Das wird eine lange und heftige Auseinandersetzung, bei der Joe Biden elektoral die besseren Karten hat. Aber was ist passiert, dass das klare Rennen ein am Wahlabend nicht zu entscheidendes ist? Ich hab vor der Wahl gesagt, drei Dinge müssen passieren: 1. Wir brauchen einen
massiven Umfrage-Fehler, einen deutlich gröberen als 2016. Das ist entgegen aller Beteuerungen, Erläuterungen und Erklärungen der Umfrageinstitute eingetreten. Die Umfrage-Industrie ist am Boden. Das ist auch demokratiepolitisch ein Problem. Es gibt einen Grund, warum Umfragen in
Autokratien und Diktaturen verboten sind. 2. Wir brauchen für ein knappes Rennen neben einem massiven Umfrage-Fehler eine Mobilisierung von Trump am Land, für die es keine Zeichen gab. Denn wie viele WählerInnen am Wahltag auftauchen, weiß man genau am Wahltag. Da hat Trump sein
Potenzial voll ausgeschöpft. Er hat ein paar Millionen Stimmen mehr als 2016. Und um zu gewinnen braucht er jetzt 3. noch massive juristische Interventionen und muss so viele Wahlkarten wie möglich unschädlich machen. Denn er hat trotz des deutlich schlechteren Abschneiden als
prognostiziert, bei den offenen Staaten noch mehr Optionen als Trump und eine bessere Ausgangslage. Michigan und Wisconsin schauen nach einer Biden-Mehrheit aus, er braucht nur einen dritten Staat und hat dafür mit Arizona, Pennsylvania und Georgia drei Optionen. Deshalb muss
Trump jetzt manipulieren und seine Anwältinnen und den Supreme Court möglichst viele Wahlkarten anfechten, Nachfristen für noch ankommende Wahlkarten verkürzen und für ungültig erklären lassen. Wenn diese drei Dinge passieren: massiver Umfragefehler, unvorhersehbare Mobilisierung
und gewonnene juristische Gefechte, dann kann Trump gewinnen. Das war vor der Wahl so und das ist immer noch so. Ich glaub es immer noch nicht. Aber wir werden es in den nächsten Tagen sehen.
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Warum ist das noch nicht gecallt? Ich bleib dabei: Biden gewinnt das und ich glaub auch, dass er Nevada, Arizona und Pennsylvania gewinnt. Georgia verfolge ich zu kurz, um die Dynamik einschätzen zu können. Drei Gründe für verbleibende Zweifel: 1) Unterschiedliche Agenturen haben
unterschiedliche Daten zu unterschiedlichen Zeitpunkten und unterschiedliche Einschätzungen, wie viele Wahlkarten noch da sind. Am Beispiel Pennsylvania: Wenn da noch 700.000 Stimmen kommen, aus denen Biden 150.000 Stimmen Rückstand ausholen muss, braucht er nur 60%. Sind da noch
500.000 Stimmen, braucht er 65% davon. (Er würde beides schaffen). Die Angaben darüber, wie viele Stimmen noch fehlen, sind eine Einschätzungsfrage der Agenturen und Medien, die solche Zahlen veröffentlichen. Wir wissen nicht, wie viele Menschen ihre Wahlkarten an den letzten
Pennsylvania-Countdown. Wer‘s unkomplizierter haben will: Biden muss pro % Auszählungsstand ab jetzt (82%, 380.000 Stimmen hinten), gut 21.000 Stimmen aufholen. Dafür braucht er 64% der noch ausstehenden Stimmen, durchschnittlich hat er Wahlkarten mit 78% gewonnen. (Also easy.)
83%, 340.000 Rückstand. Notwendiges Aufholen pro % Auszählungsgrad geht auf 20.000 runter.
86%, 320.000 Rückstand. Notwendiges Aufholen pro % Auszählung auf 23.000 rauf.
Guten Morgen, liebe Timeline. Diese Wahlnacht ist ein Rollercoaster, wie man ihn besser nicht erfinden könnte. Wenn es nicht so ernst wäre und Trump so gefährlich, wäre das ausgezeichnete Unterhaltung. Momentan sind zumindest sieben Bundesstaaten aus unterschiedlichen Gründen
noch unentschieden und es gibt zu viele Varianten, um alles aufzuzählen. Lange schien klar, dass Biden Arizona plus zwei der drei offenen Midwest-Staaten gewinnen müsse. Jetzt ist aber Georgia, das früh am Abend aussichtslos schien, wegen enormer Wahlbeteiligung um Atlanta
wieder offen. Außerdem warnen DemokratInnen, dass Nevada nicht in der Tasche sei. Also unüberschaubar. Was passiert? Nur wenn Michigan und Wisconsin, wo Biden sehr klar favorisiert war, heute noch trotz teilweise ausstehender Briefwahlkarten ein klares Ergebnis für Biden liefern
Wir haben eine fast vollständige ausgezählte Vorstadt von Dallas/Texas: In Denton County reduziert Biden den Rückstand von 20% auf 7%. Das ist ein 13%-Swing zu Biden. Hillary Clinton hat Texas mit 9% Rückstand gewonnen. Hoffnung hier an unerwarteter Stelle.
Wir haben eine zweite fast komplett ausgezählte Vorstadt, dieses Mal Williamson County vor Austin. 2016 +10 für Trump. 2020 +3 für Biden. 13%-Swing zu Biden. Er muss 9% besser sein als Clinton, um Texas und damit das Weiße Haus zu gewinnen.
Fast vollständig ausgezählte Vorstadt Guadaloupe County vor San Antonio: von Trump +31 auf Trump +23. 8-Punkte-Swing zu Biden. Genau was er texasweit braucht, damit es knapp wird.
So, Vorwarnung: Es kommen jetzt Zahlen über die Wahlbeteiligung aus Bezirken. Wir wissen dabei nie genau, was das heißt. Theoretisch kann auch eine hohe Wahlbeteiligung in einem bisher demokratisch dominierten Bezirk heißen, dass auf einmal alle Republicans zur Wahl gehen. Aber
wahrscheinlicher ist, dass hohe Beteiligung in blauen=demokratischen Gegenden gut für die Dems und hohe Beteiligung in roten=republikanischen Gegenden gut für die Reps ist. Es kommen außerdem immer wieder Zahlen darüber, wie viele für welche Partei registierte WählerInnen schon
wählen waren und wie das bei letzten Wahlen war. Wir wissen, dass Dems ungefähr 90-10 Biden und Reps ungefähr 90-10 Trump wählen. Wir wissen nicht, wie die Indies, also unabhängig registrierte WählerInnen, wählen. Interessant ist also hauptsächlich, ob es große Sprünge bei einer