Thread by @lumpi_pdm

Ich hatte es schon am Ende des letzten Jahres angekündigt, das es einen Thread gibt zum Todesmarsch aus dem KZ Lieberose durch #Potsdam bis in das KZ Sachsenhausen. Warum jetzt? Am 02.02.1945 setzte sich der Todesmarsch in Bewegung. #Erinnerungskultur #Brandenburg

Als erstes gehe ich auf das KZ Lieberose ein. Das KZ war in dem Dorf Jamlitz im Jahr 1943 errichtet worden und war ein Außenlager des KZ Sachsenhausen. Im Laufe der Zeit gingen ca. 10000 Menschen durch das Lager. Die Zahl der Überlebten wird auf 400 geschätzt.

Lagerleiter des KZ Lieberose war Wihelm Kersten. Dieser war SS-Hauptscharführer. Da ich ihm nicht zuviel Raum geben möchte. Er wurde einmal zu einem Jahr und neun Monaten verurteilt. Die Strafe galt aber schon als verbüßt. Später nochmal zu 7 Monaten auf Bewährung. Er starb 1970

Bevor wir zum Todesmarsch kommen müssen wir erst auf das Massaker von Jamlitz eingehen. Nachdem der Todesmarsch losgingen blieben genau 1342 Kranke und Nicht-Transportfähige Häftlinge in Jamlitz zurück. Vom 2. bis zum 4. erschoss die SS vermutlich alle diese Menschen.

Kommen wir nun zum Todesmarsch aus dem KZ Lieberose selbst. Dieser ging wie schon geschrieben am 02.02.1945 los und erreichte am 09.02.1945 das KZ Sachsenhausen. Luftlinie sind es ca. 150km zwischen beiden Orten. Der Marsch ging einen noch weiteren Weg.

Der Marsch ging durch #Goyatz, #Kuschkow, #Teupitz, #Zossen #Ludwigsfelde, #Potsdam und #Falkensee. Soweit mir bekannt gibt es nur einen #Erinnerungsort der an diesen Marsch erinnern soll und zwar dieses Denkmal in Potsdam-Drewitz. Also einmal westlich um Berlin.

Durch #Potsdam-Drewitz kam der Marsch nach Potsdam rein. Das ganze ist am 06.02 oder 07.02.1945 passiert. In Drewitz wurden die Gefangnen in einer Scheune untergebracht. Wirklich versorgt wurden sie auf dem ganzen Todesmarsch nicht.

Der Überlebende Haim Piorkowski beschreibt seine Quallen sehr eindeutig. Er schaffte es am Morgen, nach der Nacht in der Scheune nur mit Hilfe seiner Leidgenossen zu überleben da diese ihm hoch halften. Während er es schafte, wurden in Drewitz mehere Menschen erschossen.

Der Todesmarsch ging durch Potsdam. Zu schreibt Haim Piorkowski das ihn die Innenstadt an seine Heimat Łódź erinnere, er aber auch feststellt das es schwer zu vergleichen ist weil er 12 war bevor er ins Ghetto gekommen ist.

Vor der Potsdamer Nikolaikirche brach Haim Piorkowski erneuert zusammen. Doch anders als in Drewitz, hatte er hier nicht soviel Angst, da er wusste das SS-Tötungskommando nicht im Stadtzentrum schiessen würde. Da der Zug unendlich lang schien, stand er auf und schloss sich ihm an

Die nächste Übernachtung fand auf dem Militärgelände in der heutigen Nauner Vorstadt statt. Hier gab es eine Überraschung für die Gefangenen, die bei ihnen sehr in Erinnerung geblieben ist. Sie schliefen in großen Ställen und konnten sich zum ersten mal die Schuhe ausziehen.

Haim Piorkowski schrieb dazu. "Wenn ich heutzutage einige Häftlinge treffe...als zweite Frage Und die Ställe in in der Potsdamer Garnision, erinnerst du dich?"

Zum Abschluss noch ein paar Worte zur #Erinnerungskultur. In #Potsdam gab 2019 ein Gedenken organisiert durch den @VVN_BdA_BRB und Antifagruppen. Sonst fehlt jegliche Erinnerung in der @LH_Potsdam an die Schicksale dieser Menschen.

Es wäre zum Beispiel passend den alten Markt in Haim Piorkowski-Platz umzubenenen oder den Weg des Todesmarsch durch Potsdam aufzuzeigen und auf der ganzen Strecke zuerinnern.

Auch müssten das Minsterium von @ManjaSchuele und der OB @Mike_Schubert liefern, den die Arbeit darf nicht nur auf den Ini's hängen bleiben und nur gemeinsam mit diesen Ini's sollte ein Weg gefunden werden den Opfern angemessen zugedenken und mahnende Worte zufinden.

Die @PNN_de hatte am 25. Juni und am 2. Juli 1994 einen Text von Haim Piorkowski veröffentlicht. Vielleicht ist es ja machbar den dieses Jahr passend zum Jahrestag neu zu veröffentlichen. Danke für eure Aufmerksamkeit.

@S_Schicketanz geht da eigentlich etwas? Das wäre für die Thematik sehr wichtig und ein schönes Zeichen.