Thread by @Herstory_pod

Es gab zahlreiche Frauen, die im NS Widerstand geleistet haben. Gemeinsam mit @frauabgeordnete und @frauenvondamals werfe ich in diesem Thread in den kommenden Wochen deshalb ein Schlaglicht auf Frauen, die sich gegen den NS wandten.

https://twitter.com/Herstory_pod/status/1396684884773679105

Eine von uns wird täglich eine Frau vorstellen. Der Thread erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch wir kennen natürlich nicht alle Namen und Schicksale. Wir möchten einen Anfang machen und für Sichtbarkeit sorgen.

Weil wir heute starten, geht es mit einem kleinen Reigen los:

Selma Meyer engagierte sich 1923 in der pazifistischen Frauenliga, dem niederl. Zweig der Women's International League for Peace and Freedom, war Erstunterzeichnerin des Aufrufs zur Solidarität mit den Angeklagten der Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse 1935-37. #frauenimwiderstand

Sie stellte ihr Schreibbüro "Holland Typing Office" in Amsterdam für die Produktion der dt. Widerstandszeitschrift "Kameradschaft" von Theo Hespers und Hans Ebeling zur Verfügung. Sie unterstützte das Projekt auch finanziell. Selma Meyer war Jüdin.

Sie floh aus Amsterdam, kehrte aus Sorge um die Mutter aber zurück. Am 26.10.1940 wurde sie verhaftet, nach Berlin-Moabit gebracht. Sie starb offiziell an einer Bauchfellentzündung, laut Mitgefangenen an den Folgen der Folter. Mehr bei @_Anachronistin_
die-anachronistin.de/31-ein-komplot…

In der "Fabrikaktion" wurden ab 27. Februar 1943 bis zu 2000 jüdische Ehepartner:innen aus sog. "Mischehen" mit Deutschen verhaftet. Am Abend des 27. Februar 1943 verlangten deutsche Frauen vor der Sammelstelle in der Rosenstrasse 2-4 die Freilassung ihrer Ehemänner und Söhne.

Bis zu 600 sollen gleichzeitig protestiert haben. Die Frauen wichen auch dann nicht, als die SS Maschinengewehre auf sie richtete. Der Protest dauerte eine Woche - insgesamt protestierten bis zu 6000 Demonstrant:innen in der Rosenstraße.

1700-2000 Ehepartner:innen aus Mischehen wurden ab 6. März 1943 schließlich freigelassen. Sie überlebten den Krieg. Die anderen verhafteten Jüdinnen und Juden wurden nach Theresienstadt deportiert, die meisten von ihnen wurden dort sofort ermordet.
Mehr: rosenstrasse-protest.de

Hedwig Porschütz arbeitete ab 1943 als Stenotypistin beim Berliner Bürstenfabrikanten Otto Weidt und half ihm, seine jüdischen Mitarbeiter:innen zu schützen. Sie besorgte auf dem Schwarzmarkt Lebensmittel und gefälschte Papiere.

Sie versteckte 4 Jüdinnen in ihrer Wohnung. 3 der 4 Frauen überlebten. 1944 wurde sie wegen der Schwarzmarktgeschäfte zu 1,5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Krieg wurde ein Antrag auf Anerkennung und Entschädigung von der BRD abgelehnt: Jüdische Bürger:innen zu verstecken..

...sei nicht genug gewesen, um das System auszuhöhlen. Als frühere Sexarbeiterin und wegen der Schwarzmarktgeschäfte wurde ihr ein "niedriges sittliches und moralisches Niveau" attestiert. Das NS-Urteil gegen sie wurde erst 2011 aufgehoben.
Mehr: zeit.de/2012/30/Porsch…