Melania Trump hat ein Statement mit dem seltsam luftig anmutenden Titel "Meine Erfahrung mit Covid-19" veröffentlicht. Schauen wir es uns mal an - denn es steckt eine Menge (Gefährliches) drin. Sie beschreibt die Symptome, die sie hatte: Müdigkeit, Husten, etc. #ardentanalyse
Wie wir alle wissen, wurde Donald Trump ins Krankenhaus eingeliefert - Melania schreibt, sie selbst habe sich "in Sachen Medizin für einen natürlicheren Weg entschieden, und mehr auf Vitamine und gesundes Essen gesetzt." Zu suggerieren, dass eine Corona-Erkrankung...
durch gute Ernährung und einen Haufen Vitamine geheilt werden könne, ist nicht nur Quatsch, es ist auch gefährlich. Wenn jemand mit Corona-Symptomen glaubt, er könne jetzt einfach Salat essen, weil die First Lady (die ein Mini-Krankenhaus im WH hat, nur so am Rande) das sagt...
...kann das für die Gesundheit vieler schlimme Folgen haben. Zu implizieren, dass eine tödliche Pandemie in ihrem Fall vielleicht durch ein paar Extraportionen Salat und gedünsteten Fisch geheilt wurde, ist absurd. Gleichzeitig nutzt Melania die Situation für Selbstdarstellung:
Es sei ungewohnt, schreibt sie, diesmal diejenige zu sein, die umsorgt werden müsse - sonst sei sie es, die das für die Nation tue. Die First Lady, die besorgte Landesmutter - mit der Realität hat das derzeit wenig zu tun. Ihr einziges Engagement ist die "Be Best" Initiative.
Dort soll gegen Online-Mobbing gekämpft werden - ein Vorhaben, das nicht nur seltsam halbherzig gewählt scheint, sondern auch in Verbindung mit der Art und Weise, wie ihr Mann sein Amt führt, geradezu absurd wirkt. Sonst tritt Melania selten auf.
Melania framed ihre Corona-Erkrankung als eine Gelegenheit zur Reflektion. Sie spricht von "hunderttausenden Menschen", die in den USA von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind - eine bizarr niedrige Zahl, die mit der Realität nichts zu tun hat.
Corona sei ein Hindernis, das die USA gemeinsam überwinden müssen und von dem sie lernen könnten - eine Pandemie als Gelegenheit, auch etwas Neues dazuzulernen quasi. Im Tagebuch-Tonfall, der eher auf Instagram zu vermuten ist, als einem offiziellen Statement, sagt sie:
"Für mich persönlich war der wirkungsvollste Teil meiner Genesung die Gelegenheit über viele Dinge zu reflektieren - Familie, Freunde, meine Arbeit, und man selbst zu bleiben." Auch hier ist Corona eine Chance zur Selbst-Optimierung, nicht eine potentiell tödliche Krankheit.
"Ich ermutige alle, weiterhin das gesündest-möglichste Leben zu leben. Eine ausgewogene Ernährung, frische Luft und Vitamine sind lebenswichtig, um unsere Körper gesund zu halten." Keine Erwähnung von Social Distancing, Masken etc. - stattdessen einfach mal spazieren gehen.
Weiter geht es im Instagram-Tonfall: "Für euer vollkommenes Wohlbefinden sind Mitgefühl und Demut genauso wichtig, um unseren Geist stark zu halten." Hier steckt einiges drin: Sie impliziert, dass Mitgefühl und Demut wichtig für die Gesamtgesundheit seien. Im Kontext eines Textes
zu einer tödlichen Pandemie suggeriert es aber vor allem: Bei der Genesung kommt es auf die Geisteshaltung an. Was folgt daraus? Wer einen schlimmen Verlauf hat oder stirbt, war halt nicht mental stark genug - oder hat einfach zu wenig Salat gegessen.
Das ist ein gefährliches Framing, lässt es doch komplett außer Acht, dass all diese Dinge NICHT vor einer Corona-Erkrankung und schweren Verläufen schützen. Hier wird Corona als Selbstoptimiserungs-Chance geflauscht, quasi "einfach mal Zeit für sich haben".
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Schauen wir uns mal an, was ACB bisher in den #ConfirmationHearings gesagt - oder vielmehr nicht gesagt hat. Sie weigerte sich, sich festzulegen, ob die Einschüchterung von Wähler:innen an Wahllokalen illegal ist. Tipp: ist es.
Während seiner Pennsylvania Rally sagt Trump: „Kann ich euch um einen Gefallen bitten, Vorstadtfrauen, würdet ihr mich bitte mögen? Bitte. Bitte. Ich habe eure verdammte Nachbarschaft gerettet, ok?“
Kaum drei Minuten gesprochen, bedient Trump einen anti-semitische Verschwörungsmythos durch rechte Codes und spricht von "radikalen Globalisten", denen Biden angeblich dienen würde. Diese hätten "amerikanisches Blut" in "endlosen Kriegen" geopfert.
Er verkündet, die USA würde zu Venezuela werden, sollten die Demokraten die Wahl gewinnen. Seine Attacken auf Biden wiederholen dieselben Bilder: dieser sei ein alter, müder Mann, den die Medien ins Amt hieven wollten.
Schauen wir uns Trumps Florida-Rally mal genauer an. Es ist die erste, auf der er persönlich auftritt, seitdem er an Corona erkrankt ist. Und er beginnt damit, sich über die Social Distancing Maßnahmen des Biden-Teams lustig zu machen #ardentanalyse
"Es ist interessant, wenn Biden nach Florida kommt, hat er 12, 3 Leute. Wisst ihr, sie machen die Kreise, und er hat Probleme, die Kreise zu füllen." Trump framed die wegen Corona-Vorsichtsmaßnahmen reduzierten Biden-Veranstaltungen als kaum besucht.
Florida ist ein Swing State, entscheidend könnten dieses ja dort die hispanischen Wähler:innen sein. Deswegen wendet er sich in seiner Rede vor allem an die Konservativen unter ihnen, zeichnet Sozialismus als Schreckgespenst:
Niemand kritisiert Amy Coney-Barrett’s Religion. Die ist Privatsache. Aber nach ihren eigenen Äußerungen müssten sich katholische Richter in manchen Fragen als befangen zurückziehen. Das hat sie selbst wiederholt nicht getan.
Die Scheinheiligkeit der Republikaner bei der #ConfirmationHearing heute war erdrückend. Kaum auszuhalten.
Und während sich alle (zurecht) darüber aufregen, dass er Corona hat und keine Maske trug, lasst uns nicht vergessen, was er gesagt hat: dass die drei Säulen der Staatsgewalt nicht gleich seien.
Vor ein paar Tagen hat er nochmal seine politische Haltung deutlich gemacht: