Aber zum Kern der Sache: Durchaus beeindruckend ist die Geschwindigkeit, mit der Luca in viele Gesundheitsämter Deutschlands ausgerollt wurde. Ich hatte aber nie den Eindruck, dass es anfangs um die Qualität und Stabilität des Produktes ging. Sondern um schnelles Wachstum.
Aus meiner Erfahrung mit der Arbeit mit Gesundheitsämtern triffst du da aber auf immer neue individuelle Infrastrukturen, IT-Kenntnisse, digitaler Neugier und Lernwillen oder Lern-Unwillen.
Und hunderte individueller Probleme.
Nur ist es aber so, dass die #lucaApp durch den Fokus Wachstum diese Probleme lange angehäuft. Manche zeigen sich gerade jetzt eklatant.
Ab und zu sehe ich Probleme wie das Nichtverstehen des Entschlüsselungsprozesses durch Locations und will da eigentlich einen konstruktiven Vorschlag machen – ich hab das zumindest in einem Talk genau so schon mal artikuliert.
Ich habe aber aus meiner Erfahrung mit diversen Security Incidents, Feature Requests aus einem Gesundheitsamt etc. nie den Eindruck bekommen, dass das irgendwas zur Verbesserung beitragen würde.
Und das ist leider ein ernüchterndes Fazit. Luca schlittert so durch die deutsche Digitallandschaft und verursacht weiter Probleme, bei denen ich mir nicht mehr sicher bin, ob diese Probleme überhaupt noch wen interessieren.
Ich mach digitales Contact Tracing seit einem Jahr, habe gesehen, dass sinnvolle digitale Tools Gesundheitsämtern helfen können, aber da gehört der Wille dazu, erst einmal Prozesse zu verstehen.
Und nicht auf Expansion zu schielen.
Luca ist ein arg seltsames Pseudo-Open-Source-Projekt geworden, bei dem eine Community aus Gesundheitsämtern und Security Expert:innen einem Privatunternehmen dabei helfen muss, seine hohen Marketingversprechen irgendwie einlösen zu können und dafür Lizenzen zu kassieren.
Das war mein Fazit aus dem Mai. Daran hat sich auch weiterhin nichts geändert.
Da bringt auch Jammern und Schuldzuweisen an andere nichts.
Ich bin nach wie vor gerne bereit, mit Unternehmen auf Augenhöhe diese Pandemie ein klein wenig weniger schlimm werden zu lassen.
Aber dazu braucht es vor allem eins: eine Fehlerkultur auf Augenhöhe.
Etwas, das #LucaApp konstant vermissen hat lassen.
(Disclaimer: ich begleite das Thema Luca seit Anfang März, bin an mehr als einem Security Incident beteiligt gewesen, betreue ein Open Source Projekt namens IRIS connect zur Anbindung von Gesundheitsämtern an genau solche Systeme, weiß also schon ganz gut, was da so das (1/2)
Problem ist) (2/2)
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Bei einem ersten Feldtest der #lucaApp hatten wir noch die Frage gestellt, ob es eine Testumgebung gebe. Wie das halt so sinnvoll wäre bei der Evaluation einer Software.
Nun: es gibt so eine Art #lucaApp Testumgebung. Ein Live-System, lizenziert von 13 Bundesländern und aktiv in 313 Gesundheitsämtern in ganz Deutschland.
Spätestens jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, dieses #LucaApp System mehr als genau auf alle Probleme hin zu prüfen.
Aber bitte nicht mehr in einem bundesweiten "Oh mist, Exploit ist ja live, uppsi, fixen wir hinterher, Schaden wird schon nicht entstanden sein" Vorgehen wie bisher.
Ich sehe mich gemüßigt, zu den aktuellen Artikel in der FAS mit dem Titel "Einmal Mann sein, bitte" etwas anzumerken.
Zuallerst immer mal wieder die Frage: Warum haben in Artikeln, in denen es um die persönliche Geschichte einer Person, Außenstehende weit mehr inhaltliche Anteile als die Person selbst?
Im Prinzip gibt es im ganzen Artikel kein direktes Gespräch mit der Hauptperson, deren Name trotz Benennung als trans Mann immer Sara ist.