Klar, #IchBinHanna kann aus der Wissenschaft aussteigen & was anderes tun. Aber, liebe Leute, die Ihr nicht müde werdet, uns das zu raten: be careful what you wish for. Wenn das auch nur ein kleiner Prozentsatz macht, könnt Ihr Forschung & Lehre in D schnell vergessen. 🧵 (1/12)
Bereits jetzt sind Hochschulen völlig unterbesetzt. Dass an ihnen überhaupt Forschung & Lehre im jetzigen Umfang stattfinden können, liegt in der immensen Mehrarbeit begründet, die Beschäftigte unentgeltlich leisten. (2/12)
Wissenschaftliches Personal in D bestand 2018 zu 81% aus Nicht-Profs (Abb. #BuWiN S. 99). Von den 76%, die die größte Gruppe ausmachen, sind von denen unter 45 ganze 92% befristet beschäftigt. Die wenigen Entfristeten jonglieren oft mit hohem Lehrdeputat & Daueraufgaben. (3/12)
Die Abbildung zeigt eindrücklich: Der 'Mittelbau' macht im dt. Wissenschaftssystem mit Abstand den Großteil der Beschäftigten aus. Obendrein hält er den Betrieb mit unbezahlten Überstunden am Laufen (im Schnitt 13 pro Woche während Promotion & 10 pro Woche als Postdoc). (4/12)
Sollten sich im Zuge der #IchBinHanna-Diskussion nun vermehrt Leute zum #AusstiegHochschule entschließen oder gar nicht erst einsteigen, wird das schnell Auswirkungen auf das System haben. Denn wer soll die ganze Arbeit in Forschung/Lehre leisten, wenn die Leute wegfallen? (5/12)
Dass die, die drin bleiben, noch mehr Überstunden machen, ist weder realistisch noch wünschenswert. Systematische Überbelastung gefährdet nicht nur die Gesundheit der Betroffenen, sondern auch die Qualität der Arbeit. Wenn Kompensation so aber nicht funktioniert, was dann? (6/12)
Mit weniger Arbeitsleistung müssten Lehre & Betreuung von Studierenden umgestaltet werden. Mehr Studierende pro Veranstaltung, weniger Zeit für jede_n. ➡️ Qualität der Lehre leidet. Oder es könnten weniger Personen studieren. ➡️ Weniger Teilhabechancen & Fachkräftemangel. (7/12)
Weniger Arbeitsleistung wirkt sich auch auf Forschung aus. Da es an Grundfinanzierung mangelt, geht schon jetzt viel Zeit für Anträge drauf. Das wird bleiben, wenn sich an der Finanzierung nichts ändert. Wann soll dann noch geforscht werden? (8/12)
Wenn weniger Beschäftigte sich auf prekäre Arbeitsbedingungen einlassen & es keine fairen Alternativen gibt (angemessene Laufzeiten, 100% Bezahlung für 100% Arbeit, Dauerstellen nach der Promotion ...), wird es damit eng für Wissenschaft in D. (9/12)
Obendrein bleiben die, die aufgrund von Exklusionsmechanismen zusätzlichen Hindernissen ausgesetzt sind, weiterhin benachteiligt. Mit dem Rat zum #AusstiegHochschule an die, die es hineingeschafft haben, ändert sich nichts an diesen Ungerechtigkeiten. (10/12)
Ja, Ihr könnt Hanna raten, auszusteigen. Aber, wie @AnnikaSpahn treffend schreibt: Die systemischen Probleme bleiben dann weiter bestehen. Es droht sogar deren Verschärfung, wenn sich zu viel Arbeit auf noch weniger Schultern verteilt (s.o.). (11/12)
Ich kann jede_n verstehen, die_der aussteigt. Viele von uns spielen sicher oft mit dem Gedanken. Dass ich noch nicht raus bin, liegt daran, dass ich noch Hoffnung habe. Hoffnung, dass wir gemeinsam das System besser & gerechter machen können. Denn: (12/12)
Grund 1: Zweierlei Maß. Für Frauen gelten andere Bewertungsmaßstäbe, von ihnen wird anderes erwartet. Sie sollen emphatisch & sorgend sein. Sind sie es nicht, werden sie aufgrund dieses vermeintlichen sozialen Mangels aussortiert, gelten z.B. als feindselig (Q2). (2/15)
Lehrevaluationen durch Studierende spielen für Bewerbungen inzwischen oft 1 Rolle. Frauen, die o.g. Erwartungen nicht erfüllen, werden darin teils als kalt & gefühllos kritisiert. Es wird bemängelt, wenn sie nicht zu allen Studierenden persönliche Beziehung aufbauen (Q3). (3/15)
Die @DB_Bahn ist hinüber. Nutzungsanleitungs-🧵für alle die selten fahren: 1) Ihr werdet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unpünktlich sein. Plant großzügige Puffer ein (ca. 1/3 der Gesamtfahrzeit). 2) Je weniger Umstiege desto besser. Umstiege klappen fast nie.
3) Schaut in die App. Am Abend vorher. Am Morgen der Reise. Und immer wieder zwischendurch. Auch am Gleis, wenn Anschluss verspätet ist: Die App zeigt Gleiswechsel oft an bevor sie angesagt werden, und die Ansage ist regelmäßig zu knapp. 4) Nehmt Euch genug Essen & Getränke mit.
Verlasst Euch nie darauf, etwas im Bordrestaurant/bistro kaufen zu können. Da ist dauernd was kaputt oder das Personal fällt aus (verständlich bei dem Chaos). 5) Apropos Personal: Wer für die @DB_Bahn arbeitet, leidet wie Ihr darunter dass der Laden im Eimer ist.
Liebe dt. Wissenschaft, wir müssen reden. So, wie es zwischen uns ist, geht es nicht weiter. Von mir verlangst Du volles Commitment -- im Gegenzug bekomme ich von Dir maximale Unverbindlichkeit. Damit schadest Du auch Dir selbst. Ein #IchBinHanna-🧵 (1/13)
Als es mit uns losging, war alles aufregend & toll. Ich hab mich mit Riesen-Motivation auf Dich eingelassen. Dass Du erwartet hast, alles für Dich zurückzustellen, hat mich zwar leicht irritiert. Aber hey, ich wollte das mit uns. Ich war bereit, für Dich vieles zu opfern. (2/13)
Forschung & Lehre zum Beruf zu machen kam mir großartig vor. Was für ein Geschenk, mit so tollen Menschen zusammenzuarbeiten! Jeden Tag Neues zu lernen! Zugleich war schnell klar: Die berufliche Situation ist & bleibt wackelig, Angst vor der Zukunft ständiger Begleiter. (3/13)
Ich hab nun verschiedentlich mit Studierenden über #Präsenzlehre gesprochen - 🧵 mit Einsichten, die für Hochschulleitungen & Dozierende von Interesse sein dürften.
1) Wir sollten die Studierenden fragen, was sie wollen, statt zu unterstellen, dass wir das bereits wissen! (1/9)
Das gilt in erster Linie für Hochschulleitungen (& Ministerien), die hier regelmäßig behaupten, "die Studierenden" wollten Präsenzlehre, und per se davon ausgehen, dass #digitaleLehre zu psychischen Belastungen führe. Dazu haben Studierende Folgendes gesagt: (2/9)
(a) Auch Präsenz wird als Belastung empfunden, weil ein Risiko besteht, sich selbst oder andere anzustecken. Anstehende Familienbesuche zu Weihnachten machen Sorge & stellen vor die bittere Wahl: Präsenzlehre vorher nicht wahrnehmen & etwas verpassen oder Familie gefährden? (3/9)