"DEIN TOD"

So war sie betitelt, die rechtsextremistische Morddrohung an mich. Im letzten Jahr schon. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, monatelang hörte ich nix. Dann kam Post: Verfahren eingestellt. Einfach so. Schnörkellos, schutzlos. #Thread
Es ist ernst und das möchte ich klarmachen. Ich möchte nicht übertreiben und ich möchte es ebenso nicht verschweigen. Nehmt es als Aufruf - die Gefahr von rechts ernster zu nehmen, aktiv zu werden, aufeinander aufzupassen und untereinander solidarisch zu sein. 2/x
Die Morddrohung selbst werde ich nicht veröffentlichen. Wer auch immer das war - diese Genugtuung bekommen die rechten Arschlöcher von mir nicht. Fuck them! Das hier ist nicht deren Geschichte, sondern MEINE. 3/x
Was ich sagen kann: Diese Drohung hat eine andere Qualität als die leider schon üblichen Hassnachrichten. Sie geht explizit gegen mich als Person - man weiß genau wer ich bin, was ich mache, wofür und wogegen ich mich einsetze. 4/x
Man verabscheut meine Queerness und meinen Einsatz für jüdisches Leben & gegen Antisemitismus. Mit einer KZ-Referenz wird ein brutales Vergewaltigungsszenario gemalt und meine Ermordung beschrieben. Unterschrieben wird klar und offen mit sehr deutlich rechtsextremen Zeichen. 5/x
Polizei wurde eingeschaltet, Staatsschutz kam noch am selben Tag. Dann war Wochenende und in den Behörden war niemand da, die*der Email-Header auslesen konnte. Hab ich also selbst gemacht. Und ne Auskunftssperre hab ich einrichten lassen - geraten wurde mir dazu nicht. 6/x
Ich entschied mich, das alles erst später zu veröffentlichen. Die Morddrohung kam, als es in Bremen eine Reihe von rechten Anschlägen gab. Ob es die selben Täter waren? Mitläufer*innen? Who knows. Was sie sicher wollten: Aufmerksamkeit. Und die wollte ich ihnen nicht geben. 7/x
Warum nun doch veröffentlichen? Weil es wichtig ist, dass alle wissen, was hier passiert. Dass nicht nur weit weg, sondern auch hier in Bremen Politiker*innen mit dem Tod bedroht werden. Dass rechter Terror nicht abstrakt ist, sondern konkret. Und das zu wenig getan wird. 8/x
Es ist auch nicht das erste Mal. Ich wurde in der Vergangenheit mehr als einmal gewaltvoll bedroht - in Persona, nicht per Email, von Menschen die wissen wo ich wohne. Ich hatte mich beim Staatsschutz gemeldet - nix. Ich solle mich wieder melden, wenn wieder was vorfällt... 9/x
Ich passe auf, wo ich wann alleine lang gehe, welche Fotos ich poste, schaue mich um, wenn ich meine Haustür aufschließe. Ich gehe damit um. Und ich werde weitermachen - always! Ich weigere mich, den Rechten Arschlöchern diese Demokratie, diese Gesellschaft zu überlassen. 10/x
Aber was auch zur Wahrheit gehört: Ich bin weiß, Landtagsabgeordnete, ich stehe in der Öffentlichkeit - ich bin verdammt privilegiert. Deshalb möchte ich darauf aufmerksam machen, dass es viele andere gibt, die mit solchen und schlimmeren Bedrohungen umgehen müssen. 11/x
Weil sie sich aktiv gegen Rechts einsetzen - in welcher Form und Funktion auch immer. Oder weil sie einfach nur sie selbst sind - jüdisch, Schwarz, of Colour, Queer, you name it. 12/x
Und für einige bedeutet es auch, aufhören zu müssen, weil es zu gefährlich ist. Weil ihre Auskunftssperre nicht bewilligt wird. Weil sie Angst haben, um sich, um ihre Kinder, Eltern, Familie. Wir müssen ihnen besser zuhören, sie schützen und solidarisch sein! 13/x
Es muss verdammt nochmal endlich ernstgenommen werden, was in diesem Land passiert. Denn für viel zu viele hat es schon den Tod bedeutet.

Wie viele Menschen sollen noch von Rechten bedroht, verletzt und umgebracht werden?! 14/x
Ich mache das alles öffentlich, weil ich will, dass die Öffentlichkeit Bescheid weiß, was los ist. Dass die zuständigen Behörden accountable gehalten werden können. Damit es später nicht heißt, man hätte es ja nicht ahnen können. 15/x
Wehret den Anfängen ist eine wichtige Mahnung - allein, wir stecken mittendrin. Es ist unsere Aufgabe, den antifaschistischen Grundkonsens unserer Gesellschaft zu leben und zu verteidigen. Dafür sind wir verantworlich - alle. Jeden Tag aufs Neue. 16/x
Danke an alle, die sich unermüdlich gegen Rechts engagieren. Danke den Aktivist*innen, Journalist*innen, Anwält*innen, dass ihr kämpft, aufdeckt, berichtet, verteidigt und beschützt, wenn es sonst niemand tut. #DankeAntifa 

Kein Fußbreit! Nicht in Bremen & nirgendwo. 17/17

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