Vor einigen Nächten rief der diensthabende Kollege von der Intensivstation um 2 Uhr morgens an. Die ECMO eines Covid-19 Patienten mache zunehmend Probleme. Ob wir die ECMO wechseln müssten, was ich meine. Da ich ohnehin noch in der Klinik war, haben wir uns am Bett getroffen. Ein
43 Jahre alter Mann auf dem Bauch mit ECMO, schlechte Sauerstoffsättigung, sonst stabil. Die ECMO ließ in ihrer Leistung nach, lief aber noch ausreichend gut. Wir haben etwas diskutiert, ob wir es jetzt in der Nacht wechseln oder am nächsten Morgen, wenn wir volle
Mannschaftsstärke haben. Eigentlich wollten wir beide es eher in den Morgenstunden machen, allerdings verschlechterten sich die Leistungswerte der ECMO während der 5-10 minütigen Diskussion, so dass wir uns für einen Wechsel entschieden.
Das Intensiv- und OP-Team zusammengezogen
um es schnell bewerkstelligen zu können. Das Intensivteam hat den Patienten auf den Rücken gedreht während wir den Wechsel vorbereitet haben. Alles lief schnell, koordiniert. Ein erfahrenes Team, bei dem jeder weiß, was er zu tun hat.
Eine kurze Weile später standen wir in voller
Montur an Bett. Zwei Ärzte zum schnellen Wechsel steril gewaschen am abgedeckten Patienten. Ein Kardiotechniker, zwei Pflegekräfte und eine Ärztin nicht steril im Zimmer. Der Kardiotechniker hatte die neue Maschine an der Handkurbel vorbereitet, weil wir keine freien ECMOs hatten
um die Maschine zu wechseln. Eine letzte kurze Absprache im Team, damit alle wissen, was, wann, wie zu tun ist. Ich frage in die Runde: "Allen wissen was zu tun ist?" Nicken. "Fragen oder Anmerkungen?" Kopfschütteln. Dann legen wir los. Einer startet eine Stoppuhr. ECMO steht.
Ich frage mich an einer hinteren Ecke meines Gehirns: Ist das die Schutzbrille, die sich mir gerade in den Schädel bohrt oder bekomme ich gerade Kopfschmerzen?
Ca. 10 Sekunden später sind die Klemmen auf den Schläuchen und wir trennen das alte Set. Der Patient entsättigt.
Aus dem hohen Piepton, wird ein tiefer, dumpfer. "Sättigung bei unter 50". Schläuche getrennt. "Sättigung nicht mehr messbar. Druck fällt". "Noradrenalin erhöhen" Wir konnektieren. "Herz wird langsam." "Adrenalin Bolus" "Ist drin" "Wird langsamer" 30 Sekunden stehen auf der
Stopp Uhr als die Kanülen konnektiert und die Schläuche wieder laufen. Allerdings steht das Herz. ECMO fährt sofort komplett hoch. "Noch ein Adrenalin Bolus". Sättigung steigt sofort wieder. Herzschlag setzt wieder ein. "Er kommt wieder". Wir stehen alle um den Patienten, starren
auf den Monitor und lauschen dem wieder höher werdenden Piepton. 30 weitere Sekunden später ist alles wieder normal.
"Ich bin immer wieder erstaunt wie schnell das bei diesen Patienten geht."
"Ist doch immer so..."
"Ich weiß. Dennoch immer wieder aufs Neue..."
"Waren wir...
...zu langsam?"
"Nein. Blitzschnell. Nach 10 sec. hatte er keine Sättigung mehr."
"Wahnsinn."
"Ja. Der war vorher komplett gesund..."
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Wir reiben uns in den Krankenhäusern auf. Das Gesundheitssystem ist nicht zusammengebrochen, weil sehr viele Menschen sich persönlich dafür aufopfern um das System aufrecht zu erhalten. Ja, es war schon vor der Pandemie bisschen so. Aber aktuell haben wir eine Situation mit der
keiner von uns so gerechnet hätte. Wo alles jederzeit mobilisiert wird um vielleicht einen mehr zu retten. Dass man weiß, dass es bei 50% der Fälle auf Intensivstation niemandem hilft, ist extrem energieraubend. Denn wir bringen diese Opfer, weil wir erfolge sehen (wollen). Weil
wir helfen wollen. Dass es so oft schlecht ausgeht, schafft die Mannschaft.
Dennoch sind wir da. Wir leiden auch unter den Folgen des schlechten Lockdowns mit den Jojo-Effekten. Unsere Kinder sind auch nicht betreut und einen Ausgleich für die Arbeit in der Freizeit haben wir
Lieber Herr @jensspahn, vermutlich ist es nicht die einfachste Zeit um Gesundheitsminister zu sein. Dass Sie in Köln dir Kliniken besuchen, um sich ein Bild zu machen, finde ich echt gut.
Sie haben offenbar mit den richtigen Leuten gesprochen.
Leider bringen sanfte Aufrufe nichts
denn, die Menschen sind mit Schulpflicht und offenen Büros und Fabriken einfach in einer Position, in der sie nichts mehr ausrichten können. Jetzt muss die Politik handeln.
Eine Überlastung des Gesundheitssystems ist schon da. Wir müssen kenne Maschinen abschalten wie in Italien
letztes Jahr um diese Zeit, aber wir kommen sehr wohl nicht mehr alle Patienten versorgen. Dringende Operationen werden verschoben. Patienten werden hunderte Kilometer weiter verlegt. Mal von der Belastung des Personals Mal abgesehen.
Wir befinden uns noch mitten im Anstieg. Ein
Das medizinische Personal wird die Pandemie nicht lösen. Wir bilden lediglich eine Verteidigungslinie um Erkrankte vorm Tod zu bewahren. Der Druck auf uns ist seit über einem Jahr dauerhaft hoch. Wir leiden genau so unter den Einschränkungen unseres Privatlebens wie alle. Wir
wollen auch auf Konzerte, Restaurants, Familienfeiern. Verdammt - ich habe meine Eltern seit 1,5 Jahren nicht mehr besucht. Ich will dass meine Kinder in die Schule gehen. Ich will dass meine jüngste Tochter in den Kindergarten geht.
Das Problem ist auch nicht primär die viele
Arbeit. Das sind wir gewohnt. Mehrere Tage am Stück aufgrund von Notfällen zu arbeiten, sind wir gewohnt. In den letzten 365 Tagen, gab es vielleicht 10 Tage, an denen mein Telefon nicht geklingelt hätte und nicht die Klinik dran war. Ich mache das echt gerne. Immer noch. Was
Das krasseste am Gerangel von CDU und CSU ist, dass es wieder völlig klar wird, dass es denen nicht darum geht was für das Land das Beste wäre. Oder um politische Überzeugungen oder gar dem Volk zu dienen.
Es geht einzig und allein darum die Macht zu behalten, um sich am besten
die eigenen Taschen voll zu hauen. Wenn sie nur einen Bruchteil der Zeit und Energie mit der Bekämpfung der Pandemie verbringen würden, die sie verbringen um die eigene Macht zu sichern, dann wären wir durch mit der Pandemie.
Statt dessen wollen sie einzig und allein Macht.
Um
was zu verändern? Nein. Um weiter die eigene Korruption weiter betreiben zu können.
Diese Menschen gegen Wort wörtlich über Leichen, Langzeitgeschädigte und zerstörte Existenzen um sich an uns zu bereichern.
Man muss die CDU und CSU bekämpfen wo es nur geht.
Hier geht es mir
Es ist einige Tage her. Ein Abend in der Klinik. Der diensthabende Kollege muss eine dringende Bypass-OP durchführen. Es kommt ein Anruf von der Intensivstationen - ein Herzunterstützungssystem ist kaputt gegangen. Wir können es behelfs mäßig zum Laufen kriegen. Aber es ist klar
der junge Mann braucht jetzt ein neues Device. Einige Telefonate und es ist klar, wir machen einen zweiten Saal im Dienst auf. OP Pflege, Kardiotechniker, Anästhesie und -pflege sind alle da. Ich operiere. Mein Assistent hat genau so wenig Dienst wie ich. Aber es ist klar, keiner
von uns wird den jungen Mann jetzt sterben lassen.
Der diensthabende Kollege unterbricht seine OP und kommt zu uns in Saal. Ein Anruf von Extern. Ein Patient im kardiogenen Schock. Er fragt mich um Rat. Unsere OPs werden noch 1-2h laufen. Unsere Intensiv ist voll. Er weiß nicht
Wenn man Überlastung damit defieren möchte, dass Patienten auf dem Flur vor der Intensiv liegen und sterben müssen, dann ist erstmal keine Überlastung in Sicht. Wenn man eine anständige, menschenwürdige Maximaltherapie allen anbieten möchte, ist die Überlassung da.
Vor einigen
Tagen habe ich in einem kleinen Krankenhaus in einer kleinen Stadt eine ECMO gelegt und den Patienten an die Uniklinik geholt. In dem Krankenhaus gibt es keine ECMO Therapie. Das ist auch nicht möglich, da viel Erfahrung, Ressourcen und Personal für so ein Programm notwendig ist.
Man kann das nur bei Maximalversorgern ermöglichen.
Das heißt: Intensivbett, bedeutet nicht Intensivbett. Nicht jedes Krankenhaus kann die volle Therapie anbieten. Ein Intensivbett bei einem Regionalversorger ist nicht gleich ein Intensivbett beim Maximalversorger.
Triagieren