Thread by @DerRedstone_Pro

#Autismus trendet und ich habe grade nichts zu tun.
ich schreibe wohl jetzt einfach mal einen aufklärungs/rantthread, in der hoffnung das vielleicht der eine oder andere etwas davon lernt:

erstmal:
ich bin selber autistisch, und habe das enorme glück bei eltern aufzuwachsen,

die vernünftig damit umgehen. meine mutter hat sich die mühe gemacht einige bücher dazu zu lesen, und mir zu helfen wo sie kann.
erfolgreich wohlgemerkt.

zudem konnte ich auf eine montessorischule gehen, was mir den schulalltag vermutlich auch sehr sehr deutlich vereinfacht hat.

ich möchte aber vorallem grade mal über ein paar häufige vorurteile/misverständnisse über #Autismus schreiben, da diese oft auch ohne jegliche böse absicht kommen, und ich demnach denke das es hilft einfach darüber aufzuklären.

ich fange mal damit an das autisten keine emotionen hätten/keine emotionen lesen könnten.
das sie keine hätten ist erstmal völliger unsinn, das einzige was der fall ist ist das wir sie nicht ein einer art und weise ausdrücken die neurotypische menschen verstehen. allerdings

haben wir die emotionen davon nicht weniger.
und was das lesen von emotionen angeht ist es an der stelle realität das autisten sich oft schwer tun, die art und weise auf die neurotypische menschen emotionen ausdrücken zu verstehen. allerdings ist das kein einseitiges problem,

sondern beruht darauf das autisten emotionen halt anders kommunizieren als neurotypische menschen.

autisten können dafür zum beispiel sehr gut die emotionen von anderen autisten lesen.

weiterhin ein rant zur realität wie #Autismus oft "behandelt" wird, und warum das einfach nur grausam, und kein stück besser als konversationstherapie für homosexuelle ist:
an der stelle #StopTheShock und #ABAisAbuse

ABA ist eine "Therapie"form, in der Autistische kinder

effektiv wie hunde erzogen werden.

sie werden belohnt wenn sie das verhalten zeigen das die gesellschaft von ihnen gerne will, und teilweise sogar mit schmerzhaften elektroschocks bestraft wenn sie sich autistisch verhalten, auch wenn das kaum noch stattfindet. allerdings macht

es das nicht wirklich besser, da auch das reine vergeben von belohnungen immernoch hochgradig problematisch ist.

an der stelle übrigens: genausoschlimm wie elektroschocks sind, ist es ätzendes chlordioxid zu verabreichen, auch wenn das in dem glaube passiert, chlorbleiche wäre

ein medikament.

aber naja, das ist ne andere sache, es geht darum warum selbst das reine vergeben von belohnungen ein absolutes problem ist.

wenn man sich nämlich überlegt was man damit tut, dann stellt man fest man bringt das kind dazu sich anders zu verhalten als es das von

alleine tun würde.
das wäre auch völlig okay, wenn das ursprüngliche verhalten des kindes grundlos so ist.

allerdings kann man das typische autistische verhalten sehr gut begründen, hier ein paar beispiele:

typisch ist zum beispiel das "stimming", irgendwelches verhalten,

was im regelfall komisch aussieht, aber autisten hilft sich zu beruhigen und zu entspannen.
wenn man den kindern das dann verbietet, einfach nur weil es "nicht normal" ist, dann sorgt man dadurch dafür das sie dauerhaft unnötig gestresst sind.

und an der stelle macht es genau keinen unterschied ob man es ihnen mittels belohnungen abgewöhnt, oder ob man es mit bestrafungen macht. in beiden fällen signalisiert man dem kind das es nicht okay ist sich so zu verhalten, und das sollte man halt nicht tun.

ein anderes beispiel ist das viele autisten empfinlich gegenüber geräuschen/licht/geschmack/hitze sind.

so kann zum beispiel der besuch des supermarktes für ein kind die absolute hölle sein. und er wird nicht weniger schlimm, davon das das kind dafür belohnt wird es trotzdem

irgendwie auszuhalten.
was aber da zum beispiel tatsächlich helfen würde, wäre den kindern ohrenschützer / dunkle sonnenbrillen zu geben, die ihnen tatsächlich helfen die geräuschbelastung/das helle licht weniger stark aushalten zu müssen.

allerdings setzt auch das wieder vorraus das eltern akzeptieren das das eigene kind neurodivergent ist, und sich halt eben nicht "normal" verhalten wird. und das ist ja auch eigentlich garkein problem. das problem ist die gesellschaft die nicht akzeptiert das leute aus der reihe

tanzen.

viel zu oft wird bei autistischen kindern darauf geachtet wie es anderen geht, und es wird einfach vergessen das das kind selber auch ein mensch ist, und das es einem autisten auch schlecht gehen kann. und das führt dann halt zu depressionen und suizid.

ich hab grade mal eine quelle dazu gesucht, und die suizidrate unter autisten ist fucking 9x höher als unter neurotypischen menschen...
autismus-kultur.de/autismus/gesun….

mal abgesehen von so langweiligen dingen wie suizid: /s

die gleichen menschen die ihre kinder mit #Autismus so erziehen, sind dann die die auch über irgendwelche "unkontrollierbaren" "anfälle" (shutdowns/meltdowns) reden.

guess what: wenn man mal einen autisten fragen würde anstatt immer nur ohne autisten über autisten zu reden, wären diese meltdowns garnicht so unkontrollierbar.

die basieren nämlich eben genau darauf das die kinder vorher viel zu oft gezwungen waren ihren autismus zu verstecken.

und das führt halt zu sich anstauendem stress, und dieser sich anstauende stress führt dann irgendwann dazu das das kind einfach absolut überlastet ist, und das zeigt sich dann als shutdown/meltdown.

letztendlich weiß ich nicht mehr was ich sonst groß sagen soll:
vielleicht noch das wenn euch jemand beim reden nicht in die augen schaut, das keine respektlosigkeit sein muss, und auch absolut garnicht relevant dafür ist wie gut die person euch zuhört.

und sonst bin ich prinzipiell gerne bereit fragen zu dem thema zu beantworten falls irgendwer hier das liest und welche hat.

und sonst:
wenn ihr irgendwie über #Autismus reden wollt:
ganz prinzipiell:
redet doch bitte mit autisten und nicht nur über autisten.

viel zu oft wird von leuten darüber philosophiert was gut und was schlecht für autisten wäre, ohne einfach mal die zu fragen die es am besten wissen. nämlich autisten.

übrigens auch wenn es um non-verbale autisten geht. wir können vielleicht nicht perfekt für die sprechen,

aber wir wissen prinzipiell wie sie sich fühlen, und können uns sehr wahrscheinlich besser in sie hineinversetzen als irgendwer sonst.

und sonst:
authenticallyemily.uk/blog/what-i-wa…

achso, und übrigens hilft es uns wenn wir tolle ratschläge bekommen etwas "einfach mal machen zu sollen" oder so, ungefär so sehr wie wenn man jemandem depressiven sagt er solle "einfach mal an was schönes denken"

achso, noch ne ergänzung: der einfachste weg autistische kinder zu etwas zu bringen ist es ihnen ne logische begründung zu geben warum sie das tun sollten.

wenn das nicht möglich ist sollte man darüber nachdenken ob das kind das jetzt unbedingt tun muss.

eine logische begründung kann an der stelle übrigens auch sein "ich hatte einen anstrengenden arbeitstag, könntest du mal bitte XY aus dem keller holen". aber halt eben nicht "hol mal bitte XY aus dem keller"

weitere ergänzung:

https://twitter.com/Aha31124965/status/1430227352940859400?s=20

die erklärung dafür ist übrigens das neurotypische menschen geräusche die dauerhaft im hintergrund vorhanden sind, einfach ausblenden können. viele autisten können das so aber halt nicht. andererseits geht das aber nicht nur in eine

richtung.
es geht nämlich auch in die richtung das uns autisten dinge die wir gut finden weniger langweilig werden. das wird oft als eine obsession wahrgenommen, aber in der realität ist es einfach nur das sich das positive empfinden weniger relativiert.