Wegen der Razzien gegen die #Muslimbruderschaft in #Österreich wurde ich heute bereits mehrmals über diese Organisation befragt. Hier also einige Gedanken dazu.
Und um gleich am Anfang keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich persönlich lehne alle Varianten des politischen Islam ab. Sie widersprechen allen meinen Vorstellungern von Weltoffenheit. Es geht hier um eine Analyse und den politisch klugen Umgang mit ihnen.
Natürlich haben Muslimbrüder und so jemand wie der IS ideologische Schnittmengen, vor allem wenn es darum geht einen politischen Islam durchzusetzen. Und die in den 1920 Jahren in Ägypten gegründete Muslimbruderschaft ist sozusagen die Mutter aller islamistischen Bewegungen.
Aber dann muss man eben doch differenzieren. Die Muslimbrüder haben im Wesentlichen versucht, ihre Vorstellungen durch einen Gang durch die Institutionen durchzusetzen. Sie haben an Wahlen teilgenommen, sei es in Ägypten, in Jordanien oder auch in Tunesien
Während andere Gruppen, wie der IS oder Al-Kaida und andere Jihad-Gruppen ihre Vorstellungen militant durch Gewalt und Terror durchsetzen wollen.
Und natürlich gibt es hier eine Grauzone. Militante Organisationen sind ganz häufig aus den Rängen der Muslimbruderschaft gespeist. Historisch ist das meistens passiert, wenn die Anhänger der Muslimbruderschaft ins Gefängnis gesteckt wurden und sich dort radikalisiert haben.
Und genau hier besteht die Gefahr, wenn man die Muslimbruderschaft kriminalisiert oder auf eine Terrorliste setzt. Man treibt sie damit über die Klippe vom Marsch durch die Institutionen zu Militanz und Terror. Vor allem einzelne jüngere Anhänger.
Das ist einer der Gründe, warum sie in den USA anders als der IS und Al-Kaida nie auf die Terrorliste gesetzt wurden. Die Idee unter Obama war, sie in ein politisches System einzubinden, nicht auszugrenzen. Und selbst unter Trump wurden sie nie auf die Terrorliste gesetzt.
Nichtsdestotrotz muss man natürlich die Szene der Muslimbruderschaft auch in Österreich genau beobachten. Das Gedankengut des Politischen Islam ist vorhanden, aber die entscheidende Frage ist, wie sie das durchsetzen wollen.
Damit einher geht, wie man sich ihnen entgegenstellt: politisch und gesellschaftlich oder indem man sie auf eine Terrorliste setzt.
Die größte Gefahr ist, dass sich Mitglieder der Muslimbruderschaft radikalisieren. Es geht vor allem darum, klug mit diesem Thema umzugehen, genau hinzusehen. Irgendein blinder Aktionismus kann hier schnell zum Eigentor werden.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
1. Auf mehrfache Nachfrage, meine heutigen Tweets zum Anschlag in #Wien zusammengefasst. Ich erachte das Folgende in diesem Moment für besonders wichtig, damit man in #Österreich nicht in die IS-Falle tappt. #wienterror#ViennaAttack
2. In einem Manifest 2015 im IS-Online-Magazin Dabiq, wurde eine Strategie beschrieben, die die militanten Islamisten für sich nutzen wollen. Die Idee ihrer Strategie war relativ einfach. Mit jedem islamistischen Anschlag in Europa wächst dort die antiislamische Stimmung
3. Die Folge , so heißt es im IS-Manifest, wäre eine Polarisierung und wie es damals hieß, „die Eliminierung der grauen Zone“, wie die Koexistenz zwischen Muslimen und Nichtmuslimen dort umschrieben wurde.