Die Corona Mutation aus UK ist 50-70% ansteckender als die “bisherigen” Corona-Viren. Das ist also jetzt wie eine neue Pandemie, die sich ausbreitet, während die letzte Pandemie noch gar nicht rum ist. 1/n #CoronaVirusDE dirkpaessler.blog/2021/01/03/mut…
Man kann sich das m.E. durchaus so vorstellen, als würde zusätzlich zur bisherigen Corona-Pandemie eine weitere Pandemie starten -- zufällig auch ein Corona-Virus --, aber mit deutlich höherer Verbreitungsgeschwindigkeit. 2/n
Was man da nicht sofort versteht: Es ist eben nicht so, dass wir 50% mehr Fälle hätten wie bei der bisherigen Variante. Sondern der Zuwachs an neuen Fälle steigt eben ALLE 4 Tage 50% stärker, das “beschleunigt” schneller! @pkreissel 4/n
Sogar während eines 4-wöchigen Lockdowns in England ist im November die Ausbreitung der B.1.1.7 Variante exponentiell weitergewachsen, während die bisherigen Mutationen erfolgreich durch den Lockdown abgesenkt wurden. 5/n
Eine erheblich höhere Ansteckung einer Mutation ist aus pandemischer Sicht schlimmer als wenn die Letalität höher wäre. Denn die höhere Ansteckung bedeutet schnelleres, exponentielles Wachstum, viel mehr Infektionen und dadurch viel mehr Opfer 6/n
Wieviel B.1.1.7-Verbreitung wir in Deutschland haben, wissen wir nicht. Während England schon länger die Genome von sehr vielen positiven Corona-Tests sequenziert haben wir das in Deutschland wohl verschlafen (wir schaffen nicht einmal 1% der englischen Stückzahl). 7/n
Warum in Deutschland immer noch einige Menschen denken, dass die Schulen mit dem Verlauf der Pandemie und der Ausbreitung des Virus nichts oder nur sehr wenig zu tun haben, bleibt mir weiterhin ein Rätsel. 8/n
Prof. Drosten am 24.11.2020: “Wahrscheinlich ist aber, dass offene Schulen eine wichtige Rolle in der Pandemie spielen. Darauf weisen die Daten aus Großbritannien schon länger hin. In der öffentlichen Debatte in Deutschland ist das jedoch noch gar nicht richtig angekommen.” 9/n
Eine englische Studie (veröffentlicht am 31.12.2020) zeigt, dass Schulkinder häufig der “Index-Fall” in der Familie sind, d.h. dass sie die Infektion in die Familie einbringen – aus der Schule @Dr2NisreenAlwan 10/n
Mit B.1.1.7’s erhöhter Ansteckung können wir m.E. in ein paar Wochen den Präsenzunterricht sowieso komplett vergessen! Wenn wir aber JETZT die Schulen (und Läden usw.) aufmachen, kann die Verbreitung viel schneller ablaufen. Erst muss die Inzidenz runter. 11/n
Wir müssen den aktuellen Lockdown durchhalten bis wir klar unter einer Inzidenz von 25 Fällen pro Woche pro 100.000 Einwohner sind, dann haben wir vielleicht eine Chance, “englische Zustände” zu vermeiden. Damit senken wir auch die Gefahr weiterer Mutationen. 12/n
Das wird bis in den Februar hinein dauern, nach meiner Berechnung (wohlgemerkt ohne Berücksichtigung einer möglicherweise noch hinzukommenden Weihnachtsansteckungswelle oder höherer Ansteckung durch B.1.1.7, weil beides nicht abschätzbar!). 13/n
Die neue Mutation ist VIEL ansteckender. Unsere bisherigen (relativ leichten) Lockdowns könnten sie nicht aufhalten, wir würden im exponentiellen Wachstum verbleiben. Welche Maßnahmen bleiben uns sonst noch, ZUSÄTZLICH zum aktuellen Lockdown? 14/n
Na klar, das können wir uns alle nicht so recht vorstellen, wie es nochmal strenger gehen soll, und dann auch noch länger. Aber mit dem Virus können wir nicht verhandeln 15/n
Wenn wir es unkontrolliert laufen lassen, rauschen wir in eine Katastrophe: auch unter-60-Jahre-alte Menschen und Kinder können die Kliniken bei hohen Ansteckungsraten überrollen, selbst wenn “die Alten” schon alle geimpft sind. Nur 22% der Deutschen sind über 65 Jahre alt. 16/n
Wenn die geimpften Über-65-jährigen nicht mehr ins Krankenhaus müssen mit schweren Fällen, fallen etwa 70% der bisherigen Patienten weg. Dann können wir uns also für den Rest eine 3x so hohe Inzidenz leisten. 17/n
Wobei, nicht ganz, die jungen Leute bleiben nämlich länger auf Intensiv (weil die länger kämpfen, und unterwegs nicht schon wegsterben und das Bett früher freimachen wie die ganz alten). Also ist wohl nur 2x so hohe Inzidenz erlaubt (grobe Schätzung). 18/n
Und dann haben wir danach immer noch eine immense Herausforderung mit den 10-15% der Infizierten, die an #Longcovid leiden werden. 19/n
Bleibt die Frage, ob unsere Politik die Dringlichkeit versteht (wir müssen JETZT handeln, wo es noch nicht schlimm ist) und den Mut hat, das auch umzusetzen. @EckerleIsabella 20/n
Die einzige valide EXIT-Strategie ist “Elimination” habe ich schon letzte Woche geschrieben, daran hat sich nichts geändert. Möge die science-based-policy mehr Einfluss aus die Politik haben in Deutschland! 21/n dirkpaessler.blog/2020/12/27/cor…
Lesetip 2: In “the atlantic” ist ein sehr guter Artikel über die Mutationen erschienen, und es gibt eine deutsche Übersetzung dazu. 23/n

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