Gerade sprechen alle über selbst durchgeführte Antigentests bei Lehrer*innen und Erzieher*innen. Aber kann das funktionieren? Und wann ist das sinnvoll? Die SAFE School Studie in einem Thread von @StM_Klose und @CiesekSandra mit Unterstützung von @SebastianHoehl 1/14
Seit kurzer Zeit stehen Antigenschnelltests bereit, um in der Eindämmung der SARS-CoV-2 Pandemie zu helfen. Diese Tests können leicht angewendet werden, sind preiswert und liefern Ergebnisse in wenigen Minuten.
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Einsatzgebiet sind - als Ergänzung zur PCR - , Altenpflegeeinrichtungen, in denen es trotz Hygienemaßnahmen zu Übertragungen kommen kann. Aber auch Schulen sind essentiell, denn Kinder und Jugendliche profitieren von Präsenzunterricht auch in der Pandemie. 3/14
Können hier Übertragungen durch Antigentests verhindert werden?
Hier fehlte bisher praktische Erfahrung. Gemeinsam mit dem Hessischen Kultusministerium und dem @sozialhessen haben wir daher die #SAFESchool Hessen-Studie durchgeführt – SARS-CoV-2 Früherkennung in Schulen. 4/14
711 Lehrer*innen aus hessischen Schulen haben nach Anleitung in einem Video 7 Wochen lang alle 48 Stunden einen Antigenschnelltest in einem selbst entnommenen Nasenabstrich zu Hause durchgeführt. 5/14
Die Lehrer*innen sollten jeden positiven oder grenzwertigen Befund an eine Studienhotline melden, die auch bei technischen Fragen zur Verfügung stand. Positive und unklare Befunde wurden am Institut für Medizinische Virologie in Frankfurt überprüft. 6/14
Ergebnis: Bei 5 Lehrer*innen konnte durch den Einsatz des Tests eine SARS-CoV-2 Infektion korrekt erkannt werden. 4 davon hatten bereits milde Symptome, ein Proband hat erst später Symptome entwickelt. Möglicherweise wurden so Übertragungen in der Schule oder privat verhindert. 7
16 weitere positive Antigentestbefunde konnten im Labor nicht bestätigt werden, waren falsch positiv. Das liegt daran, dass die Antigentests weniger spezifisch sind als PCR-Tests. Es wurden mehr als 10.000 Tests dokumentiert, <0,2% waren falsch positiv. 46 Tests waren ungültig. 8
Vor den Herbstferien war die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung recht niedrig, nach den Herbstferien stieg sie stark an. Wie erwartet sank die Anzahl an falsch positiven und stieg die Anzahl an echt positiven Antigentests dadurch an. 9/14
4 Probanden berichteten, dass bei ihnen mittels PCR eine Infektion nachgewiesen wurde, aber der Antigentest nicht reagierte. Ob diese Infektionen erkannt worden wären, hätte medizinisches Fachpersonal den Antigentest durchgeführt, ist unklar. 10/14
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Die Anwendung von Antigentests kann tatsächlich Infektionen erkennen und potentiell Übertragungen verhindern. Allerdings ist die „Trefferquote“ sehr gering, wenn die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung niedrig ist und keine Symptome bestehen. 11/14
Daher kann ein solcher Test besonders dann einen Nutzen bringen, wenn Symptome bestehen, die sehr mild sein können oder bei denen man nicht immer sofort an COVID-19 denkt, wie Kopfschmerzen oder starke Müdigkeit und wenn die Inzidenz hoch ist. 12/14
Führt ein medizinischer Laie den Test selbst durch, so ist eine gute Anleitung sowie die rasche Verfügbarkeit von medizinischem und technischem Rat wichtig. Ein positiver Antigentest muss immer per PCR überprüft werden. 13/14
Da Infektionen mit einem Antigentest aber auch übersehen werden können, dürfen auch bei einem negativen Befund Hygieneregeln nicht vernachlässigt oder gelockert werden. Die AHA+L-Regeln werden uns somit auch weiterhin unverändert begleiten. 14/14
Hier kommt die Auflösung: 4 Tests sind positiv. Der 4. ist schwach positiv oder grenzwertig. Bei allen Tests 1-4 sollte also nun eine Selbstisolation und PCR- Bestätigung erfolgen. Die Stärke der Linie korreliert mit der Menge an Virus.
Der Gewinner/ die Gewinnerin des Tages ist @_daniisha . Die Erfahrung mit Schwangerschaftstests haben vielleicht geholfen- wie man an dem süßen Profilbild erkennen kann 😍
Sinnvoll ist es, dass wir Schulen zukünftig differenzierter und altersabhängig betrachten.
In Regionen mit sehr hoher Inzidenz kann es sinnvoll sein, den Präsenzunterricht so zu gestalten, dass besonders bei Kindern/ Jugendlichen an weiterführenden Schulen das Übertragungsrisiko minimiert wird- durch Verkleinerung der Klassen und MNS-Pflicht auch im Unterricht
Das betrifft dann vor allem die älteren Kinder bzw. Jugendliche, die auch zu Hause bei einer Mischung aus Präsenz- und E-Learning-Elementen schulisch profitieren können, zumindest mehr als etwa Grundschulkinder.