CN #ComingOut
Ich bin lesbisch, mit 16 habe ich das das erste Mal ausgesprochen, verzweifelt und weinend bei der Telefonseelsorge. Als ich in die Medienwelt eingestiegen bin, habe ich mich immer direkt geoutet. Wenige Jahre später habe ich damit aufgehört, here's why.(1/x
Als ich mit 18 auszog, wollte ich selbst entscheiden, wann und wie ich mich oute. Ich wollte es schnell hinter mich bringen und dachte: Flucht nach vorne, wenn du dazu stehst, kann dir keiner was. Damit lag ich falsch. (2/11)
Meine Coming Outs zogen nicht immer, aber leider mehrfach Diskriminierung und Beleidigungen nach sich (wie "fette Lesbentonne"). Zweimal habe ich nach solchen Vorfällen Jobs aufgegeben und dadurch beschlossen, mich nicht mehr sofort zu outen. (3/11)
Ich habe mir eingeredet, dass meine sexuelle Orientierung ja egal sei und niemanden was anginge. Habe auf die Frage, ob ich einen Freund habe, einfach nur mit "nein" geantwortet. Doch ich habe mich dabei jedes Mal unfassbar scheiße gefühlt, mich selbst so zu verleugnen. (4/11)
Wie damals in der Schule vor meinem Coming Out, als ich Angst hatte, jemand könnte es herausfinden. In Redaktionen habe ich über Wochen und Monate beobachtet und abgewägt, wem gegenüber ich es aussprechen kann. Geholfen haben mir die wenigen Kolleg:innen, die (5/11)
...bereits geoutet waren und durch die ich besser abschätzen konnte, was es für mich bedeutet. Ich war gefangen in ständigen Abwägungsprozessen, was ich von mir erzähle und wem. Dennoch redete ich mir ein, es sei meine Privatsache. (6/11)
Wenn ich es dann doch ausgesprochen habe, war da immer diese innere Unruhe und die Sorge vor den Folgen. Erst seit ich in einem Team arbeite, in dem wir viel über Diskriminierung und Diversität sprechen, verstehe ich, dass es nie meine Privatsache war. (7/11)
Redaktionen tragen eine Verantwortung, dass sich jede:r dort wohlfühlt. Die Rufe nach Diversität bringen nichts, wenn man nicht bereit ist, Kolleg:innen zu sensibilisieren + eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der jede:r merkt, dass es okay ist, queer, trans, etc. zu sein.(8/11)
Solange Menschen Angst haben, sich zu outen, ist es ein gesellschaftliches Problem, kein privates. Als Jugendliche kannte ich in meinem Umfeld keinen geouteten Erwachsenen. Ich hatte keine queeren Vorbilder, habe mir aber welche gewünscht und hätte sie dringend gebraucht. (9/11)
Später habe ich erfahren, dass es diese Menschen gab, sie hatten nur Angst, sich zu outen. Das kann ich nur zu gut verstehen. Mein erstes Coming Out ist jetzt zehn Jahre her und ich will das nicht mehr. Ich möchte als #LGBTQIA+-Person nicht unsichtbar sein. (10/11)
Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal mit zitternden Fingern getwittert, dass ich lesbisch bin und meine Bio geupdatet.
An die Menschen, die in Redaktionen durch ähnliche Struggles gehen: Meldet euch gerne.
Ihr seid nicht allein. Viele von uns sind nur nicht sichtbar. (11/11)

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