Das was Christian Drosten hier sagt, beantwortet für mich persönlich eine wichtige Frage, die ich mir schon lange stelle:
Inwieweit ist es als Geimpfter überhaupt noch sinnvoll, der Infektion weiterhin aus dem Weg zu gehen?
1/
Es fällt mir schwer, mich auf diesen Gedanken einzulassen, aber rational gesehen leuchtet es mir schon ein:
Eigentlich läuft es ohnehin darauf hinaus, dass man dann auch als Geimpfter irgendwann mal seine erste, seine zweite, seine Dritte Infektion mit dem Virus hat.
2/
Und das hinterlässt zwar vielleicht ein mulmiges Gefühl, ist aber vom Risiko her vertretbar, denn die Impfung schützt hervorragend vor schweren Verläufen.
Zudem ist es nach aktueller Perspektive der einzige Weg, um wirklich eine jahrelang anhaltende Immunität zu erlangen.
3/
Eigentlich könnte man daraus schließen, dass man jetzt als Geimpfter auch wirklich die Vorsichtsmaßnahmen, sich selbst vor Infektion zu schützen komplett über Bord werden kann.
4/
Dennoch halte ich anbetrachts der anstehenden Belastung des Gesundheitssystems für angemessen, sich noch etwas zurück zu halten.
Ich selbst werde vor allem aus Rücksicht auf Ungeimpfte im Umfeld (eine meiner Töchter, Teile der Verwandtschaft [leider!]) noch etwas aufpassen.
5/
Außerdem werde ich mich weiterhin dort, wo ich für (fremde) Ungeimpfte eine Gefahr sein könnte testen und/oder Maske tragen.
6/
Aber wenn in meinem eigenen Umfeld alle immun sind (sei es durch Impfung oder Infektion), sehe ich rational keinen überzeugenden Grund mehr, alles daran zu setzen, einer Infektion aus dem Weg zu gehen.
7/
Es ist ohnehin ausweichlich, wir sollten der Realität ins Auge schauen.
Sein Leben in selbstgewählter Dauerisolation zu verbringen macht für Geimpfte (sofern sie kein Risiko-Umfeld haben) keinen Sinn.
8/8
Weil das paar Leute irritiert:
Weder @c_drosten noch ich sagen damit, dass man sich als Geimpfter jetzt rücksichtslos ins Infektionsgeschehen stürzen soll.
Zurückhaltung und Vorsicht sind gut, solidarisch ggü Ungeimpften (zb. U12) und helfen, Welle 4 nicht explodieren zu lassen.
Bitte schaut euch das Video im Original an, um den Kontext besser einordnen zu können, in dem Christian Drosten das sagt.
Ich bin auch nur ein kleines Licht, vielleicht liege ich falsch.
Aber mir kommt es ungefähr so vor, als wären wir auf der Titanic, welche mit dem Eisberg (=Delta) kollidiert ist.
1/
Dass das Schiff sinken wird (=Durchseuchung), halte ich an diesem Punkt für klar.
Daher kommt es mir mittlerweile auch wenig hilfreich vor, zu fordern, dass das Schiff unsinkbar gemacht werden sollte (=ZeroCovid oder NoCovid).
2/
Durchaus sinnvoll kommt es mir aber vor, die Anstrengungen zu verstärken, das Sinken zu verlangsamen, indem man vielleicht Wasser aus den vollgelaufenen Segmenten abpumpt (=Maßnahmen zur Eindämmung).
3/
Allzu lange dürfte die Covid Welle jedenfalls nicht mehr auf den Krankenhäusern lasten.
Denn viele Berechnungen gingen davon aus, dass UK mit der Durchseuchung noch vor dem Winter fertig wird.
▶️Deutschland hat wesentlich weniger % der älteren Bevölkerung geimpft als England◀️
Würden wir die Maßnahmen in ähnlichem Maße aufheben wie England, hätte das daher hier für das Gesundheitssystem und die Betroffenen wesentlich schwerwiegendere Folgen.
Um ehrlich zu sein:
Ich glaube ähnlich wie in UK, nur etwas verzögert.
Denn die Reproduktionszahl von Delta unter 1 zu drücken (v.a. im Winter), würde extrem harte Maßnahmen erfordern. Und die wären gesellschaftlich nicht mehr konsensfähig.
🧵
In UK gehen viele Berechnungen übereinstimmend davon aus, dass die Durchseuchung noch vor dem Winterbeginn weitestgehend abgeschlossen sein wird.
Diese Kalkulation aus dem Screenshot hier etwa stammt von der Academy of Medical Sciences. acmedsci.ac.uk/file-download/…
Da auch wir Delta nicht vom exponentiellen wachsen abhalten können werden, wird das auch bei uns passieren:
Noch bevor der Winter vorbei ist, wird die Gesellschaft auch bei uns einmal größtenteils durchimmunisiert sein.
Die einen durch Impfung, die anderen durch Infektion.
Auf ▶️Zypern◀️ haben die 10-19jährigen eine 14-Tages-Inzidenz von etwa 2400!
Das heißt auf 2 Wochen gesehen wird 1 von 42 positiv getestet.
Und das ist der Datenstand vom 8. Juli, seither sind die Fallzahlen weiter gestiegen. Zudem gibt's eine Dunkelziffer.
1/
An der Divergenz bei
1⃣Altersverteilung der Fälle
und
2⃣Altersdurchschnitt der Krankenhaus- und Intensivstations-Fälle
kann man ein weiteres mal sehen, wie viel schwerer Covid für Ältere verläuft.
(Es gibt aber auch viele frisch infizierte, die sich ggf erst verschlechtern)
2/
Besonders extrem muss es im Distrikt Ammochostos sein.
Da war die Gesamt-Gesellschafts-Inzidenz zum 8. Juli bei etwa 2000.
Wie es da inzwischen bei den Jugendlichen aussieht, möchte ich mir gar nicht ausmalen.