Hallo Herr Zimmermann,

Sie äußern sich zu der Entschuldigung der @SZ gegenüber @igorpianist und halten diese Entschuldigung für falsch. Das kann man so sehen, nur behaupten Sie einige Dinge, die schlicht nicht stimmen. So schreiben Sie, "der Streit ist verpönt". Das ist...
...mitnichten der Fall. Es wird viel gestritten - nur gelten auch für einen Streit Regeln. Jemanden zu beleidigen (oder zu bedrohen, aber das nur am Rande) ist kein Streit, sondern eine Beleidigung (oder Drohung, aber das nur am Rande).

Sie schreiben von "Blasen" und...
..."Echoräumen" auf Twitter und dass "die Selbstgerechtigkeit keine Grenzen kennt". Nun, wir Menschen leben allesamt in "Blasen", auch im echten Leben. Und ja, es tut gut und erweitert den Horizont, sich mal auf fremdes Gebiet, in ein neues Umfeld, in andere Welten zu wagen...
...Aber was hat das damit zu tun, wenn Menschen sich gegen antisemitische Wortwahl oder gegen Rassismus oder gegen Menschenverachtung zur Wehr setzen? Und Sie finden ernsthaft, "die Selbstgerechtigkeit" kenne "keine Grenzen"? Finden Sie nicht vielmehr, der Hass und die Hetze,...
...die gegen marginalisierte Gruppen stattfindet, werden immer grenzenloser?

Sie schreiben: "Jedes Abweichen vom jeweiligen Mainstream wird mit einem Erregungsfuror beantwortet". Sie finden also, Ressentiments zu verbreiten, mit antisemitischen Anspielungen zu hantieren, von...
..."Opferanspruchsideologie" zu faseln, sei "Mainstream"? Und sich dagegen verbal zu wehren sei "Erregungsfuror"? Und Sie behaupten ernsthaft, "unappetitliche Positionen" wie eben auch antisemitische müsse man "aushalten"? Wie sieht's Ihrer Meinung nach mit Rassismus aus? Muss...
...ich mich auch widerspruchslos mit dem N-Wort bezeichnen lassen? Oder dem K-Wort? Darf ich solche Leute dann Ihrer Meinung nach nicht sozial ächten, gesellschaftlich ausgrenzen? Really?

Sie verteidigen all solche unfassbaren Aussagen mit "Meinungsfreiheit". Nun, die ist...
...niemandem genommen. Jeder DARF sich so äußern. Aber er (oder sie) muss dann eben auch Widerspruch erdulden, Kritik ertragen. Das gehört dann zur Meinungsfreiheit des (oder der) anderen. Nur weil Ihnen Widerspruch entgegenschallt, heißt das noch lange nicht, dass Ihre...
...Meinungsfreiheit eingeschränkt ist.

Dass Sie von "selbsternannten Wächterinnen und Wächtern" sprechen, von "Druck der Straße", dem die "Süddeutsche Zeitung" sich gebeugt habe und "der Meinungsfreiheit damit einen Bärendienst erwiesen" habe, zeigt nur, dass Sie...
...offensichtlich beklagen, dass Sie nicht mehr so widerspruchslos Zeug von sich geben können. Dass nun plötzlich jeder Ihnen direkt sagen kann, was er von Ihren Worten hält. Dass Sie also einen Bedeutungsverlust verspüren, weil endlich auch andere zu Wort kommen. So ähnlich...
...klingt auch das Gejammer mancher Journalisten, die noch nicht verkraftet haben, dass sie ihre Gatekeeperfunktion verloren haben.

Sie sollten sich lieber über die Demokratisierung von Meinungsäußerung freuen. Darüber, dass alle sich am Diskurs beteiligen können, ihren...
...Standpunkt klar machen können und die Chance haben, gehört zu werden. Das als "Druck der Straße" zu diffamieren, ist unwürdig.

Dass ich das dem Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates erklären muss, macht mich fertig. Aber es widerspruchslos stehen zu lassen,...
...ist auch keine Lösung. Sie sehen: Streit ist mitnichten verpönt.

Viele Grüße
Hasnain Kazim

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