Neue Virusvariante B.1.1.7+E484K in Tirol – warum ist das ernst zu nehmen?
Es wurden in Tirol viele Fälle der UK Variante B.1.1.7 mit der zusätzlichen Mutation E484K (=VOC 21FEB-02 bzw. VOC-202102/02) gefunden. E484K steht im Zusammenhang mit Antikörper Escape. 1/10
SARS-CoV-2 Teilgenomsequenzierungen durch @EllingUlrich@LCochella@IMBA_Vienna@IMPvienna@agesnews haben bestätigt, daß es in Tirol >100 Fälle mit einer modifizierten UK Variante B.1.1.7 plus dieser Mutation E484K gibt. 2/10
B.1.1.7+E484K wurde zum ersten Mal Ende Jänner im UK gefunden. Zusätzlich ist diese Variante u.a. in Oregon, USA unabhängig entstanden. International gab es mit gestern erst 108 solcher Genome in der internationalen Datenbank @GISAID. 3/10
Warum könnte B.1.1.7+E484K ein Problem sein? Die ursprüngliche Variante B.1.1.7 ist infektiöser & führt zu schweren Krankheitsverläufen, aber Impfung schützt gut. E484K erleichtert„Antikörper Escape“ und reduziert daher eventuell die Wirkung von Impfstoffen. 4/10
"E484K" bedeutet, daß an Stelle 484 des Spikeproteins die Aminosäure Glutaminsäure (E) gegen ein Lysin (K) ausgetauscht wurde. E484K ist unabhängig in verschiedenen Virusvarianten entstanden wie z.B. B.1.351, P.1 und B.1.525. 5/10
Bei solch konvergierender Evolution tritt die gleiche Mutation öfter auf. E484K reduziert zwar die Infektiösität eher, es gibt aber kompensatorische Mutationen (bit.ly/3fmwrqL). Daher nicht trivial, die Auswirkung auf Infektiösität, Klinik & Escape vorherzusagen. 6/10
Immunseren nach BioNtech Impfung führen bei B.1.1.7+E484K zu 6-10x niedrigerer Antikörper Neutralisationstiter (nature.com/articles/s4158…). Dies erhärtet die Vermutung, daß bestehende Impfungen nicht so gut gegen B.1.1.7+E484K schützen könnten. 7/10
Die verkündeten Ausreisetestpflicht in den betroffenen Bezirken und auch für das ganze Bundesland Tirol sind neben weiteren Maßnahmen inkl. mehr Tests notwendig, um die weitere Verbreitung von B.1.1.7+E484K möglichst zu verhindern. 8/10
Zufall oder nicht? Unklar, warum B.1.1.7+E484K gerade in Tirol und nach dem dortigen B.1.351 Cluster aufgetreten ist. Ganzgenomsequenzierungen am @CeMM_News@oeaw@agesnews werden klären, ob es sich um einen Viruseintrag von außen handelt oder ob die Mutation neu entstand. 9/10
Das ist ein weiteres anschauliches Beispiel, warum Infektionszahlen massiv reduziert gehören (viele Neuinfektionen = viele Mutationen). Die verordnete Osterruhe wird dafür allerhöchstwahrscheinlich nicht reichen. 10/10
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Kreative & konstruktive Ansätze:
(Nicht jeder von mir; nicht alles todernst; weitere ausgefallene & gut gemeinte Ideen hinzufügen) #thinkpositive
1. Die Corona App wird relaunched & massiv beworben, sodaß mehr ÖsterreicherInnen aktiv am elektronischen Contact tracing teilnehmen.
2.Die österr. Medienlandschaft einigt sich auf einen Wochentag, an dem die Wörter „Pandemie“, „Corona“ und „Virus“ nicht mehr vorkommen. Stattdessen werden Good News transportiert und es wird unterhalten, um der Pandemiemüdigkeit den Kampf anzusagen.
3.Wir bilden Buddy Systeme am Land und in der Stadt, so dass einige wenige Nachbarn sich um Risikopersonen kümmern, für sie einkaufen, etc.
1) Es gibt ein Ost-West Gefälle von B.1.1.7. 2) Die neuen Virusvarianten verteilen sich regional sehr unterschiedlich. 3) B.1.1.7 ("UK Variante) ist insgesamt auf dem Vormarsch 4) B.1.351 ("SA Variante") findet sich vorwiegend in Tirol. 2/7
Burgenland: KW1->4: 1.7 auf 37% B.1.1.7 (von n=765)
Wien KW2: 15% B.1.1.7 (von n=256), zuletzt 30% B.1.1.7; Einzelfälle von B.1351; 17% B.1.17 im Abwasser
NÖ: 15% B.1.1.7 (n=560); KW2: 71% B.1.1.7 in Abwasser Bad Vöslau
Stm: 3.5% B.1.1.7 (Mitte Jän; n=777) auf 26% (n=50) 3/7
@CeMM_News@oeaw@agesnews Team hat SARS-CoV-2 UK Variante VO-202012/01 (alias B.1.1.7 bzw. 501Y.V1) und Südafrika Variante 501Y.V2 (alias B.1.351) in Österreich detektiert. Projektwebsite: sarscov2-austria.org 1/n
Virussequenzierungen über die Feiertage haben die UK Variante bei 4 Personen und die Südafrika Variante bei 1 Person identifiziert. 4 der Personen wurden am Flughafen Wien positiv getestet und 3 Personen hatten Reisehintergrund zu UK bzw. SA. 2/n
Was bedeutet das? Erstmal ist das nicht unbedingt überraschend, da die UK Variante schon in 33 Ländern und die SA Variante in zumindest 7 Ländern gefunden wurde. Gleichzeitig gibt es damit nun den konkreten Beweis, daß diese Virusvarianten in Ö angekommen sind. 3/n
SARS-CoV-2 sammelt ca. 2 Mutationen jedes Monat in seinem 30.000 Buchstaben langen Genom an. Doch was braucht es, um diese Mutationen zu verstehen und gegebenfalls darauf zu reagieren? Ein paar allgemeine Überlegungen mit Fokus auf Österreich: 1/n
Wie identifiziert man in der Bevölkerung zirkulierende Mutationen?
Jedes Land folgt einer anderen Strategie. UK hat 20M für Virussequenzierungen bereit gestellt. In Ö stammen >98% der Virusgenome von unserer Kollaborationsplattform (@CeMM_News@oeaw@MedUni_Wien@agesnews ). 2/n
Wie viele Viren werden in jedem Land sequenziert?
Anzahl an Virussequenzen (aus Datenbank @GISAID), dividiert durch Anzahl bisher bestätigter SARS-CoV-2 Fälle (@JohnsHopkins):
DK0,12%
UK0.062%
CH0.0088%
NL0.0049%
AT0.0027%
IL0.0012%
FR0.0011%
IT0.00049%
HU0.00090%
3/n