar von Gegenüber spioniert den Laden aus und stellt skeptische Fragen
- die beste Freundin reagiert grob ablehnend auf den ehemaligen Mitschüler
- anscheinend gibt es in ganz London keine guten, arbeitssuchenden Bäcker
Und dann komm ich jetzt mal dazu, welche Fragen offen bleiben. (Davon ausgehend, dass die nicht alle in den paar Minuten beantwortet wurden, in denen ich austreten war.)

- der Konflikt zwischen der Tochter und ihrem Freund scheint vor allem deswegen eingeführt zu werden>
damit sie zur Großmutter zieht. Ansonsten taucht er am Beginn auf und dann nie wieder.
- wir erfahren nie, warum sich die Großmutter aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Keine Ahnung, ob wir als Zuschauer davon ausgehen sollen, einfach weil eine Frau jenseits der Blüte ihres Lebens?
Ich hoffe nicht. Das wäre unschön.
Auch, dass sie als ein bisschen kauzig dargestellt wird und eine Person, die ihre Ruhe mag ... das erklärt nicht, warum sie nicht mehr mit ihren Bekannten zum Yoga geht oder nicht mehr zum gemeinsamen Pokerabend auftaucht. Es ist mir ein Rätsel, was der Auslöser sein sollte.
- Die Großmutter hat anscheinend Geld und mag es nicht, wenn ihre Familie nur mal vorbei kommt um nach Geld zu fragen. Deswegen lehnt sie auch ab, die Bäckerei ihrer Star-Koch-Tochter zu finanzieren.

Mir ist der Grund nicht stark genug, aber ein anderer wird nicht gegeben.
- Die Tochter entgegnet der Ablehnung mit einem "nie bist du für mich da". Gibt es eine Vorgeschichte des "nie bist du für mich da"? Wir erfahren es nicht. So klingt das nach einem bratty Teenager der kein Geld für die Disco bekommt.
Und eben nicht nach einer kompetenten Frau mitten im Leben, mit einem Businessplan und einer erwachsenen Tochter.
- Auch die Vorgeschichte zwischen der besten Freundin und der Großmutter wird nicht weiter aufgenommen. Es scheint aber eigentlich, als habe es bis zu dem Zerwürfnis Mutter/Großmutter regen Kontakt gegeben. Was aber die Behauptung "nie für mich da" wieder in Frage stellen würde.
- der Mietvertrag kann nicht aufgelöst werden, aber im Film wartet auch die Tochter mit dem Zusammenbringen aller, bis die persönlichen Mittel der besten Freundin aufgezehrt sind und kommt erst dann in die Gänge?
- das Spionieren des Nachbarn dient dann rein dem Umstand, damit auch die Großmutter einen Love-Interest haben kann? Und das er das ist, stellt sie fest, weil sie bei ihm das Lieblingsbuch ihrer Tochter findet?
Und jetzt die Probleme, die gelöst werden. Somewhat:
- Die Bäckerei wird eröffnet. Mit Hilfe von Großmutters Geld.
- Die beste Freundin stellt fest, dass sie doch Bäckerin sein will. Warum sie überhaupt von dem Weg abgekommen ist, so richtig klar wird das nie.
Es fühlt sich eher so an, dass sie halt von ihrem Weg abkommen musste, damit der Film überhaupt eine Story hat.
- wir erfahren, ob der ehemalige Mitschüler, den sie als Bäcker einstellen müssen, weil es sonst keinen Bäcker in London gibt, der Vater der Tochter ist.
Und das ist auch so ziemlich der einzige Teil des Films, bei dem mir die Umsetzung und der Auflösung gut gefallen hat. Weil hier war man mutig und hat es geschafft, die Situation gleichzeitig tragisch und witzig darzustellen.
- Tochter und Großmutter finden zusammen. Mit Hindernissen und mit berechtigtem Angefressensein der Großmutter.
Auch das war einer der wenigen Punkte im Film, die ich gut, glaubhaft und lebensnah umgesetzt fand.
- Die Tochter geht zurück zu ihrem Tanzensemble.
Mit viel gutem Willen hat man den Eindruck, dass sie etwas gereift ist und jetzt andere Prioritäten setzt. Allerdings ist sie schon vom Beginn des Films an, diejenige, die zwar auch in ihren Neurosen gefangen ist, >
aber dennoch auch diejenige, die die Energie und den Willen hat, Leute zusammenzubringen. Sie wirkt daher durchaus nicht so, als wäre sie diejenige, die das meiste im Verlauf des Films lernen müsste und daher bleibt auch ihr Handlungsbogen flach.
- Die Großmutter trifft sich wieder mit ihren Bekannten. Aber, weil sie Werbung für die Bäckerei macht. Ist damit ihr Handlungsbogen, des Rückzugs aus der Öffentlichkeit, wirklich gelöst? Ich finde nicht. Ja, und sie hat einen Love-Interest. Aber das bleibt alles so ... dünn.
Und jetzt bin ich gerade mal mit den großen Baustellen, der ungelösten oder unbefriedigend gelösten Versprechen an den Zuschauer durch. Wenn das mein einziges Problem mit dem Film gewesen wäre ...
Aber ich habe dem Film von Beginn an nicht geglaubt.
D.h. mein "Suspension of Disbelief", die Möglichkeit, das, was mir vorgespielt wird, als wahr zu akzeptieren, die konnte ich von Beginn an nicht aufbauen. Mein Mann spricht es hier an:
Es ist normal, das Autoren oder Filmemacher mal ein bisschen die Realität zurechtbiegen, wenn es der Story dient.

Wenn aber die gesamte Story völlig an der Realität vorbeigeht, wird es schwierig.

Bei einer Dramady sollte ich kein Problem mit der SoD haben. Absolut nicht.
Die Großmutter war Trapeztänzerin, hatte einen Zirkus und ist nun reich.
Okay, aber das ist ein Punkt. Wäre es dabei geblieben, wäre es okay.

Aber auch mir ist es schon ein bisschen schräg aufgefallen, dass eine Sterneköchin eine Bäckerei aufmachen will. Klar, Köche lernen _auch_ Konditor zu sein. Aber gerade in Sterneküchen gibt es Spezialisten.
Und, nehmen wir an, die Mutter war eine solche Spezialistin. Wäre sie dann nicht als solche genannt worden, statt "Sterneköchin"?
Und, ja, der Sternekoch wird zum Bäcker, im Handumdrehen, als hätte er die letzten 20 Jahre nur gebacken.

Nicht auf dem Niveau, sorry.
Das kaufe ich einfach nicht ab.
Aber was mir wirklich am quersten sass:

Eine ehemalige Zirkusleiterin und eine Managerin im Finanzbusiness kommen beide zusammen nicht auf die Idee, dass man mit dem Marketing anfangen muss, bevor die Bäckerei eröffnet?
Sondern sie stehen beide mit einem Flunsch rum, während in der ersten Woche kaum ein Kunde kommt und die Tochter gebetsmühlenartig "es ist die erste Woche!!" wiederholt?

Nein. Sorry. Nein.
Auch diese Entscheidung wurde ganz klar getroffen, weil es sonst keine Story gegeben hätte und man den Laden nicht 'seinen Stil' hätte finden lassen können.

Das wäre auch sonst gegangen. Mit einer besseren Begründung, wie, dass das Originalkonzept durchfällt.
Aber zwei kompetente Frauen, die sich weniger kompetent benehmen, wie ein Entrepreneur-Workshop an der Uni?

Nein. Seriously.
Summasummarum: Das sind Fehler, die machen Schreibanfänger. Blutige Schreibanfänger. Nicht solche Schreibanfänger, die man an ein Drehbuch lassen würde.
Und auch, wenn es der erste abendfüllende Film der Regisseurin war, ich kann mir nicht vorstellen, dass alles auf ihre Kappe geht.
Das ist wirklich Urschleim. Basic stuff. Grundwissen.

Das kommt durch Kritikgruppe.
Da kann eigentlich nur jemand ohne narratives Basiswissen, aber mit Macht, gesagt haben "Ne, wir machen das nicht so, sondern so".

Davon, das sowas gerade im deutschen TV-Bereich passiert, habe ich es bisher mehrfach läuten hören.
Und das ist schade. Warum holt man sich Fachleute, wenn man denen dann nicht vertraut?
+ keine
Bei Rotten Tomatoes gibt es ein paar böse Kritiken, die schaffen das in weniger Worten als ich: rottentomatoes.com/m/love_sarah
"However, like Natasha's infamously soggy cake from season three of Bake Off, this one needed much more time in the oven."
"There's nothing to fault in the performances, but the characters are filo pastry thin and slightly bland-tasting - like less complicated, less interesting versions of actual people."
" ...devoid of humanity, this film stands confident and proud at the end, like a collapsed cake that says 'you'll still eat me!' as you shuffle it off to the bin of despair. "

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2 Oct
Ich muss gestehen, ich zeige Nerven. Nachdem mir heute dann mal wieder nahegelegt wurde, das ich doch mal versuchen sollte meinen "point of view" zu ändern, nur weil ich Fakten genannt habe, die nicht in die Wunschvorstellung einer Person passten, hab ich gerade den Kahn voll.
Und da ging es weder um Nazis, noch um Klimawandel, noch um Quacksalberei oder Esoterik.

Es muss verdammt nochmal möglich sein, Fakten zu nennen, ohne direkt persönlich angegriffen zu werden. Und zwar angegriffen, egal wie nichtig das Thema ist.
Der Tod nicht nur jeder Debattenkultur, sondern jedes minimalen zwischenmenschlichen Standards ist nicht die "Cancel Culture", sondern der Glaube, man könne die Realität verändern, in dem man das Gegenüber niederschreit.
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30 Sep
Um mal das Bauchgefühl, das mich seit einigen Wochen begleitet, in Worte zu fassen:

1. Alle Amerikaner, denen es um ernsthafte, zukunftsfähige Politik geht, sind schockiert über Trump und sehr reflektiert, was den Weg der USA angeht.
Das ist gut die Hälfte aller US-Bürger.
2. Diese Hälfte spielte 2016 schon keine entscheidende Rolle, beim Ausgang der Wahl.
Mir tut es in der Seele weh, US-Bekannten zuzuhören, die hoffnungsvoll über all die Republikaner berichten, die nun ihr Gewissen finden und sich gegen Trump richten. Wie tief der Riss nun innerhalb der republikanischen Partei sei.
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29 Sep
"The narcissist holds you to the worst version of yourself!"

Wenn ich bedenke, wie mir über 2 Jahre hinweg, aus kleinen Patzern, absichtlich fehlinterpretierten Situationen aber auch gerechtfertigtem Frust auf meiner Seite, der Strick gedreht wurde …
Da könnte ich schon wieder den heiligen Zorn bekommen.
Ich, über Monate: "Da bleiben Infos bei Euch in X hängen. Bei mir kommt nur die Hälfte an. Lasst uns die Kommunikationsprobleme beheben."
XYZ: "Nahein, bei uns bleibt nix hängen. Wir wohnen zwar unter einem Dach aber wir sprechen untereinander gar nicht darüber."
Read 8 tweets
29 Sep
Liebe Autofahrer. Ein Servicetweet:

Wenn Du mich überholst und ich könnte dein Fahrzeug mit der ausgestreckten Hand berühren … DANN BIST DU ZU NAH!

Ich bin 172 cm groß. Wenn ich beide Arme ausstrecke ist die Entfernung von der Mittelfingerspitze zur Mittelfingerspitze 172 cm.
Das heißt, die Entfernung von meiner Körpermitte bis zur Spitze meines linken Mittelfingers ist 86 cm.

Entgegen der Behauptung mancher, ist mein Lenker breiter als ich es bin.
Wenn ich also dein Fahrzeug berühren könnte und das nicht mal nur mit der äußersten Spitze meines Mittelfingers, dann bist du auf jeden Fall unter 80cm von mir entfernt und wahrscheinlich sogar unter 70cm Entfernung von meinem Lenker.

Das ist fast nichts.
Read 5 tweets
28 Sep
Wenn man schreibt, wird man ja öfter mal gefragt, wie man mit dem Schreiben anfängt und dann auch irgendwann publiziert. Oder man sucht den Kontakt zu anderen Schreibenden und tritt Mailinglisten, Foren oder Facebook-Gruppen bei.
1/
Dort habe ich wiederholt die Beobachtung gemacht: viele Menschen mögen den Gedanken, geschrieben zu haben.
Aber es geht ihnen eigentlich nicht um das Schreiben.

Es geht ihnen um die Anerkennung, den potenziellen Ruhm, den eigenen Namen auf dem Umschlag.
2/
Aber, der Prozess des Schreibens, das ist dann eher so das lästige Beiwerk.
Dementsprechend wird das Schreiben selbst oft nur unter dem Gesichtspunkt des Return-of-Investment betrachtet.
3/
Read 34 tweets
27 Sep
Was mir gerade in diesem Zusammenhang wieder mal bewusst wird: das die Hauptarbeit von jenen, die über bewaffnete Konflikte und Kriege schreiben, ist, die menschliche Seite zu zeigen. Quasi uns, die wir weit weg sind, das 'why should I care?' zu erklären.
Jedes Mal wieder zeigen, dass auch 'die Anderen' Menschen sind, mit Eltern, mit Kindern, mit Geschwistern, Tanten, Onkeln, Nichten, Neffen, Cousins und Cousinen. Mit Hoffnungen, Wünschen, mit Potenzial und Zielen.
Wie schwach dieses Bewusstsein in uns und der gesamten Gesellschaft ausgeprägt ist, merken wir seit spätestens März, aber wir haben es auch schon 2015 gespürt.
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