(1/15)Unsere Studie im Auftrag von @mom_inst zur Situation von Arbeitslosen wirft einen Blick hinter die Zahlen der Arbeitslosenstatistik. Wir wollen damit zu einer sachlichen, vorurteilsfreien Diskussion über Arbeitslosigkeit beitragen. (Danke @LukasLehner_ für d. Kooperation!)
Fakt 1: Arbeitslose sind nicht selbst schuld. 3 von 4 wurden entlassen. Hinzu kommen jene, die z.B. aufgrund einer Erkrankung arbeitslos wurden. Nur 12% haben freiwillig ihren Job aufgegeben. (2/15)
Fakt 2: Wenn überhaupt, dann ist „freiwillig“ arbeitslos, wer es sich auch leisten kann: also wer gut verdiente und rasch einen neuen Job findet. Unter arbeitslosen Akademiker*innen haben mehr als 50% selbst gekündigt, unter jenen mit max. Lehrabschluss nur 8%. (3/15)
Fakt 3: Arbeitslose wollen arbeiten: 95% suchen aktiv nach einem neuen Job. (Von den restlichen 5% ist ein Teil z.B. aufgrund einer Erkrankung arbeitslos). 83% haben im letzten Monat im Schnitt 6 Bewerbungen verschickt. Die Spannbreite reicht bis zu 30 Bewerbungen/Monat. (4/15)
Fakt 4: Auf 6 Bewerbungen erhalten Arbeitslose durchschnittlich nur 1 Einladung zu einem Bewerbungsgespräch. Nach einem halben Jahr müssen Arbeitslose schon 14 Bewerbungen für 1 Einladung verschicken, Langzeitarbeitslose sogar 16. (5/15)
Fakt 5: Frauen, Ältere und Migrant*innen erhalten seltener Einladungen auf d. Bewerbung. Im Schnitt fühlt sich jede*r vierte Arbeitslose in Bewerbungsverfahren diskriminiert, zu den häufigsten Gründen zählt die eigene soziale Herkunft/Stellung/Arbeitslosigkeit #Klassismus. (6/15)
Fakt 6: Arbeitslosigkeit ≠ Freizeit: Der Hälfte zerfällt die Tagesstruktur, und 8 von 10 sind im Alltag stark eingeschränkt. Ein Fünftel leidet unter depressiven Gedanken, Nervosität und Angstzuständen. Hinzu kommt der Stress der Bewältigung der Existenzsicherung: (7/15)
Fakt 7: Zwischen 51% - 66 % aller Arbeitslosen leben unter der Armutsgefährdungsschwelle. Dies hängt auch mit der geringen Entlohnung von Arbeiter*innenjobs in Produktion und Dienstleistung zusammen, die schon vor der AL häufiger armutsgefährdet sind. (8/15)
Fakt 8: Die wichtigste Funktion des Arbeitslosengeldes – die Existenzsicherung - versagt: Knapp die Hälfte (47%) der Arbeitslosen kann sich vier von sieben Grundbedürfnissen nicht mehr leisten. (9/15)
Fakt 9: Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen (58%) braucht zusätzlich zum Arbeitslosengeld eigene Ersparnisse auf – wenn überhaupt vorhanden. Andere „Geldquellen“ werden notwendig: Gelegenheitsjobs, private Ausleihen im Bekanntenkreis, Verschuldung. (10/15)
Fakt 10: 6 von 10 Arbeitslosen haben das Gefühl, sie seien kein wertvoller Teil der Gesellschaft mehr. 35% schämen sich für ihre Arbeitslosigkeit und 44% versuchen zu verheimlichen, dass sie arbeitslos sind. (11/15)
Abschließend: Zwei Alarmsignale – schon 7 von 10 Arbeitslosen haben das Gefühl, die Politik behandelt sie wie Menschen „zweiter Klasse“. Im Parlament fühlen sich nur noch 3 von 10 repräsentiert. (12/15)
Das waren viele Zahlen – aber sie ergeben ein Gesamtbild: Das was von Medien und Politik (meist anekdotisch) über Arbeitslose kolportiert wird, entspricht nicht ihrer Lebensrealität. Arbeitslosigkeit wird in AT zu oft vorurteilsbehaftet und ideologisch diskutiert. (13/15)
Die Realität von Arbeitslosigkeit sieht aber anders aus. Diese in der kommenden Arbeitsmarktreform zu verbessern sollte der Ausgangspunkt sein. (14/15)
Download der Studie: sora.at/nc/news-presse…
(Der komplette Datensatz wird von uns Ende Oktober der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt) (15/15)
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Heute wurden gleich zwei unserer Studien präsentiert: Die Schulkostenstudie und der aktuelle Arbeitsklima Index @AK_Arbeitsklima, beides in Zusammenarbeit mit der @Arbeiterkammer (Thread 1/4)
2/4 Der Arbeitsklima Index zeigt: Mehr als die Hälfte der Systemerhalter*innen kommt kaum mit dem Einkommen aus. Trotz hoher Arbeitszufriedenheit ist das Berufsprestige ungleich verteilt. Mehr Infos: sora.at/nc/news-presse…
3/4 Die Corona-Pandemie hat die Ausgaben von Eltern stark in die Höhe getrieben. Das zeigt unsere Schulkostenstudie für die @arbeiterkammer.
59% der Eltern haben in Zeiten von Distance-Learning deutlich mehr für die Bildung ihrer Kinder ausgegeben als in den Jahren zuvor:
7 Gründe, warum die Umfragen in den USA diesmal recht behalten könnten (Thread).
Die US-Pollster kennen mittlerweile das Phänomen Trump. 2016 hat es sie „kalt erwischt“, heute ist Trump demoskopisch eine bekannte Größe, wie bei uns die FPÖ. (1/7)
Erstaunlicherweise haben 2016 noch viele US-Pollster ihre Samples nicht nach Bildung gewichtet (bei uns seit jeher selbstverständlich) und diese krasse Unzulänglichkeit offenbar größtenteils beseitigt (2/7): fivethirtyeight.com/features/what-…
Viele haben sich an unsere Berechnung der für 4 Tage gemittelten relativen Zuwachsraten gewöhnt und uns erreichen einige Anfragen dazu, vielen Dank für das rege Interesse! Wir haben uns entschieden von der Berechnung der Zuwachsraten abzusehen, aus mehreren Gründen. (Thread). 1/6
Die Berechnung der Zuwachsraten waren in einer Frühphase der Ausbreitung sinnvoll. Die Beobachtungen des Trends der Zuwachsraten bis vergangene Woche hatte zwei Ziele: 1. Durch Mittelungen das tägliche Zufalls-Auf und Ab einzufangen. 2/6
2. Zu beobachten, ob es eine Verlangsamung gibt (worauf die Daten gedeutet haben).
Wir sind mittlerweile in einer neuen Phase, in der es eine immer höhere Anzahl an Gesundeten gibt. In der offiziellen Statistik sind es bereits 1.095 Personen, es werden täglich mehr. 3/6