Ich bin es leid, das Wort »Vorurteil« zu hören.
Was damit gemeint ist, sind nicht Vorurteile. Vorurteile lassen sich revidieren. Was es wirklich ist, ist ein Urteil.
Ihr, und Ihr wisst, wer Ihr seid, fällt Euer Urteil jeden Tag. Und revidiert es nie.
Ich bin es leid, dass Ihr glaubt, Euer Urteil über Menschen aufgrund von Alter, Geschlecht, Statur, Sexualität, Glaube, Herkunft, Hautfarbe, Bildung oder Vermögen fällen zu dürfen. Der Wert eines Menschen bemisst sich am Charakter und am Handeln.
Und Ihr versagt in beidem.
Ich bin es leid, dass Ihr so tut, als hieße Toleranz, alles und jeden auf eigene Kosten gutzuheißen.
»Toleranz« kommt vom lateinischen »tolerare« - ertragen. Toleranz heißt, zu ertragen und zu dulden, was von den eigenen Überzeugungen und Eigenschaften abweicht.
Nichts anderes.
Ich bin es leid, mir anzuhören, meine Toleranz ginge auf Kosten anderer. Das tut sie nicht.
Denn ich kann jene niemals tolerieren, deren Handlungen anderen in irgendeiner Form schaden. Das ist mein Kriterium. Kein anderes.
Euch und Euer Verhalten toleriere ich nicht.
Ich bin es leid, wie Ihr durch Euer Urteil andere diskriminiert.
Diskriminieren, von lateinisch »discriminare«, - trennen. Ihr trennt Menschen von Euch und anderen. Weil Ihr sie für Eure Unzufriedenheit verantwortlich macht.
Verantwortlich sind aber solche, die so sind wie Ihr.
Ich bin es leid, wie Ihr zwanghaft alles und jeden etikettiert.
Mann - Frau, schwarz - weiß, homo - hetero, dick - schlank, jung - alt, gläubig - ungläubig, arm - reich, Ihr braucht Etiketten, damit Ihr alle unterscheiden könnt. Denn nur wer ist wie Ihr, ist Euren Augen richtig.
Ich bin es leid, dass Ihr glaubt, nur jene, die aussehen, fühlen, denken, reden und handeln wie Ihr, seien Euch wohlgesinnt.
Das sind Sie nicht. Denn sie sind genau wie Ihr. Und damit niemand anderem wohlgesinnt als sich selbst.
Alle anderen sind ihnen höchstens Mittel zum Zweck.
Ich bin es leid, dass das Wort »Mensch« für Euch auch nur ein Etikett ist, um Euch vom Tier zu unterscheiden.
Ihr seid unfähig, Menschen schadlos Mensch sein zu lassen, ganz gleich, wie sehr sie sich von Euch und Eurer Lebensweise unterscheiden.
Für Euch sind alle anderen falsch.
Ich bin es leid, dass Ihr mit Euren Etiketten die Welt zu einem schlechteren Ort für alle anderen macht. Ihr schürt da Zwietracht, wo es mehr denn je Zusammenhalt braucht.
Und das kann, will und muss ich nicht mehr tolerieren.
Ich bin Euch leid.
Und ich bin damit nicht allein.
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Raten Sie mal, wer seit heute Morgen 07:00 Uhr zwischen großformatigem Papier am Rechner sitzt und versucht, per Webcam mit einem nicht gerade technikaffinen Dolmetscher den Aufbau unserer Maschine in Russland zu koordinieren.
Die Schlosser vor Ort haben bis jetzt nicht alle Teile gefunden, die für die Platzierung und Ausrichtung der Maschine unabdingbar sind.
Vorsichtshalber war aber bereits der Autokran da, hat die Großteile einfach schon mal so abgestellt und ist jetzt wieder weg.
Zur Sicherheit sind jetzt auch alle Schlosser und der Dolmetscher kommentarlos verschwunden.
Beobachte seit 30 Minuten zwei Webcam-Streams einer menschenleeren Halle, in der unsere Maschinenteile kreuz und quer rumstehen.
Puuh...
Ich bin gerade knapp einem Erstickungstod entronnen.
Ein Kunde in Russland hat vor 2 Monaten eine Maschine geliefert bekommen. Jetzt drängt er auf Inbetriebnahme, was natürlich wegen Corona ausgeschlossen ist. Und nun fragte mein Chef gerade, ob wir deren Schlosser..
1/
... nicht per Livevideo-Chat durch den Aufbau leiten könnten.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, habe ich diesen Vorschlag klar verneint und nun schmerzt meine Bauchdecke vom Lachen.
Schön zu sehen, wie wenig Ahnung unsere Firmenleitung eigentlich von dem hat, was wir tun.
Ich meine das übrigens wörtlich.
Ich bin vor Lachen in der Werkstatt zusammengeklappt. Volles Programm. Lachtränen, hochroter Kopf und Atemnot. Jedes Mal, wenn mir Bilder vom konkreten Ablauf in den Sinn kamen, hat es sich noch mehr aufgeschaukelt.
Mein Chef war etwas betreten.