Kommen wir zu den Differenzierungen:
- Man „darf“ nix mehr sagen
- Man will nix sagen
- Man meint nix sagen zu brauchen
- Man kommt nicht zu Wort
- Man wird nicht gehört
- Man interessiert nicht
Ist für Kampagnen von Meinungs“forschern“ und -machern zu komplex.
Die Variante „darf“ enthält das bequeme Maximum an Passivität und Anonymität bei Absender und Gegenüber.
Die Variante, nicht zu interessieren oder wahrgenommen zu werden, wäre Kritik an politischen Prozessen und Personen.
Man selbst wäre am meisten gemeint, betroffen und verantwortlich, wenn man (lange, oft) gar nichts sagen wollte, weil doch „eigentlich“ alles nice ist … und zum Beispiel sowas auch zur Grundlage politischer Haltung und von Wahlentscheidungen macht(e).
(nicht zu) „dürfen“ würde ein entsprechendes Gesetz oder wenigstens eine entsprechende Forderung oder Anweisung von irgendeiner Autorität bedingen - gibt es nicht oder nur in Einzelfällen …
… „nicht dürfen“ externalisiert aber aus dem eigenen Verantwortungsbereich und möglichen Diskursraum. Deshalb ist es als Framing für Politik, Statistik und Boulevard so schön brauchbar.
Dass Politiker, die #Bundeskanzler werden wollen (oder sind) sich Gesprächspartner, Fragensteller und Fragesettings aussuchen wollen und können, gehört dazu, was man Teile der Bevölkerung „sagen lässt“!
Dass Politiker (vorsichtig formuliert) schwierige, unliebsame, peinliche Themen weglassen und wegdrücken, überhaupt Themen weglassen können, führt dazu, dass auch BürgerInnen dazu wenig sagen können. Man hat ja keine Ahnung.
Das zu knacken und zu öffnen, ist die Aufgabe von Journalismus, Bildung und Kunst.
Und wäre auch die Aufgabe von Politik.
Sagen und Sagen lassen ist auch ein Handwerk. Man kann das lernen. Und lehren:
Bei #medienkompetenz geht es nicht um Ballerspiele, oder wie das Handy funktioniert, sondern um die Beschäftigung mit „Sender“ und „Empfänger“ im Diskurs, im Streit, im Miteinander: Um Sagenkönnen und Sagenlassen - zusammen erging das: Sagendürfen.
Stattdessen zu fokussieren auf angebliche und tatsächliche Tabus, Wettbewerbe des „Jetztmalsagenmüssens“ und „Wohlnochsagendürfens“ auszurufen und dabei Tabu-Grenzen (scheinbar oder tatsächlich) zu verschieben, ist perfide und infam …
… und folgt einer politischen, gesellschaftlichen und natürlich auch einer wirtschaftlichen Agenda, natürlich.
Der Mainstream sind nicht irgendwelche Äußerungen und Meinungen und Texte und Worte - der Mainstream ist unser Zusammenleben unsere Gesellschaftsform und -Verfassung.