Gemäss Milieuforschung lehnen Männer in höheren Führungspositionen die #MeToo-Bewegung am meisten ab. Ferner haben sie im Vgl zu anderen die grösste Abwehr gegenüber der gesellschaftlichen Relevanz des Themas Sexismus.
Thread zur Studie „Sexismus im Alltag“ (2020): 1/
Die befragten Männer sind in Führungspositionen, haben 1 akademische Ausbildung in Betriebswirtschaft,Medizin,Jura, Chemie, Ingenieurswissenschaft usw. & verstehen sich als Leistungselite. Ausgeprägt sind Erfolgsethik, Machbarkeitsdenken, Exklusivitätsansprüche & Distinktion 2/
Männer aus diesem Milieu glauben, aufgrund ihrer hohen Bildung den eigentlichen Kern d Sexismusdebatte zu kennen & entlarvt zu haben. Die Befragten betonen, dass sie selbst progressiv, liberal und modern sind und gerade daher Sexismusdebatten ablehnen. 3/
Der Begriff Sexismus ist aus ihrer Sicht ein Propagandawerkzeug aus dem linksradikalen Lager des Feminismus, mit dem jeder Mann unter Generalverdacht gestellt werde. Natürlich gebe es gegen Frauen Übergriffe, aber meistens von Männern aus der Unterschicht und/oder Migranten. 4/
Im Prinzip seien aber vor allem Männer von Sexismus betroffen. Umgekehrt könnten sich Frauen heute fast alles erlauben. Gleichstellungspolitik ist aus Sicht „etablierter Männer“ ein Hype, eine Benachteiligung von Frauen, die gegen das Grundgesetz verstoße, gebe es nicht. 5/
Geschlechterunterschiede seien evolutionär. Rollenteilungen hätten sich als Best Practice entwickelt und dürfe man nicht wegen Gleichstellungsideologie aufgeben. "Sexismus gehört zum Leben wie Luft zum Atmen.“ Wer Sexismus abschaffen wolle, läute das Ende der Menschheit ein 6/
Das Narrativ dieser Männer ist eine Strategie der offensiven Abwehr. Die Analyse zeigt ein profundes Unbehagen gegenüber gerechter Machtverteilung. Sie sehen diese im Widerspruch zur freiheitlichen demokratischen Gesellschaft. 7/
Im Gegensatz zu anderen Milieus verbinden etablierte Männer (& auch Frauen) Sexismus überhaupt nicht mit Macht. Während v.a Frauen aus den übrigen Mileus betonen, dass Sexismus an Macht geknüpft & Machtmissbrauch sei, blenden „Etablierte“ diese Dimension systematisch aus 8/
Etablierte sind i d Regel aufgrund sozialer Lage, finanz. Ressourcen & Positionen in der Situation von Machtfülle. Das gibt Grund zur Hypothese, dass die Leugnung von Sexismus die Funktion hat, ihre Situation von Machthaben zu legitimieren, zu immunisieren und zu imprägnieren 9/
Thread ist zusammengestellt aus deutscher Studie. Einige Ergebnisse treffen aber sicher auch auf CH zu. Es zeigt sich hier, warum es mit Gleichstellung so lange auf sich warten lässt, das beschriebene "etablierte Milieu" ist in d Schweiz tonangebend: bmfsfj.de/blob/141246/6e…
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1/ Nochmal zur Einordnung d Anti-Woke-Rhetorik:Die Anliegen v marginalisierten Menschen wurden zu allen Zeiten für überzogen oder extrem gehalten. Schweizerinnen etwa wurden bei ihrem Kampf ums Stimmrecht jahrzehntelang beschuldigt, die Gesellschaft zu gefährden & zu spalten
2/Heute wirken ihre damaligen Forderungen wie das Normalste der Welt. Der Punkt ist: Wenn jene,die als weniger wert gelten,mitreden wollen, wird das zunächst nicht als gerecht,sondern als anmassend, als Umkehrung der Verhältnisse empfunden- oder eben als «Terror der Minderheiten»
3/ Studien zeigen zum Beispiel: der tatsächliche Frauenanteil in einer gemischten Gruppe wird von vielen Männern überschätzt, und wenn Frauen gleich viel Redezeit haben, wird das schnell als Dominanz und als Übermacht wahrgenommen.
Ich möchte kurz einen Aspekt von Michèle Binswangers Rhetorik im Tagesanzeiger über das „verbotene Buch“ zu Jolanda Spiess-Hegglin analysieren. Thread:
1) Es geht um Jolanda Spiess-Hegglin, aber darüber hinaus wird der "Fall" zum Anlass für subtile antifeministische Rhetorik. M. Binswangers diskursive Vorgehensweise ist 1 Anschauungsbeispiel dafür, wie Antifeminismus zum Topos einer reaktionären Rückschlagbewegung wird.
Binswanger schreibt: 2) „weshalb ich es gerade in der heutigen Zeit, wo soziale Medien und Feminismus den Zeitgeist bestimmen, wichtig finde, dass die Öffentlichkeit nicht nur die eine Seite der Wahrheit erfährt.“
Feminismus wird zur Gefahr stilisiert, zur Anti-Wahrheit
Wie und warum ehemals linke Männer nach rechts wandern. Eine Analyse von Georg Seeßlen:
"Den Übertritt von der Linken zur Rechten ist nahezu immer mit einer Geste der Selbst-Viktimisierung verbunden. Der Ex-Linke betritt die rechte Bühne bereits mit der Mine des Verfolgten, 1/
des Gekränkten, des Opfers „weltweiter Kampagnen“, Opfer der politisch Korrekten, Queeren und Frauen. Unter anderem darf so die Selbstüberschätzung ex negativo fortgesetzt werden. 2/
Die aggressive Selbst-Viktimisierung, eine Spezialität der mehr oder weniger Neuen Rechten, erlaubt es überdies, nun seinerseits die Schranken der gepflegten und „fairen“ Auseinandersetzung zu überspringen. 3/
Spannend und wusste ich nicht: Die Nachgeordnetheit der Eva steht so nicht in der Schöpfungsgeschichte. Diese Hierarchie wurde erst im Zuge späterer frauenfeindlicher Überlieferungen stark gemacht.
1/
Gott schuf Eva als Gleichrangige. Im herbräischen Orginaltext steht „eser kenegdo“, das übersetzt werden kann mit „eine Helferin, die ihm entspricht“. Und den Job auf der Erde gemeinsam angehen soll. Frauen &Männer brauchen sich zwar, aber herrschen nicht übereinander.
2/
Erst Luthers Übersetzung „Gehilfin“ weist Eva und ihren Nachkommen eine nachgeordnete Assistenzposition zu.
Ferner ist Gott auch nicht zwangsläufig männlich. Denn:
3/
Das "Weibliche" wurde kulturhistorisch im Verhältnis zum Männlichen bestimmt: der Penis ist die Norm, die Frau ist die Abweichung & leidet an Penis-Mangel (Freud). Der Mann ist das Universelle, Allgemeine,die Frau das andere, das spezielle. Mann=Mensch, Frauen=Geschlecht
1/
Die Kategorie Frau basiert, historisch gesehen, auf patriarchalen Zuschreibungen. Der Mann definierte, die Frau wurde definiert.
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Wenn nun Frauen bzw. Menschen, die menstruieren, sich selber markieren und für ihre speziellen Belange und Situationen eintreten – etwa wenn sie sich dafür einsetzen, dass Menstruationartikel gratis sein sollten – reagieren manche Männer extrem angepisst.
3/
Warum tut man sich in der Schweiz mit der Pandemiebekämpfung so schwer?
Die Gründe sind vielfältig. Ein Grund ist die vorherrschend gewordene rechtspopulistische Mentalität.
Thread:
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Dazu gehört 1) Anti-Elitismus. Zu den sog Eliten werden auch Expertinnen & Wissenschaftler gezählt. Sie stehen in der populistischen Mentalität unter Verdacht, korrupt zu sein & den Willen des „Volkes“ zu hintergehen. Wissenschaftl. Erkenntnissen wird grundlegend misstraut
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(die SVP verbreitete, Wissenschaft wäre "links-grüne Ideologie", bis 2015 wurde Klimawandel im Parteiprogramm geleugnet, man zitierte Bücher des verschwörungsorientierten Kopp-Verlag, etwa "Rote Lügen in grünem Gewand: Der kommunistische Hintergrund der Öko-Bewegung")
3/