Thread by @BennyHeinrich

#Rassismus einfach erklärt (ein Thread):

Auf der einen Seite Nabil Bentaleb von #S04 , scheinbar charakterlich schwierig, geringe Arbeitsmoral, Verweis auf algerische Wurzeln. Wuchs in einem Arbeiterviertel auf, mit 10 in die Nachwuchsakademie, mit 14 nach Belgien. (1/11)

Mit 18 auf die Insel. Hatte in jungen Jahren scheinbar schon großen Ehrgeiz&Antrieb für eine Profikarriere. Als 14-Jähriger in ein anderes Land zu gehen? Das zeigt Reife, Zielstrebigkeit&zeugt von hoher Arbeitsmoral. Mit 19 der Lohn: Premier League-Debut für die #Spurs. (2/11)

Auf der anderen Seite (exemplarisch) Max Kruse von #Union Berlin. Aufgewachsen in Reinbek bei Hamburg. Mit 18(!!!) erst der Wechsel zu Werder Bremen, mit 24 genau EIN Bundesligaspiel. Zielstrebigkeit und Ehrgeiz? Nur bedingt. Zweite Mannschaft ist ja auch schön. (3/11)

Nach eigenen Aussagen war das Nachtleben in Hamburg einfach spannender. Verständlich? Ja. Die Frage nach der Sozialisierung und Herkunft? Nein. Über den Umweg 2. Liga schafft er es noch in die #Bundesliga, sogar ins #dfbteam! (4/11)

Weil er Talent hat und bei Skandalen und Eskapaden auch gerne mal weggeschaut wird. Aktuell gehört er zu den besten Spielmachern der Liga. Außerhalb des Platzes? Shisha, Poker, exzessives Zocken, ungesunder Lebensstil, auch mit Coronaregeln nimmt er es nicht so genau. (5/11)

In der Öffentlichkeit? Ein kurzes „Oh!“, ein kurzes „Nanana!“ und dann „Eigentlich ja schon ein geiler Typ!“ - Herkunft und Sozialisierung? Kein Thema! Ist ja weiß und hat einen deutschen Pass. Da neigt die Gesellschaft dazu zu verzeihen, zu rechtfertigen, zu verharmlosen. (6/11)

Bei Bentaleb hingegen muss ja etwaiges Verhalten mit seiner Herkunft zu tun haben! Es geht ja gar nicht anders! Das ist übrigens kein Problem von #Freund, kein exklusives im #dopa, sondern ein gesellschaftliches. Es ist UNSER Problem! (7/11)

Wer bei Bentaleb Herkunft und Sozialisierung heranzieht, bei Kruse aber nicht, denkt rassistisch. Vielleicht (hoffentlich vermutlich sogar!) ist er kein Rassist, das Gedankengut ist aber trotzdem präsent. Das war es auch bei Freund und das darf nicht schöngeredet werden. (8/11)

Anmerkung zum Schluss: Bentaleb kann bis zu seiner Zeit bei #Schalke eine zielstrebige, ehrgeizige Vita vorweisen. Möglicherweise hat ihn auch das Business zu dem gemacht, der er jetzt zu sein scheint. Nicht seine algerische Herkunft, sondern der Fußball. (9/11)

Auch der ist Teil seiner Sozialisierung. Bei Kruse übrigens auch. Es ist die gemeinsame Schnittmenge der beiden. Sozialisierung beginnt weder mit Reinbek oder Algerien bzw. Lille noch hört sie damit auf. Charakter entsteht nicht aufgrund von Nationalität. (10/11)

Kein Mensch ist aufgrund seiner Nationalität dazu verdammt etwas zu sein. Bentaleb nicht, Kruse auch nicht. Aber bei Bentaleb die Herkunftsfrage zu stellen, bei Kruse aber nicht: DAS ist dann halt Rassismus 🤷‍♂️ (11/11)

* Korrektur: Max Kruse bestritt sein zweites Bundesligaspiel natürlich bereits mit 22,5 Jahren für den @fcstpauli - tut der Intention des Tweets keinen Abbruch, soll der Richtigkeit halber dennoch hier angemerkt werden. Aber gute Gelegenheit, um den #FCSP hier mal zu markieren 🙏🏻