Heute ist Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und habt ihr euch auch schon mal gefragt, was mit trans* Personen in der NS-Zeit geschehen ist? (Ein Thread)
Neben der #Shoa, der millionenfachen Verfolgung & Ermordung von Jüd*innen, verfolgten und ermordeten die Nazis hunderttausende Oppositionelle, Sinti & Roma, Menschen mit Behinderungen, Nazi-Kritiker*innen aus der katholischen Kirche und Lesben, Schwule und trans* Personen.
Rückschau: Tatsächlich beschäftigte sich schon der Staat Preußen, das deutsche Kaiserreich und die Weimarer Republik mit der Existenz von trans* und inter* Personen. Einzelne Fälle von Wünschen nach Namensänderungen gingen an die Behörden oder landeten vor Gericht.
Daneben existierten ab dem späten Kaiserreich in Deutschland sog. „Transvestitenscheine“, die es trans* Personen ermöglichen sollten bei Problemen mit der Polizei ihre Situation einfacher zu erklären und von einer weiteren Verfolgung abzusehen.
Dieser historisch überraschend liberale Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt endete schlagartig mit der Machtergreifung der Nazis. 1933 wurde Magnus Hirschfelds Institut geschlossen, seine Forschung & Schriften verbrannt. Er starb 1935 im Exil.
Die GeStaPo übernahm die Verfolgung von queeren Menschen, zusätzlich wurde 1936 die „Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung“ eingerichtet, u.a. zuständig für die Verfolgung „sexuell Entarteter“ wie „Transvestiten und Fetischisten“.
„Transvestiten“, die sich „homosexuell betätigten“, wurden Teil der tausendfachen Verschleppung von Homosexuellen in Lager, in denen Viele starben. Oder sie kamen in Schutzhaft wurden Opfer von Zwangskastration oder anderen Akten staatlicher Grausamkeit.
Diejenigen, die nicht in schwul-lesbischen Kreisen unterwegs waren, wurden von den Nazis willkürlich behandelt. Einigen stellten die Nazis sogar neue „Transvestitenscheine“ aus, anderen wurde eben dieser nach Jahren wieder abgenommen, und mit Schutzhaft begegnet.
Eine Verfolgung und Einweisung von trans* Personen in Lager unter dem Konzept der „Asozialität“ soll es ebenfalls gegeben haben. Dafür sprachen sich sogar NS-Mediziner aus.
Der Nationalsozialismus zerstörte die queere Infrastruktur, die vor dem NS-Zeit in Deutschland bestand. Ehemals queere Straßen oder Viertel verschwanden aus den Bildern der Großstädte. Tausende queere Menschen verschwanden in Lagern und starben.
Die Geschichten der queeren Opfer des Nationalsozialismus sind auch bis heute nur unzufrieden stellend aufgearbeitet, weil die Stigmatisierung als „entartet“ weit ins Nachkriegsdeutschland weiterwirkte.
Die meisten queeren Überlebenden des Nazi-Terrors sind mittlerweile verstorben. Sie haben zeitlebens keine Gerechtigkeit für die Verbrechen des Nationalsozialismus erfahren.