Beim Stellen eines Asylantrags auf europ. Boden und, im Falle eines positiven Bescheids, der Aufnahme in Europa handelt es nicht um Almosen, einen Akt der Barmherzigkeit od. Nächstenliebe, sondern ein verbrieftes Recht, das in und durch Europa erstritten wurde. #WorldRefugeeDay
Flüchtlingspolitik muss mehr sein als reine Sicherheitspolitik, mehr als Verwaltung von Lagern, mehr als Abkommen mit Drittstaaten.
Eine Sicherheitspolitik, die paradoxerweise chronische Unsicherheit für Betroffene (schutzsuchende Menschen) schafft und nur ein vermeintlich "subjektives Sicherheitsgefühl" für Europäer. Ob Ceuta, griech. Lager, türk. Grenze, Sterben im Mittelmeer - nichts daran ist sicher.
Papst Franziskus bezeichnete das Mittelmeer als den "größten Friedhof Europas", laut der @UNmigration ist sie die tödlichste Grenze der Welt - noch vor der stark militarisierten Grenze der USA zu Mexiko.
In einer globalisierten, pandemischen Welt haben sich Fluchtursachen diversifiziert & potenziert, und der Globale Norden trägt täglich dazu bei, dass sie weiter zunehmen. Die Instabilität vieler Herkunftsländer ist von Zielländer un/mittelbar mitverursacht.
Die Fragen von Ressourcen wird beim Thema Flucht immer zentraler werden: Ist jemand, der durch die Klimakrise seine Lebensgrundlage (Boden, Rodung, Fischerei) verliert, gezwungen sein Land zu verlassen oder tut er es freiwillig?
Wie umgehen mit aufkommenden Konflikten um rarer werdenen, fruchtbaren Grund und Boden? Und wer kann sich transnationale/-kontinentale Flucht als Rettung vor der Klimakrise überhaupt leisten?
Flucht nach Europa ist nicht nur sehr gefährlich, sondern auch sehr teuer, aufgrund fehlender legaler Fluchtmöglichkeiten fließt sämtliches Geld in die Hände von Schleppern. Das bedeutet ökonomische Auslese, die Ärmsten der Armen stecken im Kriegsland fest.
Im Umgang mit den Rechten marginalisierter Gruppen wie Flüchtlingen zeigt sich die Wehrhaftigkeit & Standhaftigkeit einer Demokratie. In Staaten, die dem Autoritarismus verfallen, werden ihnen als erstes die Rechte entzogen – ehe der Rechtsstaat insgesamt in Frage gestellt wird.
Der Umgang mit den Rechten Schutzsuchender ist der Lackmustest für unsere Demokratie. Lasst uns besser nicht daran scheitern. #Weltflüchtlingstag
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Ganz ehrlich, das ärgert mich. Seit Monaten weisen Expert*innen darauf hin, dass unzureichend, paternalistisch, verfehlt mit/in Communities kommuniziert wird. Wir wissen im Grunde nicht, wie gut sich Menschen mit Migrationshintergrund... oe1.orf.at/player/2020092…
...über Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen informiert fühlen, wie sie diese im Alltag umsetzen können, welche Informationswege sie wählen. Was sie brauchen, was ihnen Angst macht, wie man als Behörde auf Augenhöhe unterstützen kann.
Rein sprachliche Übersetzung ("zum Download auf der Website") ist zu wenig. Schon vor Corona war z.B. 1450 viel zu hochschwellig für die viele türkische MigrantInnen, wurde kaum in Anspruch genommen. Bereits im Sommer haben wir dazu Unterstützung & Forschung angeboten.
"Die Sorge, einen Pull-Effekt zu schaffen, der weitere Schutzsuchende motiviert, nach Griechenland zu kommen, ist unbegründet. Es gibt keinen belegten Zusammenhang zwischen der Asylpolitik eines Landes und der Zahl der Menschen, die dorthin fliehen." migazin.de/2020/09/15/off…
Weil hierzulande gerade wieder viel über soziale Brennpunkte und gemeinsame Werte gesprochen wird: Das ist der einzige tatsächliche Brand, um den wir uns sofort, bedingungslos und ohne ideologische Scheuklappen kümmern müssen. #Moria
Genau deshalb ist es an Zynismus kaum zu überbieten, die "sichere Grenzen" und die niedrigen Asylantragszahlen in Österreich & anderen europäischen Ländern ständig positiv hervorzustreichen. Das ist ihr grausames Fundament.
Das ist eine Katastrophe "long in the making", die Europa willentlich in Kauf genommen hat. Jede/r Politiker/in, die/der mit der Frage nach der Aufnahme von Menschen aus #Moria mit "Hilfe vor Ort" antwortet, disqualifiziert sich selbst für jeglichen demokratischen Diskurs.
Wir beobachten eine hohe Geburtenrate unter geflüchteten Frauen, wie es häufig nach erfolgter Migration der Fall ist: Etwa die Hälfte der Syrerinnen zw. 20 und 30 Jahren, die seit 2015 nach Ö gekommen sind, hat seit Ankunft ein Kind bekommen.
Diese Frauen stehen aufgrund von Mutterschutz&Karenz dem Arbeitsmarkt längere Zeit nicht zu Verfügung, können keine Weiterbildung besuchen. Sobald sie wieder als Erwerbspersonen beim AMS gemeldet sind, wurden viele der 2015 geschaffenen Integrationsmaßnahmen schon wieder gekürzt.
Die (ökonomische) Integration v. Frauen erfolgt aufgrund von Geburten, Sorgearbeit, etc. also oft langsamer als bei Männern, deshalb braucht es längere Planungshorizonte. Kürzt man Integrationmaßnahmen jetzt, kommen sie genau dieser wichtigen Gruppe nicht mehr zugute.
Ein früher, zaghafter, rein anekdotischer Befund: Meine Sozialkontakte sind durch Corona zwar weniger, aber viel intensiver gefunden, auch mit Menschen, die ich neu kennenlerne. Früher sehr oft Smalltalk* über Beruf, Dating, Politik etc. Heute auch das, aber tiefgehender.
Wir teilen unsere Dämonen, unsere Coping Strategien (nicht nur Corona-bezogen), was uns (positiv wie negativ) antreibt, was uns verzweifeln und was uns hoffen lässt, welchen Rucksack wir mit uns mitschleppen. Wir gewähren uns gegenseitig Einblick in unsere geschundenen Seelen.
Vielleicht hat manche von uns die Krise nicht stärker/härter gemacht (ohnehin eine gefährliche und nicht haltbare These), sondern durchlässiger und vulnerabler. Humbled, würde man im Englischen sagen.
Auch das @DIW_Berlin kommt zu dem Schluss: Geflüchtete, die seit 2015 nach Europa gekommen sind, sind im Schnitt (tw. wesentlich) höher gebildet als die Bevölkerung im Herkunftsland. diw.de/de/diw_01.c.79…
Wir bezeichnen das auch als "positive Selbst-Selektion" die Bildung betreffend. Migration ist immer auch eine Frage der Ressourcen, die meistens mit höherer Bildung einhergehen.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass sich die Ärmsten der Armen (und meist weniger Gebildeten) die Flucht nach Europa gar nicht leisten konnten und maximal innerhalb des Landes (Binnengeflüchtete) oder in Nachbarländer (Jordanien, Libanon) geflüchtet sind.