Einhundert Jahre Antifaschismus: Eine lange Tradition. Auch der rechte rand ist mit seinen etwas über 30 Jahren ein Projekt von vielen in dieser historischen Linie gegen die extreme Rechte und – sorry, aber so ist es – für eine
2/ menschlichere Welt. Seit der Gründung des Magazins haben Redakteur*innen und Autor*innen immer wieder Begegnungen mit Überlebenden des Holocausts sowie mit Widerständigen gegen den Nationalsozialismus. Treffen der Generationen heißt es oft pathetisch. Doch Pathos
3/ war den Zeitzeug*innen während politischer Aktionen viel zuwider. Bei Treffen in privateren Kontexten war spürbar, dass all das Heroische noch mehr zu viel war. Sie haben sich dem geplanten Tod widersetzt, sie haben dem nationalsozialistischen Mainstream
4/ widerstehen können. Einige wenige von ihnen berichten in der Öffentlichkeit, um zu erinnern – zu mahnen. Prägende Momente, wie auch andere Treffen in anderen Kontexten.
Vom Bergdorf St. Anna di Stazzema geht der Blick weit in die Toskana. Am 12. August 1944 zogen an die 300
5/ Angehörige der 16. SS-Panzergrenadier-Division den Berg hoch, um 560 ältere Männer, Frauen und Kinder zu ermorden. Im Dorf überlebten nur wenige. Einer von ihnen sagte am 23. Juni 2005 zu einem der Nachfahren aus dem Land der Täter: »Komm, lass uns weiter feiern. Wir haben
6/ endlich gewonnen.« Einen Tag zuvor, 61 Jahre nach dem Massaker, hatte das Militärtribunal La Spezia zehn der ehemaligen SS-Männer in Abwesenheit zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Tränen und Umarmungen bei den Überlebenden und Angehörigen. Minuten der Erleichterung, die
7/ offenbaren, wie notwendig es ist, Unrecht auch juristisch als Unrecht zu bewerten – Minuten, die ewig bleiben.
Zeit ist auch bei einem Treffen in Dieppe relativ. Eine kleine Runde, fünf Frauen und zwei Männer aus der französischen Hafenstadt, wenn es richtig
8/ erinnert wird. Richtig erinnert wird, dass sie geduldig antworteten zu ihren Aktionen in der Résistance. Doch so recht wollten sie nicht en détail gehen, das hatten sie gelernt; machen und nicht reden. »Ach, wir waren alle jung, hatten keine Ahnung, wie Sabotage
9/ organisiert und Konspirativität so einzuhalten ist«, sagte eine sinngemäß und weiter: »Wir mussten viel und schnell lernen, die Zündschnur war auch mal zu kurz.« Und eine weitere nennt Namen jener aus ihrer Gruppe, die in der Normandie Züge und Gleise sprengten, die
10/ bei den Aktionen starben. Geschichte wird von einem Moment zum anderen Gegenwart. 50, 60 oder 70 Jahre fallen ineinander, werden erlebbar und spürbar – auch ohne, dass »Auschwitz« erwähnt wird. Ein Abendessen am Rande von Hamburg: Arbeitskolleg*innen einer
11/ befreundeten Person hatten eingeladen, mit am Tisch eine, die das Vernichtungslager und weitere Lager überlebte. Und als alle langsam das Ende der Runde einläuten wollten, wurde da noch wer sehr munter: »Gläser hoch, wir leben.«
Die Momente sind so nachhaltig,
12/ auch weil nach 1945 die mögliche familiäre Tradition eines Großvaters, der nach dem Ersten Weltkrieg gegen die »Freikorps« auf der Straße stand, einer Oma, die im Werk Flugblätter der KPD verteilte, oder einer Oma, die in Waffenbetrieben des Zweiten Weltkriegs Sabotage
13/ verübte, fast vollständig gekappt war. Die Personen waren tot oder geächtet – bis 1968. Eine jüngere Generation wendet sich den Menschen zu, die in einer menschenfeindlichen Zeit Mensch blieben. Bleibt man selbst Mensch, wenn die Verhältnisse
14/ sich radikal ändern? Wer weiß es? Die Überlebenden schafften es – und die Begegnungen wirken in der Redaktion nach. Danke!
Der Verfassungsschutz in Bayern darf den aktuellen 2019. VS-Bericht nicht mehr verteilen, da die rechtsradikale »Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt« ZFI geklagt hat.
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Das Gericht entschied unter anderem, dass es nicht plausible ist, warum jetzt erst. (Gründung ZFI 1981).
Wir schrieben über das Institut das den Holocaust leugnete im @derrechterand Ausgabe 21 - von 1993.
»»» Bundesverdienstkreuz für Geschichtsrevisionisten
In Österreich
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bezeichnet es der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrum, Simon Wiesenthal, als einen "schweren Fehler", daß man "entweder geschwiegen
oder die Angelegenheit als zu absurd angesehen" hatte, als "in neonazistischen Zeitschriften Stimmen laut wurden, die die Existenz
Im südniedersächsischen Einbeck hat sich ein 26-jähriger Neonazi schwer an der Hand verletzt, weil er einen Sprengstoffanschlag auf das Haus einer Antifaschistin in Einbeck verübt haben soll. Nachdem er 2019 mit zwei weiteren Neonazis in der KZ-Gedenkstätte
Moringen provoziert hatte, ist er recht einfach als der 1994 geborene Pascal Zintarra zu identifizieren. Zintarra zählt aktuell zur „Kameradschaft Einbeck“, gehört zum Umfeld von Thorsten Heise, war im Shirt seiner „Arischen Bruderschaft“ als
Ordner auf dem RechtsRock-Event „Eichsfeldtag“ eingesetzt und auch beim neonazistischen „Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen“ aktiv.