Thread by @NameIsStolen

Meine Oma (85) lebt in einer Senioren-Residenz, in der die Bewohner alle selbstständig leben. Sie achtet bereits einen Impftermin für Februar - ein Impfteam sollte in die Residenz kommen. Jetzt hat das Gesundheitsamt die bereits fest vergebenen, schriftlich zugestellten Termine

gestrichen - die Senior*innen seien ja noch selbstständig, daher müsse sich jede*r selbst um einen Termin im lokalen Impfzentrum kümmern. Ich platze vor Wut. Was soll denn das?? Nur weil die Senior*innen nicht bettlägerig sind, sind sie quasi "zu fit" & müssen jetzt sehen, wo

sie bleiben? Ohne Unterstützung wird da kaum jemand in der Lage sein, sich telefonisch (wo man natürlich nicht durch kommt) oder gar online (die meisten Bewohner*innen wissen nicht mal, was "Online" bedeutet, geschweige denn haben sie die Möglichkeit, sich online an zu melden)

einen Termin zu organisieren. Selbst wenn es einzelne dann irgendwie schaffen, kann kaum eine*r selbstständig in den 15km entfernten, extrem schlecht an den ÖPNV angebundenen Ort gelangen, an dem sich das lokale Impfzentrum befindet. Alle Bewohner*innen gehören zur Hochrisiko-

Gruppe. Fast alle sind körperlich eingeschränkt. Mit einem mobilen Impfteam, so wie es geplant war, hätte man alle, die es möchten unkompliziert vor Ort impfen können. Weil sie es zT noch selbst zur Toilette schaffen, "zu selbstständig" sind, darf das nun nicht stattfinden. Das

bedeutet, dass sich viele der Impfwilligen Senior*innen dort vermutlich doch nicht impfen lassen werden - einfach, weil der Aufwand zu hoch & der Weg zu beschwerlich ist. Selbst diejenigen, die Angehörige haben, die sich kümmern (wie meine Omi) werden nun lange warten müssen,

weil erstmal jemand bei der Hotline durchkommen muss, um einen Termin zu ergattern (die Logistik, in welches Auto sie mit der kaputten Hüfte noch ein- & aussteigen kann & wer sich zum Termin frei nehmen kann, um sie zu fahren, folgt dann ja noch) - der bereits erteilte Termin

innerhalb der Residenz wäre hingegen Ende Februar gewesen. Das bedeutet also, einige werden sich unter diesen Bedingungen nicht mehr impfen lassen wollen oder können, die anderen werden aus rein organisatorischen Gründen deutlich länger ungeschützt beliebt müssen, als es sein

müsste (und sich daher auch deutlich länger weiter isolieren müssen). Und das wohlgemerkt nur, weil das Gesundheitsamt die bereits vereinbarten Termine für die ca 150-200 Leute allein in dieser Einrichtung wieder abgesagt hat - die im Übrigen nicht die einzige Senioren-Wohnstätte

in dieser Stadt ist, in der das passiert ist (während das Bürgertelefon des Landrats sich völlig überrascht zeigt & bis jetzt davon ausgegangen zu sein scheint, dass die Termine in den Residenzen wie geplant stattfinden würden).

Mal ganz abgesehen vom Schutz der Hochrisiko-Gr.

& dem Problem der Vereinsamung, von denen so viel geredet wird: um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssen sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Wenn man nun schon bei der Prio-Gruppe 1 dafür sorgt, dass der Zugang zu einer Impfung möglichst schwierig ist, erreicht man

exakt das Gegenteil!

Kann mir IRGENDJEMAND erklären, was die Scheiße soll?? Ich verstehe nicht, welchen Grund es dafür geben sollte. Und: Weil die Bewohner*innen "zu selbstständig" sind (oder wie in anderen Altenheimen zB nur ein Teil der Bewohner*innen nicht bettlägerig ist),

ist KEIN valides Argument! Die Leute sind alle hochbetagt, und somit zum größten Teil körperlich (& teilweise auch gesitig) massiv eingeschränkt.
What the fuck!?!?
Sorry, dass es so lange geworden ist, aber ich musste meinem Ärger einfach mal Luft lassen.
#Impfung
#Risikogruppe

(Sorry, in Rage evtl missverständlich formuliert: für das hiesige Impfzentrum kann man Online keine Termine vereinbaren - nur telefonisch über eine Hotline, die natürlich komplett überlastet ist. Der Verweis auf die Online-Terminvergabe war lediglich allgemein gedacht)

Das Problem hatte ein anderes Seniorenheim in der Region, in der auch meine Oma lebt, bereits im Januar:
www1.wdr.de/nachrichten/rh…

Gibt es die Möglichkeit, darüber zu berichten?
@WDR @RadioErft @1LIVE @KSTA @gabonn ?
Ich finde, das ist ein Skandal, der nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden darf. Der Rhein-Erft-Kreis sollte die Empörung der Betroffenen & ihrer Angehörigen unbedingt mitkriegen!

Vielen, vielen Dank für die vielen Nachrichten - ich bin überwältigt, von so viel Verständnis, Ratschlägen, Tipps, tröstenden Worten & Hilfsangeboten! Wow - das hätte ich NIE erwartet. DANKE!!! 💚